FC Bayern München: Mathys Tel erlebt bitteres Déjà-vu - Abschied als einzige Option?
Veröffentlicht: 30.10.2024
13:09 Uhr
Carolin Blüchel
Mathys Tel erlebt beim FC Bayern ein Wechselbad der Gefühle. Das Aus von Trainer Thomas Tuchel im Frühjahr verhinderte die vorzeitige Flucht des Youngsters aus München. Doch auf die Hoffnung folgte Ernüchterung. Auch unter Vincent Kompany spielt das Sturmjuwel keine Rolle. Ist ein Wechsel die beste Option, den freien Fall zu stoppen?
Von Carolin Blüchel
Im vergangenen Winter stand Mathys Tel beim FC Bayern München vor dem Abschied. Weil er unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel kaum Einsatzzeiten bekam, kokettierte sein Berater, Gadiri Camara, mit einem Wechsel des 18-Jährigen zu Manchester United.
Dabei hatte Tel zuvor einen grandiosen Start in seine zweite Saison beim Rekordmeister erwischt. Als Edeljoker traf er zuverlässig in Bundesliga und Champions League. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann sich der Franzose mit seiner Vielseitigkeit und Unbekümmertheit konstant in die Mannschaft spielen würde. Doch auf dem Weg dorthin ging irgendwann das Momentum verloren, wie es Tuchel ausdrückte.
Dem Momentum folgte das Selbstvertrauen, ein Wechsel galt schließlich als wahrscheinlichste Option. Doch dann gaben die Bayern die Trennung von Tuchel zum Saisonende bekannt – und nur wenige Tage später, nach ausgiebigen Gesprächen mit dem neuen Sportvorstand Max Eberl, unterzeichnete Tel eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2029.
Tel, der sich so sehr mit dem Verein identifiziert, dass er auch als Ergänzungsspieler längst zu den Fanlieblingen gehört, unterschrieb vor allem, weil er Teil der Zukunft des FC Bayern werden sollte. Ein wichtiges Puzzlestück. Vielleicht DAS Wichtigste neben Jamal Musiala und Joshua Kimmich. So wurde es ihm verkauft.
"Ich spiele mit Herz und Energie für den FC Bayern und gebe alles für diesen Klub und seine Fans", sagte Tel damals. Das kam an, beim Verein, bei den Fans. Auch der Berater war überzeugt. Der neue Vertrag sei "ein guter Weg, um eine Legende zu werden und eine neue Ära zu prägen".
Eberl und Sportdirektor Christoph Freund lobten ihren ersten gemeinamen Coup in den höchsten Tönen. Einen wie Tel wünsche sich jeder. "Jung, extrem talentiert, hungrig und lernwillig."
Diese Zitate stammen von März 2024 und sind ein eindrucksvoller Beweis dessen, wie schnelllebig das Fußballgeschäft doch ist. Denn nur wenige Monate später sieht die Realität vollkommen anders aus. Tel steht erneut vor dem Abschied, so die jüngsten Spekulationen. Es riecht nach Déjà-vu.
Wie "Sky" berichtet, sei der FC Bayern einem Leihgeschäft im Winter nicht abgeneigt. Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach sollen in der Verlosung sein. Es gehe für Tel darum, Spielpraxis zu sammeln, die er beim Rekordmeister unter Trainer Vincent Kompany bislang nicht bekommt.
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Noch keine Torbeteiligung bei Tel
Dabei hatte der Stürmer so sehr auf den Neuen gehofft. Viele Chancen erhielt er von ihm nicht. Bei zwei Startelfeinsätzen in den ersten drei Pflichtspielen blieb Tel ohne Scorerpunkt. Offenbar Grund genug für Kompany, ihn dauerhaft auf die Bank zu verbannen.
Nachdem auch vier Einwechslungen erfolglos geblieben waren, gab der Torlos-Franzose dem Trainer wenig Argumente für eine Ausweitung seiner Spielzeit. Insgesamt steht der Stürmer derzeit bei mageren 179 Spielminuten.
