Bundesliga
BVB - Machtkämpfe und Meinungsverschiedenheiten: Bei Borussia Dortmund brodelt es nach dem Sahin-Aus angeblich
- Veröffentlicht: 22.01.2025
- 19:26 Uhr
- Christoph Gailer
Bei Borussia Dortmund musste Trainer Nuri Sahin nach der 1:2-Pleite in der Champions League beim FC Bologna nach nur wenigen Monaten gehen. Hinter den Kulissen gibt es beim BVB nun wohl Machtkämpfe in der Führungsriege.
Von Christoph Gailer
Nach der vierten Niederlage im vierten Pflichtspiel des Jahres 2025 zog Borussia Dortmund am Mittwoch die Reißleine.
Der Klub trennte sich am Tag nach der 1:2-Pleite in der Champions League in Bologna offiziell von Cheftrainer Nuri Sahin.
Die Fehlentwicklung der zurückliegenden Wochen und Monate könnte beim letztjährigen Champions-League-Finalisten möglicherweise aber noch weitere personelle Opfer fordern.
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Laut einem Bericht der "Sportbild" soll nämlich hinter den Kulissen ein Machtkampf brodeln, unter anderem zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl und dem Technischen Direktor Sven Mislintat.
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Generell sollen sich Kehl und Mislintat nicht besonders gut leiden können, wie es im Bericht heißt. Demnach sei der Umgangston zwischen beiden rau, wenn sie sich überhaupt mal unterhalten würden.
Erschwerend komme hinzu, dass Mislantat sich karrieretechnisch zu Höherem berufen sehe und deshalb auf Kehls Job als BVB-Sportdirektor schiele.
Bei seinen angeblichen Ambitionen, möglicherweise BVB-Sportdirektor zu werden, erlitt Mislintat jedoch kürzlich einen Rückschlag. Denn Lars Ricken, Dortmunds Geschäftsführer Sport, verlängerte den Vertrag mit dem aktuellen Amtsinhaber Kehl bis zum 30. Juni 2027.
Eine Entscheidung, die bei Mislintat auf Unverständnis gestoßen sein soll. Wie es im Bericht weiter heißt, soll sich der 52-Jährige in der Vergangenheit wiederholt gegen Kehl und auch den nunmehrigen Ex-Trainer Sahin ausgesprochen haben.
Kehl stützte Sahin hingegen bis zuletzt, zählte zu dessen größten Vertrauten im Verein.
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Diese Berichte über angebliche Dissonanzen zwischen Sportdirektor Kehl und dem Technischen Direktor Mislintat zeigen, dass der BVB vor richtungsweisenden Wochen in der Führungsebene stehen dürfte.
"Mit beiden geht es wahrscheinlich nicht, dann muss sich Lars Ricken für einen entscheiden", stellt daher "Sky"-Experte Dietmar Hamann in seiner Kolumne klar, "die unsägliche Saga bei Kehls Vertragsverlängerung, die sich über acht, neun Monate hinzieht, sieht nach außen nicht gut aus und ist kein Zeichen von Einheit".
In dieselbe Kerbe schlägt mit Lothar Matthäus ein weiterer "Sky"-Experte: "Die Personen in der Dortmunder Führung harmonieren nicht. Sie harmonieren noch weniger als die Mannschaft. Wenn es oben nicht stimmt, färbt das auch auf die Mannschaft ab."
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Das fehlende Zusammenspiel zwischen Kehl und Mislintat soll laut "Sportbild" wohl auch Auswirkungen auf die aus heutiger Sicht missglückte Kaderzusammenstellung für die aktuelle Saison gehabt haben. Dies könne man an einigen Personalien klar festmachen.
So blieben die teuren Neuzugänge Maximilian Beier und Yan Couto, für die sich Kehl eingesetzt haben soll, bislang sportlich teils deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der Vertrag mit dem umstrittenen Kapitän Emre Can wurde hingegen laut "Sportbild" vor allem auf Wunsch von Ex-Trainer Edin Terzic verlängert. Der soll wiederum ein enger Vertrauter Mislintats gewesen sein.
Welche Rollen spielen Boss Watzke und Berater Sammer?
Neben dem angeblich tobenden Machtkampf zwischen Kehl und Mislintat gehören auch noch Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung) und Matthias Sammer als externe Berater zum Führungszirkel des aktuell enttäuschenden Tabellen-Zehnten der Bundesliga.
Den Machtkampf zwischen Kehl und Mislintat soll Watzke hingegen nur von außen verfolgen. Der BVB-Boss wolle nicht persönlich durchgreifen, weil er sowohl Kehl als auch Mislintat selbst in den Verein geholt hatte. Zudem erklärte der 65-Jährige schon in der Vergangenheit, dass Ricken als Geschäftsführer Sport auch im sportlichen Bereich das Sagen habe und sich Watzke daher zurücknehme.
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Dass Ricken durchaus gewillt und und der Lage ist, durchzugreifen, hat der Ex-BVB-Profi schon bewiesen, gerade auch im Bezug auf die umstrittene Personalie Mislintat. Auf Rickens Anweisung wurde Mislintat in der jüngeren Vergangenheit sogar der Zugang zum Profileistungszentrum verwehrt.
Und was ist mit dem externen Berater Sammer? Der frühere BVB-Star und -Meistertrainer führt quasi ein "Doppelleben". Einerseits ist er bei Champions-League-Spielen der Dortmunder als Experte für "Amazon" im Einsatz, andererseits sitzt er in der Bundesliga als externer Berater der BVB-Geschäftsführung an der Seite von Watzke und Ricken auf der Tribüne.
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Eine Konstellation bei Sammer, die nicht nur Befürworter hat. "Sammer ist Berater der Geschäftsführung, sitzt in der Bundesliga oben auf der Tribüne, aber in der Champions League ist er Experte bei Amazon. Er hat recht, wenn er Kritik übt, aber die Konstellation, die man in Dortmund zulässt, ist ein Problem. Ich schätze Matthias sehr, aber in dieser Doppelfunktion schadet er Borussia Dortmund", kritisierte Matthäus bei "Sky" die Sammer-Rolle innerhalb der Dortmunder-Führung.
Es gibt also viele offene Fragen rund um den BVB, die weit über die Neubesetzung der Trainerposition hinausgehen, bzw. viel weiter oben im Verein beginnen - in der Führung.