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FC Bayern München - Markus Babbel sieht größtes Problem auf den Außen

  • Veröffentlicht: 24.01.2025
  • 10:21 Uhr
  • Martin Volkmar

Im Interview mit ran analysiert Markus Babbel die Probleme des FC Bayern und zeigt sein Unverständnis über die Entscheidungen bei Borussia Dortmund.

von Martin Volkmar

Markus Babbel hat als Spieler und Trainer fast alles gesehen, gewann Titel und musste bittere Niederlagen verarbeiten.

Und doch bringt ihn das aktuelle Geschehen immer wieder zum Staunen.

Vor allem bei Borussia Dortmund, wo das Scheitern von Nuri Sahin für den früheren Nationalspieler mit Ansage kam.

Auch bei seinem Ex-Klub FC Bayern kann er manche Entscheidungen nicht verstehen, vor allem auf der Mittelstürmer-Position.

Doch trotz des 0:3-Debakels bei Feyenoord Rotterdam und der Gefahr, in der Vorrunde auszuscheiden, hält er die Münchner weiter für einen Kandidaten auf den Champions-League-Titel.

Warum, das erklärt der ran-Experte im ausführlichen Gespräch.

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ran: Herr Babbel, aktuell sind Sie in der ZDF-Doku "FC Hollywood" zu sehen. Ein bisschen Hollywood ist aber immer beim FC Bayern, oder?

Markus Babbel: Erstmal vorweg, das ist eine großartige Doku. Ich war total begeistert, weil ich auch viele Geschichten selber nicht mehr wusste. Das war wirklich der absolute Wahnsinn, was damals abgelaufen ist. Das wird es so nicht mehr geben, weil es auch diese Typen nicht mehr gibt. Aber generell kann man diesen Zirkus immer brauchen, weil Fußball ja auch Entertainment sein soll. Egal, obwohl positiv oder negativ: Hauptsache man redet darüber.

ran: Geredet, aber eher im negativen Sinne, wird gerade in jedem Fall über den FC Bayern. Wie erklären Sie sich die klare Niederlage beim Tabellenvierten der niederländischen Liga?

Babbel: Man kann nicht sagen, dass die Bayern gerade schlecht spielen. Sie sind dominant und haben viel Ballbesitz. Man bekommt allerdings das Gefühl, dass sie mit jedem Angriff ein Gegentor bekommen. Gerade gegen Feyenoord und zuvor beim 0:1 gegen Aston Villa hat es sich jedenfalls so angefühlt. Und sie brauchen unglaublich viele Chancen, um selbst ein Tor zu erzielen. Dabei ist die Offensive wirklich herausragend gut besetzt. Ich habe das Gefühl, sie fremdeln noch ein wenig mit der neuen Gruppenphase, die ich persönlich super finde.

ran: Vor dem letzten Vorrundenspiel steht die Mannschaft auf Platz 15, weshalb Joshua Kimmich gesagt hat: Die Tabelle lügt nicht, wir sind kein Topteam. Hat er Recht?

Babbel: Das kann man so sehen. Wenn man sich nur die Champions League anschaut, dann sind die Bayern noch etwas entfernt von einer Spitzenmannschaft. Allerdings sind auch viele andere Teams im Mittelfeld der Tabelle dabei, die sicherlich einen anderen Anspruch haben. Manchester City zum Beispiel könnte sogar schon vorzeitig ausscheiden. Ich behaupte nach wie vor, der FC Bayern hat eine brutale Qualität. Nicht viele Mannschaften sind in meinen Augen besser aufgestellt. Und trotzdem müssen sie die Probleme in den Griff kriegen.

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Babbel: "Bayerns größtes Problem liegt auf den Außen"

ran: Bayern hatte 30:8-Torschüsse in Rotterdam, aber am Ende null Treffer. Und Harry Kane hat seit November nicht mehr aus dem Spiel getroffen. Ist die fehlende Durchschlagskraft das größte Problem derzeit?

Babbel: Es ist ungewohnt für Harry Kane. Normalerweise ist er ein Garant für den Erfolg, weil er eigentlich nicht viele Chancen braucht, um Tore zu erzielen. Aus dem Spiel heraus tut er sich im Moment etwas schwer. Das ist schon verwunderlich, denn er hat ja eine unfassbare Quote und eine herausragende Abschlusstechnik. Aber er ist erfahren genug und weiß, mit solchen Situationen umzugehen. Das viel größere Problem sehe ich bei den Außenspielern, die schießen mir zu wenig Tore.

