Bundesliga
FC Bayern München: Legt Max Eberl jetzt richtig los? Nach Musiala soll Kimmich folgen
- Veröffentlicht: 18.02.2025
- 11:38 Uhr
- Justin Kraft
Bald ist Max Eberl ein Jahr beim FC Bayern München. Auf dem Weg zum Jubiläum gibt der Sportvorstand nochmal alles, um auf eine gute Zwischenbilanz blicken zu können.
"Ich habe schon unterschrieben, ich kann nicht mehr zurück", sagte Max Eberl lachend bei seiner Vorstellung als neuer Sportvorstand des FC Bayern München: "Ich glaube, ich bin kein Heilsbringer."
Vorangegangen war eine Frage, ob er genau das wäre: Die langersehnte Lösung für den wichtigsten Posten in der sportlichen Leitung.
Der, der den Umschwung schafft nach Jahren, in denen man den Anschluss an die Spitze Europas zu verlieren drohte. Eberl kündigte viel an, setzte zunächst aber nur wenig um.
Eine schnelle Trainersuche, die letztendlich länger dauerte als geplant. Einen Umbruch, der im Sommer dann doch kleiner ausfiel als gedacht.
Und auch die Vertragsverlängerungen mit Schlüsselspielern zogen sich – oder ziehen sich im Fall von Joshua Kimmich immer noch.
Nun aber, wo diese Antrittsrede fast ein Jahr her ist, drückt Eberl aufs Gaspedal.
Das Wichtigste in Kürze
Die Verlängerungen mit Manuel Neuer, Alphonso Davies und Jamal Musiala wurden verkündet, im Winter kam mit Jonas Urbig ein junges Torhütertalent und auch die ablösefreie Verpflichtung von Tom Bischof für den kommenden Sommer wurde bekanntgegeben.
Und auch bei Kimmich zeigt sich der Ex-Profi äußerst zuversichtlich: "Jo will bei Bayern bleiben – sonst würden wir ja nicht reden. Er hat große Ziele mit dem Verein und will mit uns die Champions League gewinnen", sagte er am Samstag bei "Sky90".
Eberl packt jetzt nach und nach an – auch weil er es muss. In Teilen des Aufsichtsrats, der sich Ende Februar zu seiner nächsten Sitzung trifft, soll es nach ran-Informationen schon seit einiger Zeit eine gewisse Unzufriedenheit über Eberl geben.
Diese resultiert vor allem aus den langen Vertragspokern, dem eher mäßigen Transfersommer und einer nicht erfolgten Einsparung bei den Gehältern. Doch wie sind die jüngsten Entscheidungen vor diesem Hintergrund zu bewerten?
Max Eberl zockt bei der Torwartfrage
Zuerst nahm Eberl die Unterschrift mit, die wohl am einfachsten zu bekommen war: Manuel Neuer verlängerte seinen Vertrag bis zum Sommer 2026. Eine Entscheidung, die durchaus mit gespaltener Meinung betrachtet werden kann.
Sportlich hat der mehrmalige Welttorhüter nicht mehr das Niveau, das es bei einem absoluten Topklub braucht. Beim 0:0 in Leverkusen zeigte er zwar eine gute Leistung, aber auch ein paar Unsicherheiten, etwa bei einer verunglückten Faustabwehr.
Zuvor segelte er gegen Celtic Glasgow zwei-, dreimal abenteuerlich durch den eigenen Strafraum. Im Pokal war er mit seiner roten Karte ein Hauptgrund fürs Ausscheiden, in der Champions League patzte er auch mehrfach.
Viele Fans hätten sich deshalb den Schnitt im Sommer gewünscht. Doch Eberl und die anderen Verantwortlichen des FC Bayern entschieden sich für einen Verbleib. Damit geht man ein gewisses Risiko ein.
Der Plan dahinter ist offensichtlich: Eberl will sich Zeit verschaffen. Einen ganz klaren Nachfolgekandidaten für den kommenden Sommer gibt es nicht. Die Ablösesumme, die ein solcher kosten würde, würde das ohnehin schon nicht üppige Transferbudget zudem stark reduzieren.
Also verpflichteten Eberl und Co. im Winter mit Jonas Urbig noch einen weiteren Torhüter, der sich erstmal hinter Neuer einreihen wird. Der 21-Jährige gilt als großes Talent, soll in der kommenden Saison auch Spiele abbekommen.
Ein auf dem Papier smarter Plan, wenn man bedenkt, dass Eberl das Geld woanders ausgeben muss und will. Klar ist aber auch: Der sportliche Erfolg oder Misserfolg wird diese Entscheidung retrospektiv in das entsprechende Licht rücken.
Wichtig für das Verhältnis zum Aufsichtsrat dürfte aber sein, dass Neuers Gehalt nach Informationen der "Bild" deutlich reduziert wurde. Genaue Zahlen sind allerdings nicht bekannt. Bisher zählte der 38-Jährige zu den Topverdienern.
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FC Bayern: Richtungsweisende Verlängerungen mit Davies und Musiala
Weniger streitbar sind die jüngst verkündeten Vertragsverlängerungen von Davies und Musiala. Zumindest aus sportlicher Perspektive waren beide alternativlos.
Finanziell gibt es schon eher die eine oder andere kritische Stimme. So soll Davies den FC Bayern laut "Sky" ein Gesamtpaket von bis zu 120 Millionen Euro bis 2030 kosten – laut "Bild" könnte es noch mehr sein.
Das Fixgehalt des Kanadiers liege demnach bei rund 15 Millionen Euro brutto pro Saison. Hinzu kämen erfolgsabhängige Bonuszahlungen und ein Unterschriftsbonus von rund 22 Millionen Euro.
