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Bundesliga

Deniz Aytekin vs. Manuel Gräfe: "Er labert Scheiße" - Update: Gräfe reagiert auf Attacke und Entschuldigung

  • Aktualisiert: 23.05.2023
  • 11:22 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Michael Weber

Dieser Auftritt lässt tief blicken, wie sehr es in der deutschen Schiedsrichter-Szene rumort: Nach Abpfiff des Spiels zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig platzte Referee Deniz Aytekin der Kragen. Am nächsten Tag entschuldigt sich Aytekin, doch Gräfe legt bei Twitter nach und plaudert Internas aus.

Von Stefan Kumberger

Mega-Stunk in der deutschen Schiedsrichter-Szene!

In der Dauer-Auseinandersetzung zwischen Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe und dem DFB ist es am Samstagabend zum großen Knall gekommen. Nach Abpfiff des Spiels zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig platzte Referee Deniz Aytekin in den Katakomben der Allianz Arena der Kragen.

Auslöser war eine Interview-Anfrage des ZDF. Der Reporter des öffentlich-rechtlichen Senders bat den Schiedsrichter über die DFL um ein Statement. Vor allem ein dem 1:1-Ausgleichstreffer der Leipziger vorangegangenes angebliches Foul, sollte thematisiert werden.

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Deniz Aytekin reagiert speziell

Kein ungewöhnlicher Vorgang, denn gerade in den letzten Jahren hat der DFB seine Medienpolitik überdacht, ja deutlich verbessert. Schiedsrichtern ist es mittlerweile weitaus häufiger möglich, ihre Entscheidungen vor Kameras und Mikrofonen zu erklären. Dies war zuvor nur selten und nach Absprache mit den Schiri-Bossen des DFB möglich.

Doch Aytekin reagierte speziell und machte mitten in der sogenannten Flash-Zone, einem Bereich vor den Kabinen, der für TV-Interviews vorgesehen ist, seinem Ärger Luft.

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"In diesem Stadion spricht kein Mensch vom Schiedsrichter. Kein Mensch! Und der Manuel Gräfe [bis 2021 FIFA-Schiedsrichter – Anm. d. Red] sitzt in Berlin mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße", schrie Aytekin regelrecht durch den Raum.

Wohlwissend, dass sämtliche Kameras und Mikrofone angeschaltet waren, sagte er weiter: "Das geht mir langsam gegen den Strich. Das ist ein Wahnsinn! Und dann soll ich mich hinstellen und wegen eines Zupfers irgendeinen Scheiß erzählen. Das ist ein Wahnsinn, das hat nichts mit Sport zu tun. Das Spiel wurde durch die Spieler entschieden. Ich bin auf 180, sorry".

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Thomas Müller hört gerne zu

Medien-Profi Aytekin störte mit seiner Schimpftirade sogar ein bereits laufendes Interview mit Thomas Müller, der aber entspannt reagierte. "Alles gut, ich höre gerne zu", sagte der Bayern-Star schmunzelnd und zeigte Verständnis für Aytekins Emotionen.

Der Schiedsrichter selbst gab dem ZDF anschließend tatsächlich noch ein Interview – ohne Attacke auf den Ex-Kollegen Gräfe.

Dieser steht seit einigen Jahren im Fokus. Gräfe hatte unter anderem den DFB wegen der bis dahin herrschenden Altersgrenze für Schiedsrichter verklagt und Recht bekommen. Ihm wurde im Januar dieses Jahres vom Amtsgericht Frankfurt eine Entschädigung über 48.500 Euro zugesprochen.

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Seit seinem Karriereende als Referee ist Gräfe vor allem als äußerst kritischer TV-Experte tätig und äußert sich regelmäßig deutlich via Twitter.

Sein Kritikpunkt ist immer wieder die aus seiner Sicht falsche Ansetzung einzelner Schiedsrichter und VAR-Crews bei wichtigen Partien.

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Gräfe macht sich nicht nur Freunde

Damit macht sich Gräfe in der Branche offenkundig nicht nur Freunde. Zum aktuellen Spiel der Bayern gegen Leipzig, das Aytekin pfiff, hatte sich Gräfe zum Zeitpunkt von Aytekins Ausbruch noch nicht öffentlich geäußert. Offenbar war der Schiedsrichter aber über jene Aussagen seines Ex-Kollegen informiert worden, die das ZDF nach 23 Uhr im "Sportstudio" sendete.