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VIDEO: Kompany kritisiert schwache Leistung

ran: Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Babbel: Sie sind im Abschluss nicht gallig genug. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Mannschaft. Im Moment ist es egal, wen du aufstellst, alle fallen einfach nur mit Torungefährlichkeit auf. Dann ist es eben auch für einen Harry Kane schwieriger. Wenn mein Top-Stürmer mal in so einer Phase ist, was völlig normal ist, dann sind eben die Außenspieler gefragt und da kommt mir persönlich zu wenig.

ran: Das heißt aber auch, dass ein Backup für Kane fehlt – den die Bayern ja laut eigener Aussage auch nicht verpflichten wollen…

Babbel: Soviel ich weiß, ist Mathys Tel ein Mittelstürmer – und wurde von den Bayern als eines der größten Talente gefeiert. Ich habe ihn mir auch bei der U21 in Frankreich angesehen, da hat er Mittelstürmer gespielt, und zwar durchaus überzeugend. Warum er beim FC Bayern nie in dieser Position spielen darf, verstehe ich überhaupt nicht. Stattdessen muss er permanent außen ran, obwohl mittlerweile ja wohl alle gesehen haben, dass der FC Bayern da bessere hat als ihn. Aber wenn Harry Kane mal fehlt, darf gefühlt jeder in der in der Sturmspitze ran, nur nicht Mathys Tel. Gebt dem Jungen doch mal vier oder fünf Spiele. Und wenn du dann merkst, das es nicht reicht, kann ich immer noch umdenken. Stattdessen spielt er eher rechter Verteidiger als in der Spitze, das kann ich nicht verstehen.

Bayer laut Babbel "reifer" als Bayern

ran: Wenn es aber vorne nicht klappt, muss man hinten sicher stehen. Doch die Defensive ist immer wieder für einen Patzer gut, so dass einige Kritiker der Abwehr die nötige Klasse absprechen. Was meinen Sie als ehemaliger Verteidiger?

Babbel: Gefühlt sind die Tore gegen Bayern extrem einfach zu erzielen. Da reicht oft ein langer Ball und die Absicherung ist dann auch nicht da. Der FC Bayern schafft es nicht, die Null zu halten und bekommt in der Champions League einfach zu viele Gegentore. Sie lassen auch in meinen Augen viel zu viele Chancen zu, und Fehler werden auf dem Niveau eiskalt bestraft. Wie etwa Guerreiro beim zweiten Tor, wo er sich im Zweikampf einfach amateurhaft verhält. Und dann scheppert es halt. Wenn dir das einmal zu oft passiert, bist du in den K.o.-Spielen raus – so wie im DFB-Pokal. Dabei wusste man vorher schon, wie Feyenoord gegen sie spielen wird. Aber ich muss mir als Vincent Kompany auch mal etwas anderes einfallen lassen, um mehr Stabilität hinzubekommen. Das ist im Moment eben noch nicht gegeben.

ran: Das heißt aber auch, ein frühes Ausscheiden in der Champions League ist nicht auszuschließen, wenn man so schläft wie in Rotterdam?

Babbel: Logisch, das ist definitiv im Bereich des Möglichen. Trotzdem: Mir gefällt der Fußball und mir macht es Spaß zuzuschauen, weil es jetzt kein Angsthasenfußball mehr ist. Bayern gehört für mich zu den fünf bis sechs Vereinen, die das Potenzial haben, die Champions League zu gewinnen. Aber es kann eben auch ratzfatz vorbei sein, wenn sie ihre Probleme nicht in den Griff bekommen. Da ist Bayer Leverkusen reifer und flexibler. Die hatten gefühlt bei ihrem Spiel in Rotterdam 20 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit, haben aber eiskalt gekontert und schon zur Pause 4:0 geführt. Aber da ist die ist die Erwartungshaltung auch nicht so hoch wie in München.

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Entscheidungen des BVB für Babbel "nicht nachvollziehbar"

ran: Die Sorgen des FC Bayern hätte man in Dortmund vermutlich gerne. Jetzt werden unter anderem Niko Kovac und Roger Schmidt als Nachfolger von Nuri Sahin gehandelt. Welcher Typ Trainer wäre der richtige für den BVB?

Babbel: Ich verstehe die Verantwortlichen nicht. Ich konnte schon den Wechsel zu Nuri Sahin im Sommer nicht verstehen, Edin Terzic war Vize-Meister und danach im Champions-League-Finale. Aber ich bin heilfroh für ihn, dass er da weg ist. Denn wenn er so performt hätte wie jetzt, hätten sie ihn vermutlich an den Ohren am Flutlichtmasten aufgehängt. Auch vorher hatten sie mit Lucien Favre und Marco Rose super Trainer. Aber keiner ist gut genug für den Verein und die Offiziellen. Dabei ist es müßig, diesen Klopp 2.0 finden zu wollen. Ich verstehe diesen Verein schon seit Jahren nicht mehr und das ist schade, weil es ein großartiger Verein mit wahnsinnig viel Power und Energie ist. Aber was die da in der in der oberen Etage für Entscheidungen treffen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

ran: Also für den Nachfolger, egal wer es ist, wird es so oder so schwer bis unmöglich werden?

Babbel: Genau, denn es ist immer dasselbe: Er wird nicht gut genug sein. Ich weiß auch nicht, was sie eigentlich für einen Typen wollen. Mit Edin Terzic hast du einen Trainer gehabt, der sich total mit dem Verein identifiziert hat. Anstatt so jemandem dann vielleicht die Möglichkeit zu geben, da wirklich etwas wachsen zu lassen, holt man in der letzten Winterpause Nuri Sahin. Da hatte man schon das Gefühl, dass das jetzt der Aufpasser ist, und irgendwie gewusst, der übernimmt dann eher früher als später den Laden. Dabei war das alles von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das ist überhaupt nichts gegen Nuri Sahin, der hat gewiss seine Qualitäten. Aber das war, als würdest du einen Lehrling in eine Meisterposition bringen. Das kann nicht funktionieren.

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