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Makkabi-Präsident von Posting entsetzt

FC Bayern und der Fall Noussair Mazraoui: Droht dem Abwehrspieler der Rauswurf?

  • Aktualisiert: 17.10.2023
  • 10:13 Uhr
  • Chris Lugert
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Mit dem Posting von Noussair Mazraoui ist der Krieg zwischen Israel und der Hamas nun auch Thema beim FC Bayern. Der historische Hintergrund und die Kadersituation sorgen dabei für besondere Brisanz.

Von Chris Lugert

Der Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Terror-Organisation Hamas ist auch beim FC Bayern angekommen. Nach pro-palästinensischen Postings von Spielern wie Aissa Laidouni von Union Berlin oder Yusuf Kabadayi von Schalke 04 hat sich mit Noussair Mazraoui nun der bislang prominenteste Spieler im deutschen Fußball in den sozialen Medien geäußert - und das auf eine verstörende Art.

Der marokkanische Nationalspieler postete in einer Instagram-Story einen Vers aus dem Koran, der übersetzt lautet: "Und denke nicht, Allah sei dem gegenüber achtlos, was diejenigen tun, die Unrecht begehen. Er hält sie nur bis zu dem Tag zurück, an dem die Augen in Horror erstarren werden." Außerdem verlinkte er eine Seite, die für die Auslöschung Israels wirbt.

Für Alon Meyer, Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbandes Makkabi, ist das ein Skandal. "Man kann sich jederzeit pro-palästinensisch äußern oder die palästinensische Fahne zeigen", sagte er im Interview mit ran.

Die Botschaft des Mazraoui-Postings sei jedoch "absolut indiskutabel, da er den 'Brüdern in Palästina' den Sieg wünscht. Und das in Folge eines Terroranschlags, bei dem über 1400 Kinder, Frauen, unschuldige Zivilisten in Israel misshandelt und ermordet wurden. Das geht gar nicht, nicht hier in Deutschland und schon gar nicht von einem Bundesligaspieler, der wie alle nach unserer demokratischen Werteordnung leben muss."

Mazraoui sagte der "Bild", sein Standpunkt sei es, "dass ich mich für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen werde. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde. Und das ist etwas, hinter dem ich immer stehen werde", stellte er klar. Er habe nie jemanden verletzen wollen.

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Der FC Bayern nahm am Montagnachmittag über die "dpa" zu Mazraouis Äußerungen Stellung. "Der FC Bayern hat nach den Instagram-Posts von Noussair Mazraoui am Sonntag sofort Kontakt aufgenommen. Der Spieler befindet sich derzeit mit der marokkanischen Nationalmannschaft in Afrika. Nach seiner Rückkehr ist ein ausführliches persönliches Gespräch mit der Vereinsführung in München geplant", hieß es.

Schon zuvor rief der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger nach harten Konsequenzen. Er forderte den Klub in einem Post auf "X" dazu auf, sich von Mazraoui zu trennen. Zudem solle der deutsche Staat handeln und den Spieler ausweisen.

Mazraoui-Rauswurf? Meyer nennt Bedingungen

Forderungen, mit denen Meyer nicht übereinstimmt. "Ich denke nicht, dass es richtig ist, jedem für einen Post gleich die Staatsbürgerschaft zu entziehen oder ihn aus einem Verein rauszuschmeißen", sagte er.

Allerdings: "Er und der Verein müssen jetzt ganz klar Stellung beziehen und das Massaker als solches benennen und verurteilen - ohne Wenn und Aber! Wenn er dazu aber nicht bereit wäre, muss es auch die entsprechenden Konsequenzen geben."

Am 7. Oktober hatte die Hamas vom Gazastreifen aus Israel überfallen und mit Raketen angegriffen. Die Terroristen verübten in mehreren Dörfern Massaker und verschleppten über hundert Geiseln in den Gazastreifen. Mehr als tausend Zivilisten sind offiziellen Angaben zufolge getötet worden. Israel verübte daraufhin Vergeltungsschläge.

