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FC Bayern: Hat Leon Goretzka doch eine Zukunft? "Wenn er so weiterspielt, spricht natürlich nichts dagegen"
Nach Leon Goretzkas Gala-Vorstellung gegen Wolfsburg stellt sich die Frage, ob der FC Bayern auf so einen Musterprofi verzichten kann und will.
Vom FC Bayern berichtet Martin Volkmar
Der Mann des Tages ließ Taten statt Worte sprechen.
Leon Goretzka, mit dem erst dritten Doppelpack seiner Profi-Karriere der Matchwinner des FC Bayern München beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg, verschwand nach dem Schlusspfiff kommentarlos durch die Hintertür.
Dafür sprachen Andere in höchsten Tönen vom im Sommer eigentlich schon aussortierten Goretzka.
"Leon hat mit seinen Füßen reagiert und nicht mit Worten", sagte Vincent Kompany - und meinte damit vor allem die Reaktion des 29-Jährigen nach seiner Ausbootung.
Vor der Saison hatten ihm die Verantwortlichen einen Abschied aus München nahegelegt, doch der bis 2026 vertraglich gebundene Goretzka weigerte sich.
Vermutlich auch mangels hochkarätiger Interessenten und seines gut dotierten Gehalts von geschätzt rund 13 Millionen Euro pro Jahr plus im Idealfall bis zu vier Millionen an Bonuszahlungen.
Als Konsequenz war der Ex-Nationalspieler wenige Wochen nach seiner Ausmusterung bei der Heim-Europameisterschaft auch bei den Bayern nur noch Zuschauer.
Das Wichtigste in Kürze
Leon Goretzka bis November nur Zuschauer
Bis November spielte Goretzka bei Kompany praktisch keine Rolle. In den ersten neun Bundesligaspielen kam er gerade mal auf 58 Einsatzminuten, in der Champions League in den ersten vier Partien waren es nur 43 Minuten.
Erst nach den Verletzungen von Aleksandar Pavlovic und Joao Palhinha erhielt der ehemalige Schalker doch noch seine Chance - und die nutzte er, stand in acht der letzten elf Pflichtspiele in der Startelf.
"Er ist relativ flexibel und hat uns geholfen, als Aleks und Joao verletzt waren", lobte Sportvorstand Max Eberl. "Es ist vorbildlich, wie er im Training und auf dem Platz seine Leistung bringt."
Schon in den harten Wochen davor ohne echte Perspektive hatte Goretzka Trainer, Verantwortliche und Mitspieler mit seinem Engagement, seiner Einstellung und seinem Verzicht auf öffentliche Beschwerden überzeugt.
Externer Inhalt
Kompany über Goretzka: "Gute Geschichte"
"Leon hat im Training immer hart und professionell gearbeitet und gezeigt, dass er hungrig ist. Dass er jetzt spielt und Leistung bringt, ist eine gute Geschichte für die Mannschaft und für die jungen Spieler", meinte Kompany: "Was Leon gezeigt hat, ist dass man ruhig bleiben muss und seinen Fokus auf seine Arbeit haben muss. Wenn du die Qualität hast, ist es immer eine Sache von Geduld und Glauben."
Nun hat sich der Mittelfeldspieler offenbar festgespielt, denn obwohl der zu Saisonbeginn gesetzte Pavlovic wieder fit ist, hatte Goretzka in drei der vergangenen vier Spiele die Nase vorn.
Und nach seiner Gala gegen Wolfsburg, bei der er nicht nur wegen der beiden Tore, sondern vor allem wegen seiner Zweikampfstärke und Passsicherheit überzeugte (ran-Note 1), gibt es kaum einen Grund, daran etwas zu ändern.
Video: Vincent Kompany über Leon Goretzka
Eberl über Zukunft von Musterprofi Goretzka
"Leon ist ein wichtiger Spieler für uns", sagte Sportvorstand Eberl und bezeichnete ihn sogar als "Musterprofi".
Weshalb sich zwangsläufig die Frage stellt, ob sich die Bayern leisten können, in Zukunft auf diesen Musterprofi zu verzichten.
Denn nach wie vor gilt sein Abgang im Sommer als sicher, da Joshua Kimmich als "Gesicht des Vereins" langfristig gebunden werden soll und in der Rangordnung dahinter ursprünglich Youngster Pavlovic als Identifikationsfigur aus dem eigenen Nachwuchs sowie 50-Millionen-Neuzugang Palhinha stehen sollten.
Hinzu kommt, dass offenbar die Verpflichtung des ablösefreien Toptalents Tom Bischof aus Hoffenheim kurz bevorsteht und der 19-Jährige angeblich auch nicht wieder verliehen werden soll.
"Wir reden jetzt nicht über die neue Saison", wehrte Eberl Nachfragen zu Goretzka ab, "wir reden über diese Saison, da ist er ein Teil und wird hoffentlich helfen, dass wir die größtmöglichen Erfolge einfahren".
So könnte sich die Geschichte aus dieser Spielzeit wiederholen, sollte Goretzka darauf pochen, bis Vertragsende 2026 beim FCB zu bleiben.
Goretzka: Volle Rückendeckung der Teamkollegen
Kompany würde diese Option nach den guten Erfahrungen mit dem Mittelfeldmann sicher begrüßen.
"Für uns ist das top.", sagte er schon am Samstag, "denn wir haben uns immer gewünscht, dass wir diese Konkurrenz haben, dass wir diese Qualität haben - und jetzt haben wir das".
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Seine Teamkollegen muss er ohnehin nicht mehr überzeugen.
"Ich freue mich sehr für ihn. Leon ist ein Paradebeispiel für alle in der Kabine, die nicht so oft spielen", sagte Kimmich.
"Der Fußball ist immer schnelllebig - und es geht vor allem um Leistung. Wenn man konstant gute Leistungen bringt, wird man auf dem Platz stehen", ergänzte Goretzkas Nebenmann auf der Doppelsechs.
Genauso sah es auch Manuel Neuer. "Wir als Mannschaft haben ihm den Rücken gestärkt und wussten, dass seine Zeit kommen wird. Jeder Spieler wird bei uns gebraucht. Wenn man weiter hart an sich arbeitet und den Kopf nicht in den Sand steckt, ist es auch ganz normal, dass man belohnt wird", meinte er.
Und auch auf die Frage, ob Goretzka dann nicht über den Sommer hinaus bleiben müsse, hatte der im Klub nach wie vor einflussreiche Kapitän eine klare Meinung: "Wenn er so weiterspielt, spricht natürlich nichts dagegen!"