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Bundesliga-Topspiel in Leipzig

"Erwachsenen-Fußball" - Mats Hummels' Weckruf bringt die Dortmunder Wende

  • Aktualisiert: 10.01.2021
  • 15:08 Uhr
  • ran.de
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© 2021 Getty Images

Mit dem überzeugenden Sieg im Topspiel bei RB Leipzig hat sich Borussia Dortmund im Meisterschaftskampf eindrucksvoll zurückgemeldet. Warum ausgerechnet die öffentliche Kritik von Mats Hummels die Wende einleitete.

München - Doppelpack Haaland, Tor und Assist Sancho, zwei Vorlagen Reus - doch der größte Anteil am 3:1-Sieg im Topspiel in Leipzig geht wohl auf das Konto von Mats Hummels. Der 32-Jährige war in den vergangenen Wochen Abwehrchef und Chefkritiker in Personalunion.

Seine lautstarke Kritik am eigenen Team dürfte nicht überall gut angekommen sein. Ist man im Profifußball doch meist bestrebt, Dinge hinter verschlossenen Türen beim Namen zu nennen und öffentlich lieber weichzuspülen. Doch Hummels folgte seinem Instinkt. Der Erfolg gibt ihm recht. 

Seine jüngste öffentliche Forderung nach "Erwachsenen-Fußball" scheint tatsächlich der erhoffte Weckruf für Borussia Dortmund gewesen zu sein. Gegen Leipzig zelebrierten die Schwarz-Gelben - in der zweiten Halbzeit - eben jene Zielstrebigkeit, Leidenschaft und Härte, die Hummels seinem eigenen Team über weite Strecken der Saison abgesprochen hatte. Es ist der Beweis, dass es manchmal auch heilsam sein kann, den Finger in die Wunde zu legen. 

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Endlich wieder Hurra-Fußball

Das 2:0 gegen den VfL Wolfsburg vor einer Woche war noch ein Arbeitssieg. Auch die erste Halbzeit in Leipzig entsprach keinem Fußball-Leckerbissen. Eine saftige Kabinenansprache von Trainer Edin Terzic und ein lautstarker Hummels auf dem Platz brachten den Knoten dann zum Platzen. Der BVB meldete sich eindrucksvoll im Meisterschaftskampf zurück - auch dank des Münchner 2:3 in Mönchengladbach am Freitagabend.

Es war wohl das beste Spiel der Borussia seit Monaten. Erling Haaland, der zuletzt zwei Spiele ohne Tor geblieben war und in den ersten 45 Minuten nur fünfmal den Ball berührte, traf doppelt. Dabei markierte der Norweger einen neuen Bundesligarekord. 25 Tore in den ersten 25 Spielen - so etwas hat es noch nie gegeben.

Vor allem beim zweiten Treffer ließ er die beste Abwehr der Liga wie Schuljungen aussehen, als er sich scheinbar mühelos durch fünf Gegenspieler tankte und so seinen eigenen Treffer einleitete.

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Reus, Sancho und Can wiedererstarkt

Kapitän Marco Reus, in den letzten Monaten auf verzweifelter Suche nach seiner Form, fand zu alter Stärke zurück. Jadon Sancho, zuletzt ebenfalls ein Schatten seiner selbst, wirbelte wie in der vergangenen Saison und arbeitete auch nach hinten unermüdlich. 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe belegen den Arbeitseifer des Flügelflitzers.

Emre Can, der in der 30. Minute für den verletzen Axel Witsel eingewechselt wurde, stopfte Löcher, fungierte als Antreiber und machte die teils indiskutablen Auftritte der vergangenen Wochen vergessen. Vom Trainer gab's dafür ein Extralob.

Und dann war da noch Hummels, der Anführer, der eben jenes in Perfektion vorlebte, was er von seinen Teamkollegen eingefordert hatte. "Am Ende werden die Gier und die Mentalität" über Sieg und Niederlage entscheiden, hatte RB-Trainer Julian Nagelsmann im Vorfeld gemutmaßt. Genau so kam es auch.

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Axel Witsel musste in der ersten Halbzeit raus
News

BVB bangt um Belgier Witsel

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund muss womöglich in den kommenden Spielen auf seinen Mittelfeld-Organisator Axel Witsel verzichten.

  • 09.01.2021
  • 23:53 Uhr

Kampfansage an Bayern

"Jeder von uns weiß, dass es heute ein ganz wichtiges Spiel war. Ein Spiel, nach dem man sehen kann, in welche Richtung es in diesem Jahr gehen wird", so Can nach Abpfiff bei "Sky": "Die letzten Wochen waren nicht so einfach. Jetzt wollen wir wieder voll angreifen."

Es wäre freilich zu voreilig, von einer Wende zu sprechen. Dafür müsste die Borussia die Leistung der zweiten Halbzeit über 90 Minuten abrufen. Woche für Woche. Aber ein Anfang ist geschafft. Drei Punkte Rückstand auf Leipzig, fünf auf Bayern. Der Kampf um die Meisterschaft ist wieder offen. "Es ist noch zu früh, das zu sagen, aber mit der Qualität muss das unser Ziel sein", so Can.

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Terzic: "Diese Magie hat lange gefehlt"

Dabei sah es in der ersten Halbzeit lange nicht nach einem BVB-Erfolg aus. Trotz offensiver Ausrichtung mit Haaland, Sancho, Reus und Giovanni Reyna erspielte sich die Terzic-Elf keine einzige Torchance. Dafür umso mehr Fehlpässe. Der frühere Assistenz-, jetzige Interims- und vielleicht sogar längerfristige Cheftrainer fand in der Kabine dann aber offenbar die richtigen Worte. Seine Mannschaft legte den Schalter um.

"Wir hatten 112 Fehlpässe und davon gefühlt 110 in der ersten Halbzeit. Das haben wir abgestellt und uns dann noch mit drei Treffern belohnt. Diese Leichtigkeit, diese Magie hat lange gefehlt", sagte Terzic, der außerdem verriet, wie er die Spieler anstachelte.

"Wir vermissen unsere Fans. Normalerweise singen sie immer, wenn wir auf das Spielfeld laufen: 'Auf geht's Dortmund, kämpfen und siegen.' Das ist unser Slogan, den wir uns erarbeiten wollen. Das hat nicht immer geklappt, aber heute hat es gepasst."

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Terzic verkörpert "Erwachsenen-Fußball"

Auch wenn unter Lucien Favre beileibe nicht alles schlecht war, das Feuer des jungen Trainers tut dem BVB gut. Er erinnert fast ein wenig an Jürgen Klopp, dem die Borussia gefühlt noch immer hinterhertrauert. Hinzu kommt, dass Terzic die Attribute vereint, die Hummels unter "Erwachsenen-Fußball" subsumiert: Zielstrebigkeit, Leidenschaft, Härte.

"Es muss wieder harte Arbeit sein, den BVB zu schlagen", hatte der Weltmeister von 2014 in seinem viel zitierten "Sportbild"-Interview gesagt. Gegen Leipzig war es mehr als das.

Carolin Blüchel

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