Grundsätzlich sei man mit Tel und den anderen Talenten sehr zufrieden und fördere ihre Entwicklung. "Ich bin überzeugt, wenn die Jungs gebraucht werden, sind sie bereit. Es geht im Fußball immer wieder sehr schnell." Womit er recht hat.
Bestes Beispiel ist Aleksandar Pavlovic, der im vergangenen Jahr wie Phoenix aus der Asche von der Not- zur 1-A-Lösung im defensiven Mittelfeld avanciert war.
FC Bayern München: Die peinlichsten und höchsten Niederlagen in Bundesliga, Pokal und Champions League
Die peinlichsten und höchsten Niederlagen des FC Bayern Das 1:4 gegen den FC Barcelona am 3. Spieltag der Champions League war für den FC Bayern ein Debakel. Die Niederlage gegen die Katalanen reiht sich in eine illustre Liste von Pleiten ein, die der deutsche Rekordmeister schon über sich ergehen lassen musste. ran zeigt die deutlichsten und peinlichsten seit einer gewissen Pokal-Blamage im Sommer 1994. (Stand: 24. Oktober 2024).
TSV Vestenbergsgreuth - FC Bayern München 1:0 (1994/95)
Kaum beim FC Bayern angekommen, musste der junge Oliver Kahn gleich eine Pokal-Blamage ertragen. In der ersten Runde scheiterten die Münchner beim damaligen Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth. Die vielleicht peinlichste aller Niederlagen der Münchner im DFB-Pokal. Der TSV fusionierte später mit der SpVgg Fürth zur SpVgg Greuther Fürth. Seit 2007 ist der TSV Vestenbergsgreuth jedoch wieder mit einer eigenen Senioren-Mannschaft aktiv - im Amateur-Fußball.
1. FC Magdeburg - FC Bayern München 5:3 n. E. (2000/01)
Sechs Jahre später überstanden die Münchner dann immerhin die erste Runde, doch dann war Oberligist 1. FC Magdeburg eine Nummer zu groß für den späteren Champions-League-Sieger. Der heutige Drittligist setzte sich später im Achtelfinale noch gegen den Karlsruher SC durch. Im Viertelfinale zog man gegen Schalke 04 den Kürzeren.
FC Schalke 04 - FC Bayern München 5:1 (2001/02)
Der "Meister der Herzen" spielte sich gegen den amtierenden Champions-League-Sieger in einen Rausch. Die Bayern wurden mit 5:1 abgewatscht. Eine kleine Genugtuung für das königsblaue Herz nach der verlorenen Meisterschaft ein paar Monate zuvor.
FC St. Pauli - FC Bayern München 2:1 (2001/02)
Die Geburtsstunde der "Weltpokalsiegerbesieger". Der FC Bayern reiste gut zwei Monate nach dem Gewinn der Klubweltmeisterschaft an das Millerntor zum FC St. Pauli. Die Hamburger siegten mehr als überraschend mit 2:1. Das T-Shirt zur Erinnerung an diesen besonderen Bundesligatag ließ nicht lange auf sich warten. Berichten zufolge verkaufte St. Pauli schon mehr als 100.000 Exemplare.
Alemannia Aachen - FC Bayern München 2:1 (2003/04)
Erneut herrschten die berüchtigten "eigenen Gesetze" im Pokal. Zweitligist Alemannia Aachen erwischte eine Fabelsaison in dem Wettbewerb, die auch der amtierende Titelträger nicht stoppen konnte. Die Männer vom Tivoli kickten die Münchner im Viertelfinale raus und erreichten selbst das Endspiel im Berlin. Im Olympiastadion siegte Werder Bremen knapp mit 3:2.
Alemannia Aachen - FC Bayern München 4:2 (2006/07)
Schon wieder Pokal und schon wieder Aachen. Das werden sich die Bayern nach der 2:4-Schlappe im Achtelfinale 2006/07 gedacht haben. Auch in der Bundesliga verloren die Münchner am Tivoli, die enttäuschende Saison endete auf Platz vier. Aachen stieg am Ende der Saison aus der Bundesliga ab. Der Torschütze des 4:2-Endstands, Jan Schlaudraff, wechselte zur neuen Spielzeit an die Isar.
