Bundesliga
FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig: Dieser Titelkampf ist geil - und peinlich
- Aktualisiert: 20.04.2023
- 10:15 Uhr
- ran.de
Der Titelkampf in der Bundesliga ist endlich mal wieder einer. Doch es bleibt das Problem, dass es ihn gibt, weil die Bayern ihn zulassen. Und nicht, weil die Verfolger ihre Hausaufgaben machen. Ein Kommentar.
Was für ein geiler Spieltag. Dramen, Überraschungen, Emotionen. Es ist endlich mal wieder ein Titelkampf, der sich auch wie einer anfühlt.
Der FC Bayern patzt beim 1:1 gegen Hoffenheim. Gegen einen Abstiegskandidaten! Parallel blamiert sich Borussia Dortmund in Stuttgart trotz Überzahl, 2:0-Führung und dem 3:2 in der 92. Minute noch beim letztendlichen 3:3. Auch gegen einen Abstiegskandidaten. Fünf Minuten lang war der BVB punktgleich mit den Bayern, jetzt liegt er wieder zwei Zähler zurück.
Das will man sehen, wenn man nicht gerade Dortmunder ist.
Diese aufreibenden, tragisch-komischen Krimis machen nicht nur den Fußball aus, sie zeigen die Essenz des Sports, warum Millionen ihn immer noch lieben, in Ekstase jubeln und in Trauer leiden. Die letzten Minuten sorgen für einen regelrechten Adrenalin-Kick, in beide Richtungen. Deshalb ist man Fan geworden.
Außerdem ist es essenziell, dass der Titelkampf in einer Liga, die zuletzt aufgrund der erdrückenden Bayern-Dominanz einem Teil ihrer Emotionen beraubt wurde, endlich mal wieder spannend und aufreibend ist.
Der Titelkampf ist eine Mogelpackung
Das Problem: Dieser Titelkampf ist streng genommen eine Mogelpackung.
Denn er entsteht nicht aus einer inneren Stärke und Ausgeglichenheit der Liga heraus, sondern aufgrund der exorbitanten Schwächen der Bayern, die in dieser Saison mit Episoden wie dem Neuer-Unfall, der Nagelsmann-Entlassung und dem Mane/Sane-Eklat einen ganz eigenen Film fahren. Und damit theoretisch feinsten Stoff für eine großartige cineastische Farce bieten. Rein sportlich rotzen sie ihre schlechteste Saison seit 2010/11 auf den Rasen.
Doch die Konkurrenz stolpert ebenfalls. Wie es scheint, völlig perplex und erstarrt ob der andauernden Bayern-Patzer. Und macht den Titelkampf damit auch ein Stück weit peinlich.
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Die Konkurrenz lässt Möglichkeiten liegen
Der BVB? Ist vor allem dann stark, wenn es darum geht, den eigenen Trainer darin zu bestärken, dass man noch nicht bereit ist. Dabei ließ der BVB in diesem Jahr Punkte in München (2:4), aber vor allem auf Schalke (2:2) und in Stuttgart liegen. Investiert wurden vor der Saison knapp über 100 Millionen Euro, dazu kam Niklas Süle ablösefrei. Punktemäßig liegt die Ausbeute aber auf dem Niveau der vergangenen Jahre.
RB Leipzig? Sollte nicht, sondern muss angesichts der eigenen Möglichkeiten schon längst eine ganz andere Rolle spielen. Ist Meister darin, mit RB Salzburg Transfer-Schach zu spielen, leider ist man auch in Sachen Inkonstanz außergewöhnlich. Hätte man sich rund um die Länderspielpause in Bochum (0:1) und gegen Mainz (0:3) kein Nickerchen gegönnt, wäre RB heute punktgleich mit dem BVB.
Und was national fehlt, zeigt sich dann auch international. Es ist kein Zufall, dass das Halbfinale der Champions League sehr wahrscheinlich ohne deutsche Beteiligung stattfinden wird. Unter Wert geschlagen wurde dabei niemand. Gekehrt werden muss daher vor der eigenen Haustür.
Denn es rächt sich jetzt ganz offenbar, dass man sich nicht gut genug auf den Fall der Fälle, also eine schwache Saison der Bayern, vorbereitet hat.
Finanzielle Vorlagen werden nicht genutzt
Einige der Gründe sind unterschiedlich, ein Problem eint BVB und RB: Finanzielle Vorlagen wie Millionen-Transfers von Erling Haaland, Jadon Sancho, Timo Werner oder Dayot Upamecano oder grundsätzliche Potenziale und Möglichkeiten werden offensichtlich nicht effektiv genug genutzt, um dann mal zur Stelle zu sein, wenn der Titel eine realistische Möglichkeit und nicht nur ein Traum ist.
Für die Bundesliga ist das aber auch ein Warnschuss, denn gleichzeitig darf man sich nicht wundern, dass es die meisten der genannten Namen dann doch ins Ausland zieht. Oder man die Großen aus dem Ausland nur in geringer Anzahl bekommt. Anstatt über die Bayern-Dominanz zu lamentieren, müssen die Teams aus ihren Fehlern lernen.
Denn ein spannender Titelkampf in den kommenden Wochen kann für die vielen entgangenen Dramen in den vergangenen Jahren teilweise entschädigen, kann Geschichte schreiben, Überraschungen und Emotionen bieten.
Aber: Die Probleme der Bayern-Konkurrenz sind damit nicht gelöst. Und dann ist die Gefahr groß, dass diese Saison eine Ausnahme bleibt.