Bundesliga
FC Bayern München: Sadio Mane als letzte Sturm-Hoffnung
- Aktualisiert: 08.04.2023
- 10:46 Uhr
- ran / Carolin Blüchel
Als Weltstar kam Sadio Mane im Sommer vom FC Liverpool zum FC Bayern. Neun Monate später steckt der Offensiv-Allrounder in der größten Krise seiner Karriere. In den Wochen der Wahrheit muss der Knoten platzen, denn Bayern hat ein Sturmproblem.
Von Carolin Blüchel
Selten zeigten Zahlen eine Krise so gnadenlos auf, wie es aktuell bei Sadio Mane der Fall ist: acht Ballkontakte und kein einziger gewonnener Zweikampf beim desolaten 1:2 in Leverkusen. Beim Pokal-Aus gegen Freiburg zwei dumme Fouls nach seiner Einwechslung, wovon eines quasi der Wegbereiter zum Last-Minute-Elfmeter war.
Mane, der zum Saisonbeginn als Lewandowski-Ersatz mit Prädikant "Weltklasse" und viel Vorschusslorbeeren nach München gewechselt war, ist ein Schatten seiner selbst. Dabei lief es anfangs noch nach Plan.
Mane: Noch kein Tor 2023
Mit sieben Treffern in den ersten 13 Pflichtspielen gelang dem Senegalesen ein guter, wenn auch nicht herausragender Saisonstart. Seit seiner langwierigen Verletzung am Wadenbeinköpfchen, die ihm auch die WM kostete, sucht der Offensiv-Allrounder allerdings vergeblich seine Form.
Im Jahr 2023 bringt es Mane bislang wettbewerbsübergreifend auf eine magere Vorlage.
Seinen Stammplatz hat er längst verloren. Sein Marktwert stürzte binnen weniger Monate von 70 auf 45 Millionen ab. Und die stolze Ablöse von 32 Millionen Euro zuzüglich möglicher Boni sowie ein Jahressalär von mehr als 20 Millionen konnte er bis dato auch nicht rechtfertigen.
Die Explosivität, die ihn in Liverpool jahrelang ausgezeichnet hatte, ist verloren. Mane wirkt unfit und kraftlos, dem Vernehmen soll er nicht einmal im Training 1:1-Situationen für sich entscheiden.
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Tuchel glaubt an Manes Durchbruch
Wann er denn seine Liverpool-Form finden würde, wurde Mane zuletzt von Journalisten gefragt. "Bald, ich verspreche es euch", so seine schüchterne aber fast schon hilflose Antwort.
"Es steht außer Frage, dass Sadio ein absoluter Top-Spieler ist. Es gibt keinerlei Zweifel an seiner Qualität und was er uns bringen kann", bemühte sich Trainer Thomas Tuchel um Gelassenheit. Es sei einer Frage der Zeit, dass bei Mane der Knoten platze.
"Es geht um Vertrauen und Geduld, damit er zurück in den Flow kommen kann. Meistens hilft ein Tor. Wir sind gerade dran."
Bayern hat ein Sturmproblem
Doch Zeit ist genau das, was Bayern nicht im Überfluss hat. Mit dem Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City (11. und 19. April) sowie der Crunch-Time in der Bundesliga stehen die Wochen der Wahrheit bevor. Und ausgerechnet jetzt hat der neue Coach ein Sturm-Problem.
Eric Maxim Choupo-Moting wird am Wochenende in der Bundesliga gegen Freiburg wegen Kniebeschwerden ausfallen, auch das Hinspiel in Manchester kommt wohl zu früh. Ersatzmann Mathys Tel ist ebenfalls verletzt. Serge Gnabry im Formtief. Und Thomas Müller ganz vorne drin in den vergangenen Monaten oft auf verlorenem Posten.
Leroy Sane und Jamal Musiala fühlen sich ebenso in anderen Rollen wohler.
Statistik widerlegt Mane-Irrtum
Schon unter Nagelsmann musste Mane immer mal wieder als klassischer Mittelstürmer ran. Nicht die beste Lösung für den Senegalesen, findet "Sky"-Experte Dietmar Hamann: "Ich glaube, dass er vorne spielen kann, aber da spielt er nicht so gut. Am effektivsten ist er, wenn er außen spielt."
Ein Blick auf die vergangenen Saison beim FC Liverpool beweist jedoch, dass das nicht stimmt.
Zwar hatte Mane seine größten Erfolge mit den Reds auf dem linken Flügel errungen. Gemeinsam mit seinen kongenialen Sturmpartnern Mohamed Salah und Roberto Firmino triumphierte er 2019 in der Königsklasse und holte ein Jahr später die lang ersehnte englische Meisterschaft an die Anfield Road.
In seiner letzten Spielzeit an der Merseyside schlüpfte Mane vor allem in der Rückrunde sehr häufig in die Rolle des klassischen Mittelstürmers. Statistiken belegen, dass er dort sogar noch effektiver war.
Erzielte der Offensiv-Allrounder als Linksaußen in 30 Partien elf Treffer, knipste er in 18 Spielen als Mittelstürmer sogar zwölf Mal. Dabei traf er meist, wenn es knapp war, während er bei Bayern bislang nur bei "Schützenfesten" sein Können aufblitzen ließ.
Reds trauern Mane nach
Vor allem aber war Mane in Liverpool dafür bekannt, dass er seine Mitspieler besser macht. Die aktuelle Katastrophen-Saison der Reds sei auch eine Konsequenz des Mane-Verkaufs, glauben viele Fans. Seitdem hat nämlich auch Salah an Torgefahr verloren.
Schon vor seinem Wechsel nach München hatte die "BBC" prophezeit, dass Manes Abschied "einer der erfolgreichsten Sturmreihen in der Geschichte der Premier League eine Schlüssel-Komponente" nehme.
Tuchel als Psychologe gefragt
Zur selbigen sollte Mane in München werden. Die angespannte Personalsituation eröffnet dem 30-Jährigen nun eine Möglichkeit, sein Bankdrücker-Dasein auch perspektivisch zu beenden.
"Stürmer wie Sadio sind natürlich auch sensibel und können dadurch ein wenig Vertrauen und Form verlieren. Das ist jetzt der Schlüssel, denn das merke ich ihm an."
Tuchel setzt auf Psychologie und warme Worte. Es ist vielleicht der letzte verzweifelte Versuch, dem strauchelnden Weltstar zu alter Stärke zu verhelfen.