Die Top 5 der letzten Saison unter der Lupe
Bundesliga - Bayer Leverkusen, FC Bayern, BVB: Der ran-Meistercheck zur Saison 2024/25
- Aktualisiert: 19.09.2024
- 17:08 Uhr
- Kai Esser
Die neue Saison in der Bundesliga steht vor der Tür. In der vergangenen Spielzeit wurde Bayer Leverkusen überlegen Meister, doch wie ist es diesmal? ran hat den Check für die Top-5 2023/24 gemacht.
Von Kai Esser
Es war zumindest eine willkommene Abwechslung, im Mai mal nicht eine Meisterfeier auf dem Münchner Marienplatz der Männer des FC Bayern zu sehen.
Stattdessen ging der Titel nach Leverkusen. Bayer 04 krönte sich erstmals in seiner Geschichte zum Meister der Bundesliga und erstmals in der Bundesliga verlor der Titelgewinner am Ende kein einziges Ligaspiel.
Dahinter folgte der VfB Stuttgart, der den FCB am 34. Spieltag noch abfing. RB Leipzig und Borussia Dortmund begnügten sich mit den Plätzen vier und fünf.
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Doch was haben die fünf Champions-League-Starter der Bundesliga im Sommer getan, um ihre Platzierung zu halten oder gar zu verbessern und kann das überhaupt gut gehen? ran macht den Check.
Borussia Dortmund: Groß-Angriff auf die Spitze
Selten gab es in der Geschichte von Borussia Dortmund eine Mannschaft, die in zwei verschiedenen Wettbewerben so unterschiedliche Gesichter zeigte, wie das Team aus der Saison 2023/24.
Während man in der Bundesliga meilenweit jedem Anspruch hinterherlief und aus der Spitzengruppe die schwächste Saison spielte, verwandelte sich der BVB immer dann, wenn vor einem Spiel die Hymne der Champions League spielte, in eine absolute Spitzenmannschaft.
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Auf internationaler Ebene folgte ein schwarz-gelber Gala-Auftritt dem nächsten, der Weg führte bis ins Finale der Champions League. Und selbst dort bot man den absoluten CL-Spezialisten von Real Madrid lange die Stirn, bevor ein Standard das Spiel zu Gunsten der Königlichen entschied.
Jetzt ist alles neu beim BVB. Eine Meister-Sensation scheint zwar erstmal unwahrscheinlich, aber der BVB wird mit einer großen Euphorie, einer Aufbruchstimmung und einem runderneuerten und stark verbesserten Kader in die Saison starten - und wer weiß, vielleicht ist das am Ende der X-Faktor zur neunten Meisterschaft.
Zugänge: Der wichtigste Neuzugang des BVB sitzt auf der Trainerbank. Nuri Sahin hat das Zepter beim BVB übernommen und will das unter Edin Terzic so langsame und behäbige Spiel der Dortmunder um ein Vielfaches beschleunigen. Vor allem soll aber Konstanz in die Leistungen der Dortmunder kommen.
Mit Maximilian Beier und Pascal Groß hat sich die Borussia mit zwei deutschen EM-Fahrern verstärkt. Gerade Letzterer bewies beim Pokalspiel gegen Phönix Lübeck, welchen Wert er für das Team haben kann. Beier - und das gab Sahin offen zu - war der absolute BVB-Wunschtransfer. Der Shootingstar könnte die lang ersehnte Allzweckwaffe in der BVB-Offensive werden. Hinter Serhou Guirassy steht noch ein Fragezeichen.
Nicht nur ist der Angreifer noch verletzt, auch war die Fabelsaison in Diensten des VfB Stuttgart seine erste Top-Saison in Deutschland. Offen, ob er diese wiederholen kann. Yan Couto und Waldemar Anton sind hervorragende Verstärkungen für die Abwehr. Fakt ist, Sahin hat jeden seiner Wunschspieler und Wunschspielercharaktere bekommen, dazu erhält er einen Niklas Süle, der beinhart an seiner Fitness im Sommer gearbeitet hat. Zudem könnten Julian Duranville nach einem Seuchenjahr ein absoluter X-Faktor in der Offensive werden. Beide sind gefühlte Neuzugänge.
Abgänge: Der BVB hat nicht nur Qualität, sondern auch Erfahrung verloren. Mit Niclas Füllkrug, Mats Hummels und Marco Reus haben über 1.000 Bundesliga-Spiele das Westfalenstadion verlassen. Zudem war auch Ian Maatsen für Dortmund nicht zu halten. Ob Dortmund diesen Aderlass verkraften kann, wird sich zeigen, wenn sich neue Führungsspieler herauskristallisieren. Füllkrug, Reus und Hummels werden vor allem in der Kabine fehlen. Dennoch: Der Kader und die neue Spielidee unter Sahin MÜSSEN beim BVB eine große Saison-Euphorie auslösen.
