Bundesliga
An diesem Thomas Müller kommt Jogi Löw nicht mehr vorbei
- Aktualisiert: 31.01.2021
- 08:44 Uhr
- ran.de
Beim 4:1 der Bayern gegen Hoffenheim war Thomas Müller einmal mehr einer der Schlüsselspieler. Auch Bundestrainer Joachim Löw müsste erkannt haben, dass er um eine Rückholaktion des Stürmers in die Nationalmannschaft nicht mehr herumkommt.
München - Nach Abpfiff versagte plötzlich die Klappe zum Spielertunnel in der Allianz Arena ihren Dienst. Über einen Umweg gelangten die Spieler in die Kabine. Es war das Einzige, was an diesem Nachmittag beim FC Bayern nicht nach Plan lief. Der Rekordmeister nahm erfolgreich Revanche für die 1:4-Hinrundenpleite gegen die TSG Hoffenheim - just mit demselben Ergebnis.
Wie so oft in dieser Saison war Thomas Müller einer der Erfolgsgaranten im Spiel der Münchner. Ein Lattenlupfer, ein Tor, das er sich in Kooperation mit Robert Lewandowski quasi selbst erarbeitet hatte - so das beeindruckende Zeugnis seines Arbeitstages. Dass dann auch noch Jerome Boateng einen seltenen Torerfolg bejubelte, gab dem Drehbuch den Feinschliff. Vor allem in Anbetracht dessen, dass auf der Tribüne Bundestrainer Joachim Löw seine aussortierten Weltmeister glänzen sah.
Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren, nach zwei enttäuschenden Turnieren (EM 2016, WM 2018) hatte Löw Müller, Boateng und Mats Hummels kurzerhand vor die Tür gesetzt. Zu Gunsten einer Verjüngung der Nationalmannschaft. In der Sache war dieser Schritt seinerzeit durchaus nachvollziehbar, der Stil jedoch ließ zu wünschen übrig.
19 Scorerpunkte in 19 Spielen
Zuletzt hatten Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff ein Comeback des Trios immer wieder ausgeschlossen. Im Fall Müller scheint das letzte Wort allerdings nicht gesprochen. Zu gut präsentiert sich der 31-Jährige Woche für Woche - und das seit Monaten.
19 Scorerpunkte nach 19 Bundesliga-Spieltagen. Zehn Tore, neun Assists. Erstmals seit der Saison 2015/16 trifft Müller wieder zweistellig – dabei stehen 16 Spieltage ja noch aus.
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Müller bleibt gelassen
Die Anwesenheit des Bundestrainers habe ihn gegen Hoffenheim nicht beflügelt, gab Müller zu verstehen. Er habe es im Vorfeld nicht einmal gewusst. "Ich glaube, auch die letzten Spiele waren ganz gut. Und da war der Bundestrainer auch nicht im Stadion", sagte er am "Sky"-Mikrofon. Der Pressesprecher der Bayern habe ihn nach Abpfiff dann aber informiert, "dass da was kommen könnte".
Müller hofft still, an der Diskussion beteiligt er sich nicht. Seine Argumente liegen auf dem Platz. Der Plan könnte am Ende aufgehen. Eigentlich kommt Löw schon jetzt am Bayern-Knipser nicht mehr vorbei. Allein in den letzten vier Ligaspielen traf er viermal und war damit maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Bayern aus ihrer Mini-Krise nach dem Aus im DFB-Pokal schnell wieder berappelten.
Müller-Comeback "unumgänglich"
"Für mich ist es unumgänglich, dass er im Sommer mit zur Europameisterschaft fährt, sollte er gesund bleiben", forderte "Sky"-Experte Dietmar Hamann nicht zum ersten Mal. "Im Moment hat er einen Riesen-Lauf. Gerade bei einer jungen Mannschaft kann man gar nicht hoch genug einschätzen, was er für einen Wert hätte." Ganz besonders bei Geisterspielen als "Radio Müller" und verlängertem Arm des Trainers auf dem Platz.
Hamanns Plädoyer für das Leistungsprinzip teilen auch andere Experten. Lothar Matthäus und Bastian Schweinsteiger hatten zuletzt ebenfalls ein Umdenken beim Bundestrainer gefordert.
Kein Nationalspieler so gut wie Müller
Hamann verwies auch auf die aktuellen Offensivkräfte in der DFB-Elf. Müller stelle sie allesamt in den Schatten. Ob Timo Werner (FC Chelsea, 4 Tore), Kai Havertz (FC Chelsea, 1 Tor), Leroy Sane (FC Bayern, 4 Tore), Serge Gnabry (FC Bayern, 5 Tore), Marco Reus (BVB, 3 Tore) oder Julian Brandt (BVB, 1 Tor) – keiner kann Müller in dieser Saison auch nur annähernd das Wasser reichen.
"Wenn man über Müller spricht, dann sind das natürlich fast nur Superlative, was er die letzten zehn, zwölf Jahren geleistet hat. Das ist technisch nicht das Feinste, was wir sehen. Aber der Ball muss eben ins Tor. Und er macht das mit Gewalt", so Hamann weiter. Genau das gelang der Nationalmannschaft im vergangenen Jahr nicht wirklich.
Doch wer weiß. Vielleicht ist das Comeback näher als gedacht. Vielleicht war der Bundestrainer ja genau aus einem Grund in München zu Gast: um die Müller'sche Rückholaktion einzufädeln. Denn auch Löw weiß: Eine weitere Schlappe bei einem großen Turnier würde wohl auch für ihn die letzte Klappe bedeuten.
Carolin Blüchel
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