FC Bayern nach der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt
"Auch nur Menschen" - Wird die Marathon-Saison selbst dem FC Bayern zu viel?
- Aktualisiert: 20.02.2021
- 23:04 Uhr
- ran.de/Martin Jahns
Der FC Bayern geht angeschlagen in die heiße Saisonphase: Seit der Rückkehr aus Katar kann der Rekordmeister weder seine Spiele, noch seine Personalsorgen verwalten. Weil der zweite Anzug nicht sitzt, droht die Marathon-Saison den Rekordmeister zu erdrücken.
München - So schlimm lief es für Manuel Neuer nicht einmal auf Schalke. 31 Gegentore hat sein FC Bayern mit dem 1:2 im Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt nach 22 Spieltagen bereits kassiert. Derart oft musste Neuer in seinen 14 Bundesliga-Jahren zu diesem Saison-Zeitpunkt noch nie hinter sich greifen.
Auch für die Bayern ist der Wert historisch schlecht: Das letzte Mal, dass der Rekordmeister nach 22 Spielen so viele Gegentore kassiert hatte, ist schon 29 Jahre her: 1991/92 waren es 33 Gegentore. Damals verschlissen die Münchner drei Trainer binnen einer Saison und wurden letztlich Zehnter. Dass sie aktuell trotz der Gegentor-Flut Spitzenreiter sind, haben sie vor allem Robert Lewandowski zu verdanken, der mit seinem 26. Saisontor gegen Frankfurt weiter auf Gerd Müllers Spuren wandelt.
Doch seit der Rückkehr aus Katar reicht selbst der Weltfußballer in Bestform nicht mehr aus, um das größte Problem zu kaschieren: Die Bayern können nicht mehr verwalten - weder ihre Spiele, noch ihre Personalsorgen.
Bayern rennt wieder Rückstand hinterher
Sowohl beim 3:3 gegen Bielefeld als auch bei der Pleite in Frankfurt hakte es im Angriffsspiel zunächst. Doch statt eine solche Schwächephase dank einer stabilen Abwehr und sicherem Ballbesitzspiel zu überstehen, setzte es gegen Bielefeld und Frankfurt zweimal einen frühen Zweitore-Rückstand.
"Wir haben nichts aus dem Bielefeld-Spiel gelernt", sagte Neuer nach der Partie in Frankfurt bei "Sky": "Das reicht gegen so eine Mannschaft nicht. Die haben offensivstarke Spieler und haben uns vor Probleme gestellt."
Wie schon gegen die Arminia war auch gegen die Eintracht die rechte Abwehrseite in Abwesenheit des Corona-erkrankten Benjamin Pavard die größte Schwachstelle. Während sich gegen Bielefeld noch Bouna Sarr für einen Bankplatz empfahl, sah in Frankfurt auch Niklas Süle als Rechtsverteidiger bei beiden Gegentoren unglücklich aus, beim ersten im Verbund mit Leroy Sane. Dabei ist die Stärke der Eintracht über die Seite von Assist-Maschine Filip Kostic wahrlich kein Geheimnis.
So wurde die Partie zu einem weiteren Kraftakt. Denn was folgte, war einmal mehr ein Aufbäumen der Bayern-Offensive – nur diesmal ohne Happy End. "Das war ein gutes Bild, das wir in der zweiten Halbzeit abgegeben haben. Wenn wir so von Anfang an spielen, gewinnen wir das Spiel in einer gewissen Höhe", so Neuer. Auch Trainer Hansi Flick zeigte sich mit der zweiten Halbzeit "zufrieden".
Dass die Bayern sich steigerten, lag auch an personellen Korrekturen durch Flick. Nach Sarr in der Vorwoche konnten gegen Frankfurt auch Marc Roca und Eric Maxim Choupo-Moting in der Startelf nicht überzeugen und wurden ausgewechselt. Stattdessen musste Flick eben doch wieder bewährte, aber eigentlich geschwächte Kräfte wie Leon Goretzka bringen. "Ich hätte auch nicht gedacht, dass Leon Goretzka so gut ins Spiel kommen würde", gestand Flick nach dem Spiel bei "Sky" offen ein. Doch wie lange müssen die ohnehin schon überspielten Leistungsträger wie Goretzka noch die Kohlen aus dem Feuer holen?
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Das Polster auf Leipzig schmilzt
Flicks Problem: Es wird immer offensichtlicher, dass bis auf den derzeit formstarken Leroy Sane kein Neuzugang imstande ist, die Arrivierten zu entlasten. Statt mithilfe der zweiten Garde vor dem wichtigen Saisonendspurt Kräfte und Punktepolster zu managen, schwindet den Bayern derzeit beides. "Wenn wir Punkte abgeben wie gegen Bielefeld und spielen wie in der ersten Halbzeit, dann ist es natürlich so, dass der Vorsprung schmilzt", so Flick.
Gewinnt RB Leipzig am Sonntag gegen Hertha BSC, rücken die Sachsen dem FC Bayern binnen zwei Wochen von sieben auf zwei Punkte auf die Pelle. Mit Duellen in Leipzig Anfang März und in Dortmund Anfang April stehen den Bayern zwei unangenehme Auswärtsspiele bevor. Bereits am Dienstag wartet mit Lazio Rom ein weiterer Brocken im Achtelfinale der Champions League.
Knüppelharte Wochen also. Und das in einer Phase, in der sie an der Säbener Straße eigentlich Entlastung bräuchten. "Wir haben turbulente Tage hinter uns und sind auch nur Menschen", so Flick. Derzeit sieht es tatsächlich so aus, als könnte diese Marathon-Saison sogar die Bayern erdrücken.
Martin Jahns
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