Klingt nach sehr viel Geld und nach dem Gegenteil der angestrebten Gehaltssenkungen. Andererseits muss bei Davies eingeordnet werden, dass eine Alternative auf seinem Niveau einerseits schwer zu bekommen wäre, er im Sommer keine Ablösesumme eingebracht hätte und die entsprechende Alternative ebenfalls Geld gekostet hätte: Ablösesumme und Gehalt beispielsweise.
Ob man einen Spieler wie Theo Hernandez für ein Gesamtpaket von 120 Millionen Euro über fünf Jahre hätte verpflichten können? Fraglich. Auch deshalb dürfte der Aufsichtsrat letztendlich wohl zugestimmt haben.
FC Bayern München: Tabubruch bei Musiala?
So wie bei Musiala, der um die 25 Millionen Euro brutto pro Jahr verdienen soll – und eine Ausstiegsklausel in den Vertrag geschrieben bekommen hat. Diese soll bei 175 Millionen Euro liegen – "Bild" behauptet, sie gelte nur im Jahr 2028 und reduziere sich im darauffolgenden Jahr auf 100 Millionen Euro, "Sky" berichtet, sie gelte ab diesem Sommer und reduziere sich 2029 auf 100 Millionen Euro.
So oder so: Ausstiegsklauseln sind beim FC Bayern bisher ein ungern gesehenes Thema gewesen. "Während meiner Zeit bei Bayern gab es die Vorgabe vom Vorstand, dass wir in Verträge keine Ausstiegsklauseln einbauen dürfen", erzählte der ehemalige leitende FCB-Mitarbeiter Michael Gerlinger im Gespräch mit "Spox". Sorgt Eberl also für einen Tabubruch?
Zumindest für keinen, für den er sich schämen müsste. Auch hier wäre die Alternative gewesen, nicht mit Musiala zu verlängern und ihn 2026 ablösefrei zu verlieren. Die Ausstiegsklausel schafft sogar einen hilfreichen Rahmen.
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Will Musiala wechseln, wird es unabhängig von irgendwelchen Klauseln ohnehin Unruhe um ihn geben. Dann hilft die Klausel dabei, die finanziellen Rahmenbedingungen zu klären. Will er nicht wechseln, wird es auch keine Unruhe geben.
Zur Einordnung: Es gab bisher nur zwei Transfers, die teurer waren als die vermeintlich festgelegten 175 Millionen Euro. Kylian Mbappé und Neymar wechselten für 180 Millionen Euro und für 222 Millionen Euro jeweils zu Paris Saint-Germain.
Alle anderen Rekordtransfers liegen bei maximal 135 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass Ausstiegsklauseln je nach Vertragskonstellation oft auf einen Schlag gezahlt werden müssen.
Wie das bei Musiala konkret geregelt ist, ist derzeit unklar. Der Deal ist für den FC Bayern dennoch sehr gut – sportlich, aber auch finanziell.
Denn wenn es wirklich zu dem Szenario kommt, dass Musiala ein Angebot bekommt und wechseln will, dann kassiert man viel Geld auf einen Schlag. Vielleicht sogar deutlich mehr, als bei normalen Verhandlungen herauskommen würde.
Max Eberl und der FC Bayern schnappen sich ein Top-Talent
Eberls Zwischenbilanz wird auch dadurch verbessert, dass man mit Tom Bischof ein absolutes Top-Talent an sich binden konnte – ablösefrei.
Bischof wird das Mittelfeld verstärken und ist mit seiner Qualität und seinem Potenzial ein absoluter No-Brainer. Sein Spielerprofil passt zudem optimal zur Spielweise von Vincent Kompany.
Dass die Bayern sich dabei gegen Konkurrenz wie Frankfurt oder Leipzig durchsetzten, spricht für sie. Gerade weil andere Klubs jungen Spielern mehr Spielzeit versprechen können als die Münchner. Der Bischof-Transfer ist somit ein echtes Statement der Bayern.
Auch wenn die Bayern schon weit vor Eberl mit Bischof Kontakt aufnahmen und der Transfer sich über einige Jahre hinweg anbahnte, ist der 19-Jährige ein wichtiges Puzzleteil für die Kaderplanung, das zudem das Budget für den Sommer nicht angreift.
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Und genau das ist auch die große Herausforderung für Eberl: Einerseits einen Sparkurs realisieren, andererseits den Kader so verstärken, dass man um alle Titel mitspielen kann. Ein Widerspruch in sich, dem er sich ausgesetzt sieht.
Wie kompromissbereit der Aufsichtsrat für den Sommer sein wird, bleibt abzuwarten. Uli Hoeneß kündigte jetzt schon mehrfach an, dass es eher keine größeren Ausgaben geben werde. Wie groß dann wiederum der Umbruch sein kann, der von Eberl erwartet wird: Ebenfalls fraglich.
Es ist ein Spannungsfeld, das sich nicht so richtig auflösen lässt. Im Rahmen dieses Spannungsfeldes hat Eberl nun aber durchaus Fahrt aufgenommen und einige für die Zukunft wichtige Entscheidungen getroffen.
Schafft er es auch, Joshua Kimmich an den FC Bayern zu binden, sieht sein Zwischenfazit durchaus besser aus, als ihm nachgesagt wird.
Ein "Heilsbringer" mag er nicht sein. Dafür muss sich der sportliche Erfolg in Form von Titeln und vor allem auch in der Champions League mittelfristig erst noch einstellen. Die ersten Schritte im Jahr 2025 deuten aber durchaus darauf hin, dass Eberl noch einiges mit dem FC Bayern vorhat.