Energie Cottbus - FC Bayern München 2:0 (2007/08)
Die Bayern vollzogen im Sommer einen Umbruch, für peinliche Niederlagen war der Rekordmeister dennoch zu haben. 0:2 unterlagen die Müchner beim Bundesliga-Schlusslicht im Stadion der Freundschaft. Und das trotz der namhaften Neuzugänge Luca Toni, Franck Ribéry und Miroslav Klose. Am Ende der Saison feierten die Münchner dennoch das Double. Zu mehr reichte es nicht, weil ...
Zenit St. Petersburg - FC Bayern München 4:0 (2007/08)
... der haushohe Favorit auf den Sieg im UEFA Cup (heute Europa League) in Russland unterging. Nach dem trostlosen 1:1 im Hinspiel waren die Münchner im Rückspiel chancenlos. Zenit kickte die Bayern im Halbfinale mit einer 4:0-Lehrstunde aus dem Wettbewerb, der spätere VfB-Profi Pavel Pogrebnyak traf doppelt. Die Russen um Kapitän Anatolij Tymoschtschuk schnappten sich im Endspiel den Pokal. Der Ukrainer wechselte zwei Jahre später an die Isar.
FC Bayern München - SV Werder Bremen 2:5 (2008/09)
Jürgen Klinsmann holte sich seine erste herbe Klatsche als Bayern-Trainer relativ früh in der Saison 2008/09 ab. In der heimischen Arena lagen die Roten gegen Grün-Weiß zwischenzeitlich 0:5 zurück! Bayern-Neuzugang Tim Borowski, der im Sommer ablösefrei von der Weser an die Isar gewechselt war, betrieb in der Schlussphase noch Ergebniskosmetik.
VfL Wolfsburg - FC Bayern München 5:1 (2008/09)
Die schmerzhafteste Klatsche in der Ära Klinsmann beim FC Bayern setzte es in Wolfsburg. Im vorentscheidenden Duell um die Meisterschaft kam der Rekordmeister nach einem 1:1 zur Pause völlig unter die Räder. Edin Dzeko und Grafite trafen jeweils doppelt. Der Brasilianer erzielte mit dem Tor des Jahres den Endstand. Felix Magath vollendete selbst in der Schlussminute die Demütigung seines Ex-Klubs und wechselte den Torhüter. ran SAT.1 Bundesliga: FC Bayern vs. VfL Wolfsburg am 17.12. ab 19 Uhr LIVE in SAT.1 und auf ran.de
FC Barcelona - FC Bayern München 4:0 (2008/09)
Nur vier Tage später gingen die Münchner dann auch international unter. Die legendäre Viererkette um Christian Lell, Breno, Martin Demichelis und Massimo Oddo konnte einem leid tun. Lionel Messi, Thierry Henry und Samuel Eto'o machten, was sie wollten. Der deutliche Endstand stand bereits zur Halbzeit. Der spätere Champions-League-Sieger zeigte sich gnädig und verschonte die Gäste in der zweiten Hälfte.
Borussia Dortmund - FC Bayern München 5:2 (2011/12)
Die Bayern hielten sich im DFB-Pokal einige Jahre schadlos. In der möglicherweise bittersten Woche der Vereinsgeschichte kam der Rekordsieger dann in Berlin gegen Borussia Dortmund unter die Räder. Robert Lewandowski steuerte drei Treffer zum Double-Gewinn der Schwarz-Gelben bei. Zu allem Überfluss verloren die Münchner genau eine Woche später noch das "Finale dahoam" in der Champions League gegen den FC Chelsea.
BATE Borisov - FC Bayern München 3:2 (2012/13)
Die Bayern erholten sich vom Vize-Triple und spielten nur ein Jahr später die bis dahin erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte. Für einen peinlichen Ausrutscher waren die Münchner dennoch zu haben. 2:3 unterlag der spätere Henkelpott-Gewinner bei BATE Borisov aus Belarus in der Gruppenphase.
