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Bayer Leverkusen im ran-Check: Ohne Kai Havertz zurück in die Champions League?
- Aktualisiert: 15.09.2020
- 11:29 Uhr
- ran.de / Julian Huter
Vor dem Start der Bundesliga-Saison 2020/21 nimmt ran.de die 18 Teams unter die Lupe. Diesmal: Bayer Leverkusen.
München - In der ersten vollen Saison unter Trainer Peter Bosz spielte Bayer Leverkusen stellenweise begeisternden Offensiv-Fußball und war in der Bundesliga sogar eine von nur zwei Mannschaften, die die schier übermächtigen Triple-Bayern unter Hansi Flick schlagen konnten.
Dennoch endete die Saison letztendlich mit einer Enttäuschung. Bayer schrammte am Ende hauchdünn am angestrebten Champions-League-Platz vorbei und musste Borussia Mönchengladbach den Vortritt lassen. Für die Werkself blieb am Ende nur der ungeliebte fünfte Tabellenplatz - und damit die Europa League.
Großes Thema in diesem Sommer war im Rheinland natürlich der Transfer von Kai Havertz.
Dass der hochveranlagte Jungstar Leverkusen verlässt, war schon länger klar. Am Ende zog sich die Transfer-Saga mit dem FC Chelsea dennoch länger hin. Letztendlich wechselte Havertz für 80 Millionen Euro plus erfolgsabhängigen Bonus-Zahlungen nach London und avancierte damit zum teuersten deutschen Fußballer der Geschichte.
Das ist neu
Auch wenn der Havertz-Abgang aus finanzieller Sicht - insbesondere in Zeiten der Coronakrise - ein Segen ist, sportlich gesehen ist der Verlust enorm. Der 21-Jährige war Leverkusens talentiertester Spieler und zumindest in der Rückrunde auch wichtigster Erfolgsgarant der Werkself.
Mit Kevin Volland verlor Trainer Bosz eine weitere Stammkraft, die in 27 Einsätzen immerhin auf 18 Scorerpunkte kam. Ihn zog es zu Niko Kovac zur AS Monaco.
Er soll durch Bayers Königstransfer ersetzt werden: Patrik Schick kam für die stolze Ablösesumme von 26,5 Millionen Euro von der AS Rom. Der Mittelstürmer kennt die Bundesliga bereits aus der abgelaufenen Saison, damals war der Tscheche noch für RB Leipzig aktiv.
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Das macht Mut
Schick ist zuzutrauen, Volland mindestens adäquat zu ersetzen, vielleicht entpuppt er sich sogar als Upgrade in der Sturmspitze. In Leipzig kam der Mittelstürmer häufig als Edelreservist zum Einsatz, erzielte in 22 Spielen aber dennoch zehn Tore und zwei Vorlagen. Schick hat körperliche Vorteile und ist im Kopfballduell stärker als Vorgänger Volland.
Obwohl der zehnmalige deutsche Nationalspieler insgesamt eine starke Saison spielte, ließ er auch immer mal wieder eine hochprozentige Gelegenheit vor dem Tor aus. In Leverkusen hoffen die Verantwortlichen, dass Schick mehr Kaltschnäuzigkeit im Strafraum an den Tag legt.
Insgesamt ist Leverkusen eine junge Mannschaft, Spieler wie Moussa Diaby, Nadiem Amiri oder Edmond Tapsoba verfügen über jede Menge Potenzial.
Es wird erwartet, dass diese Talente im kommenden Jahr nochmal einen Schritt in ihrer Entwicklung machen. Der Youngster mit dem vielleicht größten Potenzial ist noch nicht einmal volljährig: Florian Wirtz.
Der 17-Jährige hat sich in der Rückrunde im Bundesligakader etabliert und ließ sein Talent mehrfach aufblitzen. Bestes Beispiel war sein erstes Bundesligator bei der 2:4-Pleite gegen den FC Bayern.
Wirtz setzte sich gegen Weltmeister Lucas Hernandez durch und schlenzte den Ball unhaltbar für Manuel Neuer ins lange Ecke. Nach Havertz steht in Leverkusen schon wieder ein neues Wunderkind bereit.
Das bereitet Sorgen
Havertz wird für die Werkself nicht eins-zu-eins zu ersetzen sein - selbst, wenn die jungen Spieler sich alle nochmal steigern und Schick voll einschlägt. Die Bosz-Truppe wird nicht nur Havertz' Tore vermissen, sondern auch dessen Kreativität und Übersicht.
Die ganz großen Transfer-Kracher sind wohl nicht mehr zu erwarten: "Es ist selbstverständlich, dass wir die Summe, die wir für Kai bekommen, nicht wieder komplett investieren", sagte Sport-Geschäftsführer Rudi Völler dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Größtes Kopfzerbrechen dürfte Coach Bosz aber seine Abwehr bereiten. Zwar stellten die Leverkusener statistisch gesehen die fünftbeste Abwehr der Liga, teilweise erlaubte sich die Hintermannschaft aber haarsträubende mentale Aussetzer.
Sven Bender, eine der stabilisierenden Säulen in der Abwehr, hat immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Aufgrund dieser gab er sein Kapitänsamt sogar freiwillig an Charles Aranguiz ab.
Darauf kommt es an
Nicht nur die Abwehr muss konstanter auftreten - auch die Offensive muss effizienter vor dem Tor agieren. Diaby, Volland und Co. kreierten in den meisten Partien zahlreiche Torgelegenheiten - scheiterten aber zu oft an sich selbst.
Aufgrund mangelnder Chancenverwertung ließ die Werkself einige Punkte liegen. Soll die Rückkehr in die Königsklasse gelingen, muss das besser werden.
Das sagen die Verantwortlichen
Bosz ist offenbar noch nicht hundertprozentig überzeugt, dass er mit dem aktuellen Kader das Saisonziel des Klubs erzielen kann. Im Gespräch mit dem "kicker" forderte der Übungsleiter neue Verstärkungen: "Ich brauche keine Quantität, ich brauche Qualität."
Der Holländer muss in nächster Zeit trotz des ernüchternden Saisonabschlusses nicht um seinen Job bangen: "Wir werden alles dafür tun, mit Peter eine Top-Saison zu spielen. Wir haben hier ein klares Projekt laufen, und ich weiß, dass Peter sich hier super wohl fühlt. Auch wenn wir am Ende der Saison in den Pokalwettbewerben unsere Ziele nicht erreicht haben, sind wir grundsätzlich besser geworden", betonte Völler.
Dennoch: Die Verantwortlichen haben nicht 26,5 Millionen Euro für Schick in die Hand genommen, um wieder nur in der Europa League zu landen.
So läuft die Saison
Leverkusen kompensiert den Havertz-Abgang im Kollektiv und stellt erneut eine potente Angriffsreihe, die mit Schick eine neue Dimension gewinnt. Um Bayern, Leipzig und Dortmund Konkurrenz zu machen, reicht die Qualität des Kaders dennoch nicht.
Es wird erneut ein enges Rennen mit Borussia Mönchengladbach um Platz vier. Die Mechanismen von "Fohlen"-Trainer Marco Rose greifen im zweiten Jahr noch besser - daher zieht die Werkself erneut den Kürzeren.
Julian Huter
Infos zu Bayer Leverkusen
Voraussichtliche Aufstellung: Hradecky - L. Bender, Tapsoba, S. Bender, Wendell - Aranguiz, Palacios, Diaby, Amiri, Bailey - Schick
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