RB Leipzig: Kein Olmo, kein Problem?
Es war ein ambivalenter Sommer für RB Leipzig. Einerseits jubelten die Sachsen, da sie Xavi Simons für ein weiteres Jahr in Leipzig gewinnen und von dem Projekt Rasenball überzeugen konnten.
Andererseits mussten die Verantwortlichen in Leipzig trotz hartem Kampf Europameister Dani Olmo ziehen lassen. Die Strahlkraft seines Ausbildungsvereins FC Barcelona gepaart mit seinen überragenden EM-Auftritten war dann doch zu groß.
Allerdings ändert sich bei den Leipzigern im Kern wenig: Der Stamm wurde gehalten, Trainer Marco Rose ist seit Jahren unumstritten in seinem Posten und das Spielsystem ändert sich nicht.
Allerdings: Ist das positiv oder negativ? Sicher, Leipzig kann mit den Spitzenteams der Liga mithalten - mehr als ein Herbstmeistertitel kam dabei in der Liga jedoch nicht heraus. Man braucht nicht viel Vorstellungskraft um sich zu denken, dass die Sportchefs in Fuschl am See gerne auch schon den Meistertitel gesehen hätten.
Zugänge: Leipzig verhielt sich auf dem Transfermarkt recht diskret. Torhüter Maarten Vandevoordt, der vom KRC Genk kam, ist genau so ein Vorgriff auf die Zukunft wie Assan Ouedraogo. Der designierte Olmo-Ersatz soll Antonio Nusa sein, im Pokalspiel bei Rot-Weiss Essen war der Neuzugang vom FC Brügge gleich erfolgreich, auch wenn er nur von der Bank kam. Der Leihrückkehrer Andre Silva hat wahrscheinlich keine langfristige Perspektive.
Abgänge: Abgesehen von Olmo haben die Leipziger keinen nennenswerten Spieler verloren. Allerdings tut Olmo umso mehr weh: In den 20 Pflichtspielen ohne den Spanier gab es "nur" zehn Siege. Die Siegquote mit Olmo liegt bei 60 Prozent. Ob die Sachsen diesen Wegfall kompensieren können oder gar nochmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, ist offen. Genau so offen ist, ob es ausgerechnet in dieser Saison für den großen Wurf in der Liga reicht.
FC Bayern München: Zwischen Olise-Traum und Goretzka-Dilemma
Die vergangene Saison war für so manchen Fan des FC Bayern München wie ein einziger Unfall. Man wollte oft nicht hingucken, es ging aber irgendwie nicht anders.
Neben der sportlich schlechten Rückrunde des Rekordmeisters wurden Erinnerungen an die Zeit des FC Hollywood aus den 90ern wach, ein Nebenkriegsschauplatz reihte sich an den nächsten.
Beginnend mit Joao Palhinha, dessen Wechsel im vergangenen Sommer trotz absolviertem Medizincheck noch platzte, über die "Lame Duck" Thomas Tuchel bis hin zum absoluten sportlichen Kollaps, beim 2:3 nach 2:0-Führung beim 1. FC Heidenheim. An den aller wenigsten der 34 Spieltage traten die Münchner gewohnt souverän auf.
Nachdem Christoph Freund und Max Eberl im Sommer einmal frisch durchgewischt haben, sollte eigentlich alles ruhiger werden - eigentlich. Denn mit der Aussortierung von Leon Goretzka haben die Münchner erneut eine Großbaustelle aufgemacht, die vermutlich bis zum Ende der Transferperiode Thema sein wird.
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Zugänge: Top-Neuzugangs Michael Olise ist der Transfer des Sommers. Der Franzose wurde zum Spieler des Olympischen Turniers 2024 gewählt, er holte mit Frankreich die Silbermedaille. Auf dem Neuzugang von Crystal Palace liegen viele Hoffnungen. Die ersten Testspieleindrücke waren stark. Auch der Wechsel von Joao Palhinha wurde endlich fix. Die Verpflichtungen von Hiroki Ito vom VfB Stuttgart sowie die Rückkehr von Josip Stanisic aus Leverkusen werden nicht direkt weiterhelfen, die beiden fallen noch mehrere Wochen verletzt aus.
Neu-Trainer Vincent Kompany ist offenkundig nicht die erste Wahl gewesen, hinterließ jedoch besonders kommunikativ bei seinen Medienauftritten einen sehr guten Eindruck. Die durchaus komplexe Pokalhürde SSV Ulm nahm der Belgier mit seinem Kader ohne Probleme.
