Bundesliga
FC Bayern bei Alphonso Davies in der Zwickmühle
- Aktualisiert: 09.11.2024
- 17:57 Uhr
- Carolin Blüchel
Eigentlich galt der Abschied von Alphonso Davies vom FC Bayern München als beschlossene Sache. Doch die Renaissance des Außenverteidigers unter Vincent Kompany bringt den Rekordmeister in eine Zwickmühle.
von Carolin Blüchel
Wenn Uli Hoeneß auf einen Berater losgeht, ist das ein zuverlässiges Zeichen, dass etwas nicht nach dem Geschmack des Bayern-Patrons verläuft. Erinnert sei an dieser Stelle an die Piranha-Attacke auf David Alabas Agent Pini Zahavi, die 2021 mit einem ablösefreien Wechsel in Richtung Real Madrid endete.
Ein Szenario, das sich - Stand jetzt - im Sommer 2025 mit Alphonso Davies wiederholen wird. Der Vertrag des 23-Jährigen beim FC Bayern München läuft nach Saisonende aus. Wie einst bei Alaba klaffen die finanziellen Vorstellungen des Vereins und der Spielerseite meilenweit auseinander. Auch hier gilt der Berater als treibende Kraft.
Was Hoeneß davon hält, ließ er offenbar in einem Gespräch hinter den Kulissen verlautbaren. Nick Huoseh, Davies‘ Vertreter, "weiß nicht einmal, dass Luft im Ball ist", zitiert die "Sportbild" den Ehrenpräsidenten. Was Hoeneß so auf die Palme bringt, sind - wie könnte es anders sein - die Finanzen.
Je nach Medienbericht der vergangenen Monate soll Davies zwischen 16 und 20 Millionen Euro Jahresgehalt fordern. Zuzüglich eines Handgelds von 15 Millionen für die Vertragsunterschrift. Das entspricht vermutlich der Summe, die der Linksverteidiger bei einem Wechsel zu einem anderen Klub als Begrüßungs-Zuckerl erhalten würde. Zu viel für die Bayern.
Doch warum kocht die Personalie Davies eigentlich noch einmal hoch? War der Abschied doch eigentlich längst besiegelt, nachdem Davies im Frühjahr ein zweiwöchiges Ultimatum hatte verstreichen lassen.
Das Wichtigste in Kürze
Davies lässt Ultimatum verstreichen
Zur Erinnerung: Sportvorstand Max Eberl hatte Davies kurz nach Amtsantritt einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt – Jahresgehalt von 13 Millionen Euro inklusive. Antwort binnen 14 Tagen erwünscht oder das Angebot läuft ab.
Weil zu diesem Zeitpunkt die Trainerposition bei den Bayern nach beschlossenem Tuchel-Aus noch vakant war, wollte sich Davies nicht entscheiden. Laut Berater Huoseh fühlte sich der Kanadier sogar "unfair" behandelt.
Zeitgleich hielten sich Gerüchte über eine Einigung mit Real Madrid monatelang hartnäckig. Doch die Spanier spekulierten am Ende lieber auf einen ablösefreien Transfer ein Jahr später, als im vergangenen Sommer tief in die Tasche zu greifen.
Zur Wahrheit gehört auch: Davies‘ Leistungen rechtfertigten noch vor einigen Wochen keine überzogenen Ansprüche. Nach seinem kometenhaften Aufstieg und dem Durchbruch in der Triple-Saison 2019/20 folgte zunächst die Stagnation und schließlich die Krise. Gefühlt zwei Spielzeiten lang suchte Davies seine Form, vor allem, wenn es auf internationaler Bühne um die Wurst ging.
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Davies: Dickes Lob von Kompany
Doch dann kam Vincent Kompany und entpuppte sich als Glücksfall für den Außenverteidiger. Die Spielphilosophie des neuen Trainers, aggressives Pressing, hohes Gegenpressing, schnelles Umschaltspiel, bringen Davies‘ Stärken besonders zum Tragen.
