Bundesliga
FC Bayern München: Aleksandar Pavlovic hat Pfeiffersches Drüsenfieber - So erlebte Markus Babbel die Erkrankung
- Veröffentlicht: 12.03.2025
- 19:59 Uhr
- Andreas Reiners
Aleksandar Pavlovic ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. Die meisten Erkrankungen verlaufen mild. Dass es aber negative Ausnahmen gibt, weiß auch Markus Babbel.
Markus Babbel wusste gar nicht, was los war.
Müde fühlte er sich, extrem schwach und schlapp, und nach jedem Training hat er sich erstmal zwei Stunden hingelegt. Das Vormittagstraining ging noch, aber hinten raus eben so gar nichts mehr.
Damals, 2001, war ihm zunächst nicht klar, dass er Pfeiffersches Drüsenfieber hatte.
"Ich musste mich auf die Couch legen und war dann zwei Stunden im Tiefschlaf, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass das nicht mehr normal ist", sagte Babbel im ran-Gespräch. "Dennm dass ich so wegratze und das über so einen langen Zeitraum, das war schon sehr ungewöhnlich."
Nach dem Supercup mit seinem FC Liverpool gegen den FC Bayern bei 35 Grad Hitze "und gegen Hasan Salihamidzic, der ja einen V12-Motor in sich hatte", sprach er mit dem Teamarzt der "Reds". Der ihm dann auch ehrlich attestierte: "Du siehst scheiße aus."
Das Wichtigste in Kürze
Pavlovic: So kommt es zur "Kusskrankheit"
Anschließende Untersuchungen ergaben die Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber. Dieses wird von einem Herpes-Virus, dem Epstein-Barr-Virus (EBV), ausgelöst, den geschätzt 80 Prozent der Erwachsenen in sich tragen. Deshalb wird die Krankheit auch "Kusskrankheit" genannt, weil das EBV durch Küssen, aber auch beim gemeinsamen Benutzen von Besteck, Geschirr oder Trinkflaschen übertragen werden kann.
Bricht die Krankheit aus, zeigen sich grippeartige Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopf- und Gliederschmerzen.
Wie bei Bayerns Aleksandar Pavlovic, der aktuell unter Pfeifferschem Drüsenfieber leidet.
In der Regel dauert es zwei bis vier Wochen, bis die Krankheit ausgestanden ist. Es kann aber auch zu Komplikationen kommen und Wochen oder gar Monate dauern, dass man sich matt und abgeschlagen fühlt.
Externer Inhalt
Bodden bis heute im Rollstuhl
Bei Babbel war das Virus nachweislich nach drei Monaten verschwunden. Was ihm damals echte Sorgen bereitete, waren die schlechten Immunwerte.
"Die waren bei mir extremst schlecht. So niedrig, dass ich Angst hatte, dass wir das nicht wieder hinkriegen", sagte Babbel, der beim selben Immunologen in Behandlung war wie Olaf Bodden.
Ex-Profi Bodden, der zwischen 1989 und 1997 für Borussia Mönchengladbach, Hansa Rostock und 1860 München spielte, wurde nach der Erkrankung nie wieder richtig gesund, musste deshalb seine Karriere beenden und ist heute sogar auf einen Rollstuhl angewiesen.
VIDEO: FC Bayern: Kimmich kündigt Verlängerung an - "Was mir wichtig ist ..."
Babbel: "Gott sei Dank die Kurve gekriegt"
"Aber bei mir haben wir Gott sei Dank die Kurve gekriegt", erinnerte sich Babbel. Eine Therapie gegen die Erkrankung selbst gibt es nicht, dafür werden die Symptome behandelt. Und es wird darauf geachtet, dass das Immunsystem gestärkt wird.
Denn bei Babbel war es mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber nicht getan, nach den drei Monaten folgte bei ihm quasi im Anschluss durch eine Immunschwäche das Guillain-Barre-Syndrom - eine sehr seltene Erkrankung der Nerven, wodurch es zu einer Muskelschwäche kommt.
Babbel brauchte einen Rollstuhl
"Ich hatte dadurch noch weniger Energie als davor. Zwischenzeitlich konnte ich eine Distanz über zehn Meter nicht mehr laufen. Da brauchte ich einen Rollstuhl", sagte Babbel. Extreme Erfahrungen, aus denen Babbel gestärkt herausgekommen ist: "Ich bin stolz darauf, dass ich den großen Kampf gewonnen habe."
Klar ist aber: Babbels Krankheitsverlauf ist auf Pavlovic kaum übertragbar, da die meisten Verläufe unterschiedlich und viele vor allem mild und komplikationslos sind.
Klar ist auch: Was Bayerns Mittelfeldjuwel jetzt braucht, ist Schonung, Geduld und eine entsprechende ärztliche Behandlung.
Pavlovic braucht vor allem Geduld
"Die Bayern haben eine medizinische Abteilung, die top ist. Die wird jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, den Jungen auf Vordermann zu bekommen. Und dann braucht er ein bisschen Geduld", sagte Babbel.
Fakt ist aber auch: Die Krankenakte des 20-Jährigen ist schon jetzt gut gefüllt, er war erst im Herbst des vergangenen Jahres einige Wochen wegen eines Schlüsselbeinbruchs ausgefallen.
Und Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte jetzt in einem "FAZ"-Interview zu Pavlovics WM-Chancen: "Wenn der Rhythmus so bleibt, wie er jetzt ist, dass er maximal 50 Prozent spielt, wird es eng. (...) Dafür musst du im Verein Stammspieler sein, oder zumindest 70, 80 Prozent der Spiele machen."
Babbel weiß: "Für das Alter ist er einfach zu oft verletzt und jetzt auch krank."
VIDEO: Bayer Leverkusen: Respekt! Andrich feiert Bayern-Performance
Pavlovic: Körperliche Rückschläge sind "total frustrierend"
Denn körperliche Rückschläge sind "total frustrierend. Du siehst ja selbst: Du bist auf einem aufsteigenden Ast. Jeder spricht von dir, du bringst Topleistungen. Du bist wie ein Phoenix aus der Asche gekommen. Keiner hatte dich auf dem Zettel. Du gehst durch die Decke und dann kommen immer so Rückschläge", sagte Babbel.
Als junger Spieler sei man "brutal ungeduldig. Du willst permanent Gas geben, um dich dann umgehend wieder festzuspielen. Dann kommt wieder die nächste Hiobsbotschaft. Und er muss schauen, dass er einen Weg findet, dass er da stabiler wird", betont Babbel.
Ein wichtiger Trost: Rückschläge können einen Spieler auch stärker machen. Wie bei Babbel.