Bundesliga
FC Bayern München: Das gefährliche Zögern mit Robert Lewandowskis Vertrag
- Aktualisiert: 17.03.2022
- 20:16 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Wo Robert Lewandowski in der kommenden Saison spielen wird, ist noch vollkommen offen. Aktuell hat der Pole noch einen Vertrag beim FC Bayern München. Doch die Verantwortlichen haben absolut keine Eile, mit dem besten Stürmer der Welt zu verlängern. Das irritiert - nicht nur den Betroffenen.
München - Es gab schon einmal ruhigere Zeiten beim FC Bayern als die im Frühling 2022.
Während der Konkurrent aus Dortmund fleißig Punkte sammelt und den Abstand auf mittlerweile vier Punkte verkürzt hat, sind die Münchner etwas außer Form. Nur zwei der vergangenen fünf Bundesliga-Spiele gewann das Team von Julian Nagelsmann.
Doch auch neben dem Platz läuft längst nicht alles wie geplant. Nachdem zuerst ans Licht kam, dass die Vertragsgespräche mit Serge Gnabry stocken sollen, warten auch Manuel Neuer, Thomas Müller und vor allem Robert Lewandowski auf Gespräche über ihre Arbeitspapiere.
Ein Bayern-Problem: Kommunikation über Medien statt intern
Sportvorstand Hasan Salihamidzic sagte vor dem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt am "Sky"-Mikro über Lewandowski: "Wir wollen Robert unbedingt halten." Logisch, wer würde seinen Star-Stürmer, der die vergangenen beiden Jahre so viele Tore erzielte wie eigentlich niemand in Europa, nicht halten wollen.
Nach besagtem Spiel Ende Februar reagierte Lewandowski - mit Verwunderung. "Das höre ich zum ersten Mal", gab er zu Protokoll. Wie die "Bild" berichtet, gab es noch keine persönlichen Gespräche zwischen dem Polen, seinem Berater Pini Zahavi sowie den Klub-Verantwortlichen.
Die Bayern offenbaren also scheinbar erneut ein Kommunikations-Problem: Anstatt ausschließlich mit den Spielern zu sprechen, wird offenbar auch und womöglich sogar mehr über sie gesprochen - und zwar in den Medien.
Kein neues Thema beim Rekordmeister. Rückblick auf den Sommer 2019: Der damalige Trainer Niko Kovac sagte in einer Pressekonferenz über Leroy Sane, damals noch in Diensten von Manchester City: "Den Spieler wollen wir."
Dafür kassierte der Trainer, der ein paar Monate später entlassen wurde, einen Rüffel von der Chefetage. Kovac habe sich zu Spielern anderer Vereine nicht zu äußern. Und das, obwohl jene Chefetage es nur selten besser vorlebt.
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Hainer: "Wir gehen das entspannt an" - aber warum?
So wohl auch im Fall Lewandowski. In einem Interview mit dem "kicker" sagte Vereinspräsident Herbert Hainer über die anstehenden Verhandlungen: "Wir gehen die Gespräche mit ihnen ganz entspannt an. Es ist noch genügend Zeit, und das wissen unsere Spieler." Wissen sie das aber wirklich? Den Aussagen von Lewandowski nach zu urteilen nicht.
Ähnliches zeigte sich auch beim kürzlich bekanntgewordenen Wechsel von Niklas Süle zu Borussia Dortmund. Grund für diesen sei laut Berater Volker Struth die "fehlende Wertschätzung", der Wechsel habe schon "seit Oktober" festgestanden.
Demnach beklagte Süle die fehlenden Bemühungen um seine Person. Kurz danach sagte Karl-Heinz Rummenigge bei "Sky" über Süle, er habe sich ohnehin "nie richtig durchgesetzt". Eine fragwürdige Interpretation des langjährigen Vorstandsbosses, denn Süle spielte in dieser Saison immer, wenn er fit war.
Diese Wertschätzung, die es bei Süle offenbar nicht gab, will wohl Lewandowski haben. Nicht nur in Form von Gehalt, denn der Pole ist Medienberichten zufolge dank seines bis 2023 datierten Kontrakts bereits Top-Verdiener beim FC Bayern, sondern auch in Form von weichen Faktoren. Sich frühzeitig um die Verlängerung des aktuell besten Stürmers der Welt zu kümmern ist einer davon. Bei anderen Top-Klubs eigentlich Usus.
Lewandowski wohl auf dem Sprung - wer könnte ihn ersetzen?
Begeistert ist die Partei Lewandowski und Berater sicher nicht vom Zögern der Bayern. Die "Bild" vermeldet, dass Lewandowski spätestens im Sommer Klarheit über seine Situation haben will. In diese Kerbe schlägt auch Transferexperte Fabrizio Romano. Er vermeldet, dass Lewandowski die Bayern "sofort" verlassen will, wenn es bis zum Sommer zu keiner Verlängerung kommt.
Der ehemalige Bundesliga-Stürmer Jan Aage Förtoft will dagegen erfahren haben, dass der Pole sich bereits für einen Wechsel entschieden habe.
Einen "Big Time Move" wolle der 33-Jährige im Herbst seiner Karriere haben. Klar, ein Lewandowski der bei Manchester City oder Paris St. Germain anheuern würde, wäre mehr als ein "Big Time Move". Nicht einmal unwahrscheinlich, da beide Teams aufgrund von bevorstehenden Abgängen oder Vakanzen aktuell nach einem verlässlichen Mittelstürmer suchen.
Doch was machen die Bayern, wenn Lewandowski tatsächlich den Verein verlässt? Ein adäquater Ersatz wäre Erling Haaland, den bringt auch jener Förtoft ins Spiel. "Außenseiterchancen" räumt der Norweger dem FCB ein, Haaland zu verpflichten.
Realistisch gesehen ist ein Transfer eines Spielers, dessen Gesamtpaket rund 300 Millionen Euro umfassen würde, wohl nicht. Das berühmte Festgeldkonto ist während der Corona-Pandemie geschrumpft und die Bayern haben immer darauf Acht gegeben, finanziell stets liquide zu sein und sich nicht zu übernehmen.
Und sonst? Dusan Vlahovic ist bereits bei Juventus Turin untergekommen, danach wird die Liste an fähigen Stürmern, die zu Bayern wechseln könnten, schon übersichtlich.
Nicht nur Lewandowski: FCB in der Zwickmühle
Doch selbst wenn der Rekordmeister sich mit seinem Top-Torschützen einigen könnte, dann bleiben mit Müller, Neuer und Gnabry noch weitere Problemkinder.
Gerade Ersterer ist schon längst eine Ikone des Klubs, auch sein Kontrakt endet wie die von Kapitän Neuer und Gnabry 2023.
Auch wenn Hainer - mal wieder über die Medien - erklärt, wie sehr diese Spieler intern wertgeschätzt werden, wenn sie selbst ein anderes Empfinden haben, hilft das dem FCB reichlich wenig.
Vor dem FC Bayern stehen also entscheidende Wochen. Auf und neben dem Platz dürfen sich die Verantwortlichen keine Fehler mehr erlauben.
Die "entspannte", wie Hainer es nannte, Haltung könnte den Bayern noch zum Verhängnis werden. Sowohl bei den Saisonzielen als auch beim Spielerpersonal.
Kai Esser
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