Bundesliga
FC Bayern - Tuchel kritisiert Sane: "Zu wenig"
Trotz des erfolgreichen Starts ins neue Jahr hat Thomas Tuchel einiges an der Leistung des FC Bayern zu kritisieren. Vor allem mit Leroy Sane ist er nicht zufrieden.
Vom FC Bayern berichten Martin Volkmar und Michael Gerhäußer
Die Stimmung war gut nach dem ersten Spiel des Jahres in der Allianz Arena, sowohl bei den Bayern-Fans als auch bei den Spielern.
Doch einer war trotz des 3:0-Pflichtsiegs gegen Hoffenheim nicht wirklich zufrieden mit der Leistung: Thomas Tuchel.
"Vom Ergebnis ja", antwortete er auf die entsprechende Frage nach dem Schlusspfiff am ran-Mikrofon, um nach kurzem Durchpusten ein großes Aber hinzuzufügen.
"Wir haben so eine gute Trainingswoche gehabt, auch vom Esprit und vom Drive. Wir kriegen die Lust und die Freude und die Gier noch nicht konstant rüber in die Spiele. Es war jetzt kein Schmankerl", monierte der FCB-Chefcoach:
"Mitten in der zweiten Halbzeit, als wir es komplett dominieren, geben wir es plötzlich komplett aus der Hand und schenken drei große Chancen her. Wir müssen jetzt dranbleiben, wir haben ein kleines Trainingslager in Portugal und müssen die Bilder anschauen. Wir können das besser."
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Und in der Pressekonferenz ergänzte er: "Wir haben uns lange Zeit schwer getan, Chancen herauszuspielen. Unser Spiel war zu langsam, zu statisch, zu berechenbar. Wir haben zu wenig investiert im Spiel ohne Ball in unserem Offensivspiel."
Tuchel: "Leroy hatte nicht seinen besten Tag"
Klare Worte, die Tuchel auch in Richtung von Leroy Sane sprach, obwohl dieser die ersten beiden Treffer des überragenden Jamal Musiala einleitete und mit nun bereits zehn Torvorlagen eine persönliche Bestmarke aufstellte.
"Leroy hatte nicht seinen besten Tag, war dann aber trotzdem nochmal spielentscheidend", sagte er und forderte vom besten Bayern-Profi der Hinrunde "wieder körperlicher spielen. Sonst ist mir das zu wenig."
Tatsächlich war der Nationalspieler trotz seiner Effektivität und einiger gelungener Aktionen weit weniger auffällig und aktiv als bei seinen zahlreichen glänzenden Auftritten in den vergangenen Monaten.
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Sane verärgert über Auswechslung
Vermutlich auch ein Grund für dessen Auswechslung nach 72 Minuten, die Sane sichtbar missfiel – bekanntlich nicht das erste Mal, dass er so reagierte. Tuchel ging darauf hinterher nicht mehr ein, seine kritischen Aussagen sprachen für sich.
Und auch den Fans, die vor dem Spiel die verstorbene Vereinslegende Franz Beckenbauer gefeiert hatten, gab der Trainer wegen ihres Stimmungsboykotts zu Beginn des Spiels noch einen mit.
"Es wird mal wieder Zeit für ein Heimspiel mit Enthusiasmus. Franz Beckenbauer hätte sich gewünscht, dass es auch von den Rängen ein Fußballfest wird", erklärte Tuchel.
Musiala macht den Unterschied
Gut möglich, dass der selbst erklärte Perfektionist zum Wiederbeginn der Liga gar nicht erst zu gute Laune beim Titelverteidiger aufkommen lassen will.
Schließlich war tatsächlich noch einiger Sand im Getriebe und die drei Hoffenheimer Großchancen zwischen der 60. und 70. Minute, von denen zwei glänzend vom starken Manuel Neuer pariert wurden, hätten das Spiel auch kippen lassen können.
Dass es am Ende trotzdem zum ungefährdeten Heimerfolg reichte, lag neben Jubilar Neuer (500. Pflichtspiel für Bayern) vor allem am herausragenden Jamal Musiala. In dem Fall kam auch Tuchel nicht umhin, ein Lob auszusprechen.
"Jamal war heute unser absolut bester Spieler, der als einziger die Freude und die Lust hatte, etwas anzustellen“, sagte er. "Sein Weg geht steil nach oben, weil Jamal alles hat, was man braucht, um eine Topkarriere zu haben. Daran kann er gerne anknüpfen, das war Top."
Musiala bedankt sich bei Sane
Der 20-Jährige war daher ganz anders als sein Coach vollkommen zufrieden. "Es war ein super Spiel. Ich habe mich sehr locker gefühlt und viel Spaß gehabt", sagte Musiala bei ran und bedankte sich ausgerechnet bei Sane:
"Wir sind richtig gute Freunde und haben eine gute Connection. Wir mögen es zusammen zu zocken und sind beide mit dem Ball sehr stark. Wir suchen uns immer. Es macht richtig Spaß mit ihm zu spielen."
Im Gegensatz zu Sane war der Youngster auch nicht verärgert, als der Trainer ihn nach 87 Minuten vom Platz holte und er vom Publikum mit Standing Ovations verabschiedet wurde.
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Kane stellt Lewandowski-Rekord ein
Drei Minuten später setzte Harry Kane mit dem 3:0 den Schlusspunkt.
Mit seinem 22. Treffer nach 16 Spielen hat der Engländer den Hinrunden-Bestwert von Robert Lewandowski aus dessen Rekordsaison 2020/21 eingestellt.
Und was sagte Tuchel dazu? "Harry hatte auch nicht seinen besten Tag, hat aber auch nochmal sein Tor gemacht."