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FC Bayern München: Mathys Tel steht am Scheideweg - Leihe oder Verbleib beim FCB?
- Aktualisiert: 16.05.2023
- 08:54 Uhr
- ran.de / Stefan Kumberger
Mathys Tel kämpft um eine größere Rolle beim FC Bayern. Während Mitspieler und Experten sein Potential loben, wirkt Trainer Thomas Tuchel noch skeptisch – auch weil die Stürmersuche des Rekordmeisters alles in den Schatten stellt.
Vom FC Bayern berichtet Stefan Kumberger
Es war ein Treffer, den man auch weniger feiern hätte können. Man hätte ihn auch einfach zur Kenntnis nehmen können, denn ein Tor zum zwischenzeitlichen 5:0 in einem Heimspiel gegen überforderte Schalker ist in München eigentlich ein normaler Vorgang.
Dass der Treffer aber trotzdem ausschweifend gefeiert wurde, liegt am Torschützen: Mathys Tel. Für den 18-Jährigen war es das fünfte Bundesligator. Erstaunlich: Im Schnitt benötigte er für jeden Treffer nur 67 Minuten – eine Quote, die der von Erling Haaland entspricht.
Zugegeben, Haaland hat deutlich mehr Spielminuten als Tel, doch genau darin liegt das Problem: Der Franzose kommt – trotz der bayerischen Sturmlücke in der Ära nach Robert Lewandowski – nur selten zum Zug. Zu selten? Nur 379 Spielminuten gönnten ihm Julian Nagelsmann und dessen Nachfolger als Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
Dabei hat Tel viele Argumente auf seiner Seite. Bei fast all seinen Kurzeinsätzen sorgte er für Schwung im Spiel der Bayern, war Aktivposten und belohnte sich selbst mit Toren.
Mathys Tel: Lob von allen Seiten
"Man sieht nicht, dass er erst 18 Jahre alt ist. Er ist gut gebaut und schnell. Vor dem Tor ist er stark und hat einen guten Schuss. Es macht Spaß, mit ihm zu spielen", sagte Jamal Musiala nach der Partie gegen Schalke und fügte an, dass er Tels Entwicklung bemerkenswert finde.
Und auch in Expertenkreisen wird der junge Stürmer hochgeschätzt. "Er ist für mich ein Spieler, der über kurz oder lang [in die Rolle des Mittelstürmers] bei den Bayern reinschlüpfen kann", sagte Michael Reschke, ehemaliger technischer Direktor der Bayern, jüngst in der ran Bundesliga Webshow.
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Tuchel ist skeptisch, Berater-Team kontert
Doch der Mann, der letzten Endes über das Schicksal von Tel zu entscheiden hat, bleibt noch skeptisch. Tuchel, eigentlich ein Freund davon, junge Spieler früh zu fördern und auch einzusetzen, betont immer wieder, er wolle den Stürmer-Nachwuchs nicht "verheizen".
Auch weil in der heißen Phase der Saison eigentlich die gestandenen Spieler gefordert sind. Keine Zeit für Experimente.
Doch Tuchel geht sogar einen Schritt weiter, der Tel nicht unbedingt gefallen dürfte. Ob der Youngster in München bleiben könne, sei noch nicht entschieden, so der Bayern-Trainer. Und weiter: "Leihe, behalten - das machen wir Ende August, nicht vorher."
Der Zeitpunkt wirkt etwas spät, zumal sich Tels Berater-Team bereits festgelegt hat. "Wenn man in München ein Schlüsselspieler sein will, muss man sich in München verbessern und kämpfen. Das ist die Mentalität. Mental ist er bereit, also macht er weiter", heißt es in einem Statement der Vertrauten des Franzosen.
Goretzka feiert Tel via Instagram
Und auch die Mitspieler beim FC Bayern scheinen schon einen Schritt weiter als der Trainer.
Leon Goretzka nutzte am Samstagabend seine Instagram-Reichweite für ein Loblied auf Tel. "So happy for you frero. Well deserved", schrieb der Bayern-Star unter ein Foto von sich mit dem 18-Jährigen. Fast schon ein Ritterschlag.
Vieles hängt von Salihamidzic ab
Vieles wird davon abhängen, wie erfolgreich Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Sommer bei der Suche nach einer neuen Nummer 9 sein wird. Schwer vorstellbar, dass sich Tel gegen einen Randal Kolo Muani oder Harry Kane durchsetzen könnte.
Hinzu kommt Eric Maxim Choupo-Moting, den die Bayern im Rausch von dessen Hochphase Ende des vergangenen Jahres mit einem hochdotierten Vertrag ausgestatten haben.
Salihamidzic spielt öffentlich auf Zeit, er weiß, dass er sich auch daran wird messen lassen müssen, ob Tel wirklich den Sprung unter die ersten 14 im Bayern-Kader schafft. Denn die 20 Millionen Euro, die im Sommer 2022 als Ablöse für Tel nach Rennes überwiesen wurden, setzen vor allem Brazzo unter Druck.
Am Samstag sprach er davon, sich nicht auf die Stürmersuche, sondern ausschließlich auf den Meisterschaftskampf zu konzentrieren. Was beim Blick auf den angespannten Transfermarkt durchaus bezweifelt werden darf.
Zumal der Bayern-Boss Tel noch vor wenigen Monaten als "größtes Talent in Europa auf dieser Position" bezeichnete. Schickt man so einen Mann wirklich per Leihe weg?
Mathys Tel: Herrlich normal
Tels weiterer Trumpf: Er ist herrlich normal geblieben. Der Youngster verfügt über ein gesundes, nicht über-ehrgeiziges Umfeld. Als die Bayern vom Auswärtsspiel in Manchester zurückkehrten, wartete der 18-Jährige am Münchner Flughafen brav am Kofferband auf seine Mutter, statt mit seinem Gepäck abzudüsen. Eine Szene, die viel über den Menschen Mathys Tel aussagt.
Er beklagt sich nicht öffentlich über zu wenig Einsatzzeit, auf seinen Social-Media-Accounts findet man keine protzigen Fotos mit teuren Klamotten oder dicken Autos. Das unterscheidet ihn von Offensiv-Konkurrenten wie Serge Gnabry, der trotz seiner aktuell starken Phase nach ran-Informationen weiterhin unter strenger Beobachtung der Bayern-Bosse steht. Verkauf nicht ausgeschlossen.
Tel muss in der Zwickmühle zwischen Trainer, Bossen, potenziellen Transfers und eigenen Ansprüchen also den harten, klassischen Weg gehen: Gut trainieren, sich dem Trainer anbieten und bei Kurzeinsätzen glänzen. Dann wird er immer häufiger ausgelassen jubeln dürfen.