Die Stimmen zur Platzverweis-Flut in Bremen
Bundesliga: "Unter aller Sau" - Bittencourt rastet nach Doppelrot aus - Werner von sich selbst erschrocken
- Aktualisiert: 01.02.2025
- 00:25 Uhr
- Dominik Hager
Werder Bremen feiert beim 1:0 gegen Mainz 05 seinen ersten Sieg in 2025. Dieser geriet angesichts einer turbulenten Schlussphase mit zwei Platzverweisen und Rot gegen Trainer Ole Werner in den Hintergrund. Während Leonardo Bittencourt das Schiedsrichter-Team scharf attackierte, zeigte sich Werner reumütig.
Bis zur vierten Minute der Nachspielzeit war die Partie zwischen Werder Bremen gegen Mainz 05 ein ganz normales Bundesliga-Match. Erst kurz vor dem Ende wurde es im Weserstadion nochmal hitzig - dafür aber so richtig.
Zunächst ließ sich Niklas Stark bei einem Einwurf zu lange Zeit und gab den Ball dann noch an Mitchell Weiser ab. Schiedsrichter Martin Petersen, der plötzlich in den Mittelpunkt des Geschehens rückte, wertete die Aktion als Zeitspiel und stellte Stark per Gelb-Rot vom Platz.
Der aufgebrachte Werder-Kapitän, Marco Friedl, eilte daraufhin wütend in Richtung des Schiedsrichters, berührte diesen wiederholt am Rücken und sah dafür ebenfalls die Ampelkarte.
Der eigentlich ruhige Ole Werner ließ sich nach Schlusspfiff von seinen Emotionen verleiten, sah glatt Rot und wird - wie die beiden Abwehrspieler - am kommenden Freitag gegen die Bayern fehlen.
Bittencourt komplett in Rage: "War unter aller Sau"
Auch nach dem Abpfiff kühlten die Gemüter nicht bei allen Bremern wieder ab. Dies galt vor allem für Leonardo Bittencourt, der im Interview mit "DAZN" so richtig gegen Schiedsrichter Petersen schoss.
"Die Schiedsrichter haben eine Arroganz hingelegt. Hut ab. Das muss man erstmal so hinbekommen, ohne Not irgendwelche Rote Karten zu verteilen. Ohne Not, ohne Nichts. Ich kenne unseren Trainer. Er ist ein ruhiger Artgenosse und ich glaube nicht, dass er etwas gesagt haben kann, das eine Rote Karte zur Folge haben könnte. Er ist ein fairer Sportsmann. Das kann ich mir nicht vorstellen", monierte der Torschütze zum 1:0 im Interview mit "DAZN".
Der Schiedsrichter habe dem Bremer zufolge "Bock gehabt, Rote Karten zu verteilen". Insbesondere den Platzverweis gegen Stark empfand Bittencourt als unangemessen. "Was heute auf dem Platz ablief war unter aller Sau", klagte er.
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Werner nach Platzverweis reumütig: "Ich war ein schlechtes Vorbild"
Ganz anders als der aufgebrachte Bittencourt reagierte nach dem Spiel Ole Werner. "Ich hatte mich nicht im Griff, das darf mir nicht passieren und dafür kann ich mich nur entschuldigen. Ich war ein schlechtes Vorbild. So sollte man sich als Trainer nicht verhalten. Man kennt das von mir nicht unbedingt, umso mehr erschreckt es mich selbst ein wenig. In den letzten Wochen hat sich ein bisschen was aufgestaut, aber das darf mir nicht passieren. Ich kann mich nur entschuldigen", zeigte sich der Werder-Coach im "DAZN"-Interview bemerkenswert ehrlich und selbstkritisch.
Zum Platzverweis gegen Stark und Friedl wollte er sich nicht genauer äußern. "Eine Erklärung habe ich noch nicht, aber heute habe ich schon zu viel gesagt, deshalb lasse ich es lieber. Ich habe auch dafür gesorgt, dass jetzt das Spiel im Hintergrund steht. Die Mannschaft hat aber eine hervorragende Leistung gezeigt", führte Werner aus.
Ein Wochenende pausieren, muss neben Ole Werner auch Mainz-Coach Bo Henriksen, der sich seine vierte Gelbe Karte einhandelte und gegen Augsburg fehlt. "Es ist eine Katastrophe, aber das war mein eigener Fehler", schilderte der Trainer die Situation, die zu seiner Verwarnung geführt hatte.
Schiedsrichter Petersen rechtfertigt Platzverweise: "Für mich war das Maß erreicht"
Nach dem turbulenten Match und vielen unterschiedlichen Meinungen, stellte sich auch Schiedsrichter Martin Petersen im "DAZN"-Interview kritischen Fragen.
"Gegen Ende des Spiels kam es immer mehr zu Spielverzögerungen. Ich hatte schon im Vorfeld den Werder-Torwart verwarnt für Spielverzögerung. In dem Fall hat der Stark den Ball bekommen, stand am richtigen Ort und hätte gut einwerfen können. Für mich war das Maß dann erreicht, weil er den Ball weitergibt und offensichtlich dadurch an der Uhr drehen möchte. Deswegen habe ich eine gelb-rote Karte ausgesprochen", schilderte Petersen sein Vorgehen beim Stark-Platzverweis.
Hierbei sei jedoch angemerkt, dass es durchaus üblich ist, dass der Außenverteidiger und nicht der Innenverteidiger einen Einwurf ausführt, weshalb der Ärger des ein oder anderen Bremers schon verständlich ist.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Ganz besonders ärgerte sich Marco Friedl über den Platzverweis und wurde prompt ebenfalls runter geschickt. Petersen verteidigt seine Entscheidung mit deutlichen Worten. "Da ging es um die Art und Weise. Der Spieler Friedl läuft mir hinterher und tatscht mir mehrfach auf den Rücken - das fand ich schon unangemessen. Irgendwann ist dann auch bei einem Kapitän das Maß erreicht, das nicht mehr erträglich ist", rechtfertigte er sich.
Petersen steht auch hinter seiner Entscheidung, Werder-Coach Werner mit Rot bestraft zu haben, ist jedoch nicht nachtragend.
"Da sind Worte gefallen, die nicht in Ordnung waren. Er ist auch nach dem Spiel in die Kabine gekommen und hat sich bei mir entschuldigt. Deswegen ist das Thema für mich erledigt", erklärte er.
Klar ist dennoch: An diese Nachspielzeit wird sich auch Petersen noch länger erinnern.