Bundesliga
FC Bayern München - Michael Henke kritisiert: "Uli Hoeneß als Alibi für die handelnden Personen"
- Aktualisiert: 30.05.2024
- 14:23 Uhr
- Andreas Reiners
Die wochenlange Posse um die Verpflichtung eines neuen Trainers ist beendet. Der frühere Co-Trainer Michael Henke lobt die Lösung Vincent Kompany, kritisiert aber vor allem die handelnden Personen.
Von Andreas Reiners
Der FC Bayern hat für seine chaotische Trainersuche eine Menge Kritik einstecken müssen. Auch der frühere Co-Trainer Michael Henke blickt ein Stück weit fassungslos auf die vergangenen Wochen zurück, in denen der Rekordmeister kein gutes Bild abgab.
Quasi als "Krönung" einer Saison, die schon vorher aus sportlicher, aber vor allem aus kommunikativer Sicht und in der Außendarstellung kompliziert, teilweise gar desaströs war.
"Ein Verein mit dieser Stahlkraft muss in diesen Dingen einfach ein besseres Bild abgeben", sagte Henke bei ran und kritisiert vor allem die jüngste Trainersuche.
"Scheinbar haben sie strukturelle Probleme im Verein, ich kann mir das nicht anders erklären. Dass es zu so einem kommunikativen Desaster kommt, das verstehe ich nicht. Das ist nicht bayern-like. Der Verein muss das dringend aufarbeiten und dann unabhängig vom Trainer in der Zukunft einen besseren Eindruck hinterlassen", so Henke.
Das Wichtigste in Kürze
Henke: Es wird ein falscher Eindruck transportiert"
In dem Chaos stand in der vergangenen Saison auch oft Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Fokus, sei es durch eigene, kritische Aussagen im Speziellen oder seine Rolle im Verein im Allgemeinen. Für Henke ist das nicht nachvollziehbar.
"Ich habe den Eindruck, dass die Rolle von Uli Hoeneß für die handelnden Personen gerne als Alibi genommen wird", sagte Henke. Er habe Informationen, dass Hoeneß im Tagesgeschäft seine Meinung vertrete, die Leute sonst aber machen lasse, so der 67-Jährige: "Aber es wird teilweise ein falscher Eindruck transportiert, dass er sich permanent ins Tagesgeschäft einmischt."
Dass Hoeneß nicht immer das richtige Timing gewählt hat, ist aber auch unbestritten. Findet auch Henke, der von 1998 bis 2004 und 2007/2008 als Co beim FC Bayern arbeitete.
"Ob man auf dem Trainingsplatz unbedingt ein Bild mit dem Trainer machen muss in bestimmten Phasen, ist eine andere Sache. Das ist immer auch eine Sache der Außendarstellung", sagte Henke, nimmt aber vor allem die Verantwortlichen rund um den Klub in die Verantwortung.
"Die handelnden Personen sollten sich bewusst machen, dass sie einen super Verein haben, bei dem sie arbeiten können. Und wenn es dann nicht läuft oder Entscheidungen sich im Nachhinein als falsch erweisen, sollte man nicht immer das Alibi Uli Hoeneß heranziehen."
Immerhin hat der FC Bayern nun endlich seinen neuen Trainer vorstellen können, in Vincent Kompany wird ein junger, aufstrebender Trainer der Nachfolger von Thomas Tuchel.
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Henke: Kompany als Trainertyp interessant
Für Henke eine gute Entscheidung. "Manchmal wird man ja zu seinem Glück gezwungen. Ich finde ihn als Trainertyp interessant. Die Bayern brauchen Veränderung, und das ist jetzt sicherlich eine Veränderung. Deshalb finde ich es auch nicht schlecht, dass ein jüngerer Trainer kommt und nicht wieder nur ein großer Name. Es ist ein interessanter Weg."
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Was Henke dabei gut gefällt: Dass es bei der Bewertung keine Rolle gespielt hat, dass Kompany mit dem FC Burnley aus der Premier League abgestiegen ist. "Die Qualitäten eines Trainers können deshalb trotzdem hoch sein. Das höre ich bei Kompany überall", betont Henke.
Und dass der 38-Jährige nicht Plan A, B oder C, sondern eher Plan J war? Henke schätzt, "dass es ihm egal sein wird. Er wird Trainer des FC Bayern München, was in gewisser Weise ein Traumjob ist. Der Verein ist ja nach wie vor eine absolute Größe im Weltfußball. Er kriegt da seine Chance und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich damit beschäftigt, ob er erste oder achte Wahl war", sagte Henke. Und schob hinterher: "Diejenigen, die damit mehr Probleme haben und zurechtkommen müssen, sind die Verantwortlichen."