Kommentar von ran-Reporter Stefan Kumberger
FC Bayern München: Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic verhalten sich unfair gegenüber Julian Nagelsmann- ein Kommentar
- Aktualisiert: 25.04.2023
- 08:58 Uhr
- ran.de / Stefan Kumberger
In der aktuellen Krise schieben die Verantwortlichen des FC Bayern die Schuld direkt oder indirekt immer wieder Richtung Ex-Trainer Julian Nagelsmann. Das ist unfair und nicht "Bayern-like". Ein Kommentar.
Von Stefan Kumberger
In der aktuell prekären Situation suchen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic nach Gründen und - vermutlich damit sie selbst nicht noch mehr in die Kritik geraten - nach Schuldigen für die vielen Probleme der Münchner.
Auffällig dabei: Der Vorstandsvorsitzende und der Sportvorstand stürzen sich immer wieder auf Julian Nagelsmann. Also auf den Ex-Trainer, der bereits seit einem Monat nicht mehr im Amt ist. Und, das darf man mit Fug und Recht behaupten, die sportliche Bilanz von zwei verlorenen und einem wackelnden Titel auch hingekriegt hätte.
Es sind nicht allzu deutlich verstecke Sticheleien, die sich Kahn und Salihamidzic wiederkehrend leisten. Dabei schlagen die Bosse auffällige Volten und ändern ständig ihre Argumentationen.
Kahn wechselt mehrmals die Argumente
Zunächst sprach man davon, Nagelsmann habe die "Kabine verloren". Als Führungsspieler wie Joshua Kimmich und Leon Goretzka widersprachen, hieß es, man sehe die Saisonziele in Gefahr.
Jetzt, nach dem Ausscheiden im Pokal und in der Champions League sowie dem Verlust der Tabellenführung in der Bundesliga, betont Kahn: "Aber ich habe auch immer von langfristigen Zielen gesprochen. Es ging da jetzt nicht rein um die Saisonziele."
Tatsächlich thematisierte der angeschlagene CEO auch die mittel- und langfristigen Ziele bei der Vorstellungs-Pressekonferenz von Thomas Tuchel, doch hat der Bayern-Chef das wirklich nötig? Sich in seiner Argumentation so immer wieder neu zu positionieren mag verlockend sein, ist aber ein Ausdruck von Schwäche.
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Wollte Nagelsmann wirklich keinen echten Stürmer?
Salihamidzic schießt derweil bei der Frage, ob man es nach dem Lewandowski-Abgang nicht versäumt habe, einen echten Stoßstürmer zu verpflichten, in die gleiche Richtung: Auf Julian Nagelsmann.
"Wir haben das mit dem Trainer so abgesprochen und haben alle zusammen die Kaderplanung gemacht", sagte "Brazzo" nach dem Spiel gegen Manchester City am Mittwoch. Zudem wird medial immer wieder gestreut, Nagelsmann habe auf Lewandowskis Abschied gedrängt.
Nach ran-Informationen ist das aber nur die halbe Wahrheit. Zwar ärgerte sich der damalige Bayern-Trainer über den polnischen Stürmer und wollte kein Dauer-Theater heraufbeschwören, doch ganz ohne echten Neuner in die Saison zu gehen, war nicht in Nagelsmanns Interesse.
Zudem hatte der 35-Jährige noch bei seiner Vorstellung im Jahr 2021 betont, dass der sich dessen bewusst sei, dass beim FC Bayern die Kaderplanung die Sache der Bosse sei.
Widersprochen hat ihm damals niemand. Viel eher gefiel man sich beim Rekordmeister in der Rolle eines Klubs, bei dem selbst große Trainer wie Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes sich dem Willen der Vorgesetzten beugen mussten und müssen.
Auch in der Causa Yann Sommer soll Nagelsmann Schuld sein
Dass jetzt der "kicker" berichtet, die Verpflichtung des aktuell schwächelnden Neuer-Ersatzmanns Yann Sommer in der Wintertransferperiode gehe auf Nagelsmanns Konto und im Klub habe man eigentlich Kasper Schmeichel vom OGC Nizza favorisiert, darf getrost als weitere Attacke auf den jungen Coach verstanden werden.
Absender? Vermutlich die Säbener Straße...
Die Bayern-Bosse sollten sich bewusst sein, dass ihre Aussagen ihnen langfristig nicht helfen werden. Sie löschen damit ja nicht einmal wirklich die aktuellen Brandherde.
Zu sehr stehen beide bereits im Fokus der Fans und der restlichen Öffentlichkeit. Man denke dabei nur an das riesige Banner in der Südkurve während der Schlussphase des Spiels gegen Man City…
Verantwortung wegschieben ist nicht "Bayern-like"
Ja, Nagelsmann hat auch einen Anteil an der aktuellen Misere - das muss sich der Ex-Trainer ankreiden lassen. Als Mann auf der sportlichen Kommandobrücke ist das selbstverständlich.
Doch gerade in einem so hektischen Verein wie dem FC Bayern kann es nicht nur an einer Person liegen. Trainer, Spieler und eben auch die Bosse müssen vor allem jeweils sich selbst hinterfragen.
Das gebietet auch die Fairness gegenüber Julian Nagelsmann, der 2022 die Meisterschaft holte und als Hoffnungsträger galt.
Die Stichelei und das Nachtreten helfen dem Rekordmeister wenig und stehen Kahn und Salihamidzic nicht gut zu Gesicht.