Dort sagte Gräfe über die entsprechende Spielszene: "Da wird Goretzka kurz gehalten. Ich kann damit leben, wenn man sagt, das ist für einen nicht entscheidend genug. Aber es ist auch ein Trikot-Zupfer, ein kurzes Halten. [...] Sicherlich weit weg vom Ball, da gab es auch Szenen in den letzten Wochen, wo man gesagt hat: Weit weg vom Ball ist nicht relevant. Mir persönlich fehlt die Linie."

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Aytekin entschuldigt sich für Wortwahl

Am Tag nach seinem verbalen Ausraster meldet sich Aytekin in der "BILD"-Zeitung zu Wort. Das Schiedsrichter-Team sei froh gewesen, dieses so wichtige Spiel ohne große Fehler über die Bühne gebracht zu haben. Angesichts der Kritik seines Ex-Kollegen, sei er dann emotional geworden. Aytekin sagte: "Dann bin ich ausgetickt. Für die Wortwahl möchte ich mich in aller Deutlichkeit entschuldigen. Das war völlig drüber. Ich ärgere mich sehr über mich selber und die Wortwahl."

Aytekin betonte, dass Gräfe zu seiner aktiven Zeit ein fachlich absoluter Top-Schiedsrichter gewesen sei, aber nun "irgendeinen Krieg gegen den DFB und irgendwelche Verantwortlichen" führe und kündigte an, 5.000 Euro für einen Guten Zweck zu spenden. Als Buße für seinen Ausraster. 

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Gräfe meldet sich am Sonntag bei Twitter zu Wort

Für Gräfe war die Sache damit aber keineswegs erledigt. Der Ex-Schiri meldete sich am Sonntag bei Twitter mit einem langen Thread zu Wort und legte nochmal nach. "Aytekin konnte/wollte gestern offensichtlich auf fachlich berechtigten Nachfragen nicht eingehen...", schrieb Gräfe mit Emojis garniert und sprach im Bezug von Aytekins Ausraster von einem "medialen Ablenkungsmanöver", um von Schiedsrichterproblemen abzulenken.

Es gehe darum, berechtigte Nachfragen eines ZDF-Reporters zu Entscheidungen "mundtot zu machen", indem man Gegenwind erzeuge. Die Reaktionen von Schiedsrichtern wie Aytekin und Felix Brych würden belegen, dass andere Meinungen nicht akzeptiert würden, behauptete Gräfe.

Dann plauderte der frühere Schiedsrichter angebliche Internas aus. Es gebe nämlich eine Vorgeschichte, schrieb Gräfe: "Brych kritisierte Aytekin nach dem Classico [sic] intern vor DFB SR auf einer Tagung in Frankfurt, dass Aytekin den Classico nicht mit Empathie pfeifen sollte und Gräfe das konnte."

Gräfe zufolge war der Wutausbruch Aytekins also eine Retourkutsche für diese angebliche Kritik. Auch auf seine angeblichen 180 Kilogramm Körpergewicht kam Gräfe zu sprechen. Aytekin verwechsle wohl Pfund mit Kilogramm, bei einer Körpergröße von 1,97 Meter wiege er 91 Kilogramm, schrieb Gräfe.

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Ittrich und Brych unterstützen Aytekin

Unterstützung bekommt Aytekin derweil von einem aktiven Kollegen. Patrick Ittrich sprang ihm via Twitter zur Seite: "Ich kann Deniz zu 100 Prozent verstehen. Übrigens: Das vermeintliche Halten an Goretzka erfolgte bevor der Ball im Spiel war, somit irrelevant für die Beurteilung von einem möglichen Strafstoß!" 

Auch Felix Brych sagte im "Sport1"-Doppelpass über die Vorkommnisse: "Ich finde es nicht gut, was der Manu gerade macht, dass er jetzt jede Woche einen rauspickt und den attackiert. Schiedsrichter ist ein schwieriger Job. Schiri zu sein ist eine Berufung, die man ein Leben lang macht. Was der Manu gerade macht, gefällt mir überhaupt nicht."

Manuel Gäfe reagiert bei Twitter auch darauf: "Die Reaktionen auf Anfragen/Anmerkungen von Aytekin und Brych zeigen, andere Meinungen werden nicht akzeptiert und die Reihen schließen sich nach außen. Intern sieht es ganz anders aus."

Die Fehde zwischen Manuel Gräfe und den aktiven Schiedsrichtern dürfte somit noch eine Weile andauern.