FC Bayern München - Real Madrid 0:4 (2013/14)
Der amtierende Titelträger erreichte mit dem neuen Coach Pep Guardiola auch in der folgenden Saison immerhin das Halbfinale. Real Madrid war aber eine Nummer zu groß und schenkte den Bayern vier Treffer in der Allianz Arena ein. Die Königlichen lösten den FCB als Titelträger ab.
FK Rostov - FC Bayern München 3:2 (2016/17)
5:0 siegten die Bayern gegen Rostov im Hinspiel. Das zweite Aufeinandertreffen mit den Russen ging dann jedoch völlig in die Hose. Mindestens ein Spieler war nicht schuld: Juan Bernat erzielte den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich.
Eintracht Frankfurt - FC Bayern München 5:1 (2019/20)
Nach dem Double in seiner ersten Spielzeit als Trainer an der Säbener Straße entließen die Bayern Niko Kovac nach einem schlechten Saisonstart und einer 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt im Herbst 2019 vorzeitig. Co-Trainer Hansi Flick übernahm. Der Rest ist Geschichte.
Holstein Kiel - FC Bayern München 8:7 n. E. (2020/21)
Im Schneegestöber von Kiel schieden die Bayern mal wieder vorzeitig aus dem DFB-Pokal aus. Hauke Wahl rettete die Störche mit seinem Ausgleich zum 2:2 in der fünften Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung. Im Elfmeterschießen trafen alle Schützen bis auf Marc Roca.
Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 5:0 (2021/22)
Das 0:5 bei Borussia Mönchengladbach ist die höchste Niederlage des FC Bayern München im DFB-Pokal. Die Klatsche gegen die "Fohlen" war bereits nach 21 Minuten besiegelt, als die Gladbacher schon mit 3:0 führten.
FC Barcelona - FC Bayern München 4:1 (2024/25) Drei Tore von Raphinha, eines von Robert Lewandowski und ein "Ehrentreffer" von Bayern-Stürmer Harry Kane waren die Zutaten für die bisher bitterste Pleite von Neu-Trainer Vincent Kompany. Zudem war es bereits die zweite Niederlage im dritten Champions-League-Spiel.
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Tel erinnert an Joshua Zirkzee
Doch Tels Entwicklung erinnert eher an einen, der den Durchbruch beim FC Bayern nicht geschafft hatte. Joshua Zirkzee kam ebenfalls in jungen Jahren nach München. Auch dem Niederländer prophezeite man eine glorreiche Zukunft. Mit Jokertoren machte er auf sich aufmerksam.
Doch die Rolle als Backup von Robert Lewandowski trauten die Bayern dem Youngster dann doch nicht zu. Zirkzee wurde zunächst verliehen und schließlich an den FC Bologna verkauft. Im Sommer entschied sich Eberl dagegen, die Rückkaufoption zu aktivieren. Wohl auch, weil alle Hoffnungen auf Tel lagen.
Übrigens: Für Zirkzee erwies sich der Abschied aus München durchaus als richtiger Schritt. In Bologna wurde er zum Nationalspieler, sein Marktwert explodierte und brachte ihm einen hoch dotierten Vertrag bei Manchester United ein. Auch wenn sich der Wechsel zu den kriselnden "Red Devils" schon nach wenigen Wochen als großes Missverständnis entpuppt hat, winkt mit Juventus Turin längst ein weiterer interessierter Hochkaräter.
Zurück zu Tel. Der Stürmer soll "Sky" zufolge von den Leih-Fantasien seines Arbeitgebers nicht sonderlich begeistert sein. Er wolle sich nach wie vor beim FC Bayern durchsetzen. Man müsse "individuell entscheiden, was der beste nächste Schritt sein kann", ließ Sportdirektor Freund zumindest eine Option zum Verbleib offen. Dann aber müsste Tel bei seinem nächsten Einsatz auch endlich Argumente in Form von Torbeteiligungen liefern. Dass er es kann, hat er ja schon mal bewiesen.