Der 23-Jährige blühte sichtlich auf und ist einer der entscheidenden Leistungsträger beim Rekordmeister. Er erobert Bälle, holt Standards heraus, liefert Torvorlagen wie in besten Zeiten. "Er ist ein absoluter Spitzenspieler", lobt Kompany den Linksverteidiger: "Auch seine Konstanz ist im Moment sehr gut.“
Gleichzeitig glaubt der Belgier, dass Davies noch mehr Potenzial hat. "Er sollte so weitermachen, aber er kann sich auch noch entwickeln. Er kann noch ein höheres Niveau erreichen. Das ist es, was mir als Trainer gefällt", so Kompany weiter.
Man muss dazu sagen: Nüchtern betrachtet, erledigt Davies nun endlich wieder seinen Job. Die Tatsache, dass er dafür in den höchsten Tönen gelobt wird, ist eher Zeugnis dafür, wie sehr er in den vergangenen Jahren den Erwartungen eben nicht mehr gerecht geworden war. Sei’s drum.
Beim FC Bayern hat durch die Davies-Renaissance ein Umdenken stattgefunden. Wird nun doch nochmal nachgelegt? Laut "kicker" steht der Spieler derzeit unter besonderer Beobachtung. Konkrete Gespräche gebe es nicht, das werde sich bis zur Winterpause vermutlich auch nicht ändern.
"Sportbild" berichtet, dass die Bayern mit Davies persönlich gerne in Kontakt bleiben würden, aber keine Lust auf Verhandlungen mit dessen Berater haben. Der allerdings signalisierte Gesprächsbereitschaft. "Ich habe immer gesagt: Wenn Bayern etwas besprechen möchte, können wir im Sitzungssaal darüber reden", so Huoseh bei "TSN".
Schlecht für Bayern: Nach wie vor sollen Real Madrid und jetzt auch Manchester United Interesse an einer Verpflichtung haben. Ist einer der beiden bereit, Davies‘ Forderungen tatsächlich zu erfüllen, wird es eng für die Bayern. Selbst, wenn sie ihr abgelaufenes Angebot zu verbesserten Konditionen erneuern sollten.
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Davis: Gleichwertige Alternative genauso teuer
Oder geht der Rekordmeister doch noch über die eigene Schmerzgrenze? Es dürfte von zwei Faktoren abhängen: Ist Davies Formhoch ein temporäres Phänomen? Und was würde eigentlich eine gleichwertige Alternative kosten?
In der Vergangenheit galt Theo Hernandez von der AC Mailand immer wieder als möglicher Nachfolger. Der Vertrag des 26-Jährigen läuft noch bis 2026. Bei einem Marktwert von 60 Millionen Euro (transfermarkt.de) dürfte er wohl einen mittleren bis hohen zweitstelligen Millionenbetrag Ablöse kosten. Zudem soll der Franzose laut "Calciomercato" bei Milan eine Aufstockung seines Gehalts auf bis zu zehn Millionen Euro fordern.
Die Rechnung für die Bayern ist einfach: Bei einem möglichen Vierjahresvertrag kostet Hernandez Ablöse plus rund 40 Millionen Gehalt. Vorausgesetzt, er hat überhaupt Interesse. Eine Vertragsverlängerung bei Davies beläuft sich hingegen insgesamt auf rund 80 bis 100 Millionen (Handgeld und Gehalt). Unter dem Strich dürften beide Investments in etwa gleich teuer kommen.
Die entscheide Frage ist daher: Trauen die Bayern Davies zu, seine Form dauerhaft zu konservieren? Und wieviel Porzellan wurde in den vergangenen Monaten zwischen beiden Parteien schon zerschlagen? Die kommenden Wochen werden es zeigen.
Fest steht allerdings schon jetzt: Sollte Davies gehen und kein gleichwertiger Ersatz akquiriert werden können, stünden Bayern wie einst bei Alaba am Ende wie der begossene Pudel da.