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FC Bayern blickt auf jüdische Vergangenheit

Die Bayern selbst veröffentlichten erst einen Tag später ein englischsprachiges und sehr allgemein gehaltenes Statement auf "X". Dort hieß es: "Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötungen und die brutale Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Wir sind besorgt um unsere Freunde in Israel und hoffen auf ein friedliches Zusammenleben aller Menschen im Nahen Osten."

Der Rekordmeister blickt auf eine weitreichende jüdische Vergangenheit zurück. Im Jahr 1932 war der Klub mit dem Juden Kurt Landauer als Präsident erstmals deutscher Meister geworden, nach Machtergreifung der Nationalsozialisten musste Landauer aber ein Jahr später von seinem Posten zurücktreten.

1938 wurde er kurzzeitig im Konzentrationslager Dachau interniert, nach seiner Freilassung flüchtete Landauer ein halbes Jahr später in die Schweiz. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er zum FC Bayern zurück und half dabei, den Verein wiederaufzubauen.

Für die Zukunft muss man das zu verhindern wissen, indem man das Thema viel ernster nimmt als bislang.

Alon Meyer,, Makkabi-Präsident, Richtung FC Bayern

Vor diesem Hintergrund kann Meyer noch weniger verstehen, wie ein heutiger Spieler des FC Bayern solch ein Posting wie jenes von Mazraoui verfassen kann.

"Wenn der FC Bayern seinen Spielern genau erklärt, wie viel Gramm Nudeln sie essen sollen, wie viel Nährwerte sie zu sich nehmen sollen, wann sie zu essen haben und für jede Sache einen Spezialisten an Bord haben, für diese gesellschaftlich essenzielle Sache aber nicht, dann ist der Verein, es tut mir leid, auf diesem Gebiet offenbar nicht gut aufgestellt", wird der Makkabi-Präsident deutlich.

Der Klub müsse "erkennen, dass es auf diesem Gebiet Nachholbedarf hat und solche Fehler nicht passieren dürfen. Für die Zukunft muss man das zu verhindern wissen, indem man das Thema viel ernster nimmt als bislang", fordert Meyer.

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Mazraoui und Peretz - geht das noch zusammen?

Besondere Brisanz erhält das Thema bei den Bayern durch den im Sommer verpflichteten israelischen Nationaltorhüter Daniel Peretz. Der 23-Jährige verfasste wenige Tage nach dem Attentat der Hamas seinerseits eine emotionale Botschaft und signalisierte seinem Land volle Unterstützung.

Kann es eine gemeinsame Zukunft dieser beiden Spieler im selben Klub geben? "Das müssen die Spieler mit dem FC Bayern entscheiden. Der Verein steht nun neben der Außendarstellung vor der großen Herausforderung, eine gute Lösung innerhalb des Spielerkreises zu finden", sagte Peretz.

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Wahrscheinlich aber ist, dass spätestens im nächsten Heimspiel der Bayern gegen Darmstadt 98 Ende Oktober die Fans eine klare Botschaft senden werden. Besonders die Ultra-Gruppe "Schickeria" machte sich in den vergangenen Jahren mit unermüdlichem Einsatz dafür stark, die Vergangenheit und das Wirken von Landauer im Klub sichtbar zu machen.

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Mazraoui-Posting: Wie reagieren die Fans?

"Das würde mich natürlich freuen, denn auch das wäre ein deutliches Zeichen", sagte Meyer. "Die Verantwortung jedoch liegt selbstverständlich beim FC Bayern, schließlich einem der weltweiten Top-Vereine. Mit seinen Strukturen muss er viel schneller handeln", stellt er klar.

Bereits im vergangenen Mai hatten sich die Ultras gegen Mazraoui positioniert. Dieser hatte sich zuvor mit seinem marokkanischen Landsmann Zakaria Aboukhlal vom FC Toulouse solidarisiert, der sich geweigert hatte, an einer Kampagne der französischen Ligue 1 für mehr Toleranz teilzunehmen.

Im Heimspiel gegen RB Leipzig zeigten die Fans daher ein Banner mit der Botschaft: "Alle Farben sind schön. In Toulouse, München und überall. Respektiere unsere Werte, Mazraoui." 

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