Abgänge: Entgegen des Willens der Fans wurde Matthijs de Ligt zu Manchester United verkauft, Noussair Mazraoui wartete da bereits am Old Trafford auf seinen ehemaligen und Jetzt-wieder-Mitspieler. Die Leihe von Bryan Zaragoza ist nur eine Randnotiz, er spielte weder unter Tuchel noch unter Kompany eine Rolle. Dass weitere Abgänge, wie beispielsweise Goretzka, dazukommen, ist wahrscheinlich. "Der Kader steht", sagte Eberl.
VfB Stuttgart: (Fast) Alles glänzt so schön neu
Was im Sommer beim VfB Stuttgart passiert ist, passiert einem Überraschungsteam nicht zum ersten Mal und ganz sicher nicht zum letzten Mal.
Mit einer überragenden Saison 2023/24 holten sich die Schwaben den Vizemeistertitel in der Bundesliga und qualifizierten sich damit für die Champions League. Kurz darauf gab es den sportlichen Aderlass, mit Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy verließen gleich drei wichtige Stammspieler den VfB. Insgesamt wurden 130 Millionen Euro wurden umgesetzt. Summen, von denen die Stuttgarter vor ein paar Jahren nicht zu träumen gewagt hätten.
Das hat jedoch vor allem mit Trainer Sebastian Hoeneß zu tun. Der junge Chefcoach des VfB impfte der Mannschaft seine Vision von Fußball ein und bezwang damit auch die großen Gegner. Dortmund beispielweise verlor alle drei Pflichtspiele gegen die Stuttgarter - und das nicht umkämpft, sondern hochverdient.
Zugänge: Ermedin Demirovic ist der wohl am höchsten dekorierte Neuzugang des VfB: Der Ex-Kapitän des FC Augsburg erzielte in der vergangenen Saison 15 Treffer und legte zehn weitere vor, eine überragende Bilanz des Bosniers. Mit Justin Diehl und Nick Woltemade kamen zwei junge Angreifer nach Stuttgart, nicht zuletzt konnte Brighton & Hove Albion von einem Verkauf von Deniz Undav überzeugt werden. Frans Krätzig, Jeff Chabot und Yannik Keitel sollen im kommenden, vollen Spielplan die Defensive verstärken.
Abgänge: Wie bereits angesprochen: mit Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy verloren die Stuttgarter drei absolute Stützen aus der vergangenen Saison. Diese Qualität kann man gar nicht adäquat ersetzen, daher wäre wohl kein VfB-Fan mit einem passablen Abschneiden in der Champions League sowie der Qualifikation fürs internationale Geschäft am Saisonende unglücklich.
Bayer Leverkusen: Auf einmal mehr Baustellen als die A1
Eigentlich ist es absurd, dass auf Xabi Alonso nach so einer Fabelsaison noch so viel Arbeit wartet - aber Bayer 04 Leverkusen ist aktuell weit entfernt von der Form der Vorsaison. Das bewies nicht zuletzt das 2:2 im Supercup gegen den VfB Stuttgart.
Ja, die Werkself konnte eine Trophäe der Sammlung hinzufügen, aber überzeugend waren die Leverkusener nicht. Das deutete sich bereits im Testspiel bei Arsenal an, welches Bayer 04 krachend mit 1:4 verlor. Die seit nunmehr 15 Monaten währende Serie ohne nationale Niederlage hängt mit solchen Leistungen am seidenen Faden.
Zugänge: Und das obwohl Leverkusen seine Mannschaft noch einmal substantiell verstärkt hat. Mit Martin Terrier, Aleix Garcia und Jeanuel Belocian hat Sportchef Simon Rolfes den Kader mit jungen, talentierten Spielern verbessert. Aktuell müssen sich die Neuzugänge aber wohl noch finden, Terrier etwa sah bei seinem Debüt nach einem rüden Foul die Rote Karte im Supercup.
Abgänge: Tatsächlich gelang es Bayer 04, alle Leistungsträger der vergangenen Spielzeit zu halten. Auch wenn Jonathan Tah gerne gewechselt wäre, bleibt er offenbar unter dem Bayer-Kreuz. Der einzige nennenswerte Abgang ist Adam Hlozek, der für 18 Millionen Euro zur TSG 1899 Hoffenheim ging. Terrier ersetzt den Tschechen eins-zu-eins. Leverkusen geht als Meister-Favorit in die Saison, jedoch dürfte es keinesfalls so deutlich werden wie in der vergangenen Saison.