Bundesliga
FC Bayern München: Tah-Transfer gescheitert - so sieht das Abwehr-Puzzle in der neuen Saison aus
- Aktualisiert: 25.08.2024
- 11:45 Uhr
- Chris Lugert
Der Transfer von Jonathan Tah zum FC Bayern München ist endgültig geplatzt, damit steht die Abwehr beim Rekordmeister fest. Aber genügt die Defensive den Ansprüchen?
Von Chris Lugert
Als Bayer Leverkusen am Freitagabend ein spektakuläres Auftaktspiel der neuen Bundesligasaison bei Borussia Mönchengladbach gewann, stand beim amtierenden Meister einer auf dem Platz, den einige Entscheider beim FC Bayern sehr gerne längst in ihrem eigenen Trikot gesehen hätten.
Doch der Transfer von Jonathan Tah kam nicht zustande, der Nationalspieler und Abwehrchef der Werkself wird mindestens ein weiteres Jahr in Leverkusen spielen.
Zwar ist das Transferfenster noch bis zum 30. August geöffnet, doch dass Leverkusen seinen Führungsspieler so spät noch abgibt, erscheint äußerst unwahrscheinlich. Und ob die Bayern noch einen anderen Abwehrspieler finden, ist auch unklar.
Laut "Le Parisien" beobachten die Münchner die Situation von Milan Skriniar, der bei PSG auf dem Abstellgleis stehen soll. Wirklich heiß scheint das Thema aktuell aber nicht zu sein. Und in Juventus Turin befindet sich wohl noch ein weiterer Klub in dem Thema drin. Sportvorstand Max Eberl selbst schloss einen weiteren Neuzugang quasi aus.
Somit steht der Bayern-Kader in der Defensive - Stand jetzt - fest, und es bleiben doch ein paar Fragezeichen offen. ran fasst die Situation rund um die Bayern-Abwehr zusammen.
Bayern-Abwehr: Quantität unverändert - Qualität schlechter?
Angesichts schwindelerregender 45 Gegentore allein in der Bundesliga in der vergangenen Saison war eigentlich damit zu rechnen, dass die Bayern vor allem hier aktiv werden und sich breiter und auch in der Spitze besser aufstellen.
Nun ist die Zahl der Gegentore allein kein Indiz für die Qualität der Abwehrspieler. Verteidigen beginnt bekanntermaßen bereits vorne, und wenn das gesamte Defensivverhalten der Mannschaft schlecht ist, bringen auch Topspieler hinten nicht viel.
Doch quantitativ und qualitativ gibt es berechtigte Zweifel, ob die Bayern besser dastehen als vergangene Saison. Zahlenmäßig stehen die Abgänge von Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui den Neuzugängen Hiroki Ito und Josip Stanisic gegenüber, Letzterer kehrte nach Leihe aus Leverkusen zurück.
Das Wichtigste in Kürze
Dass ausgerechnet Ito und Stanisic die ersten Wochen der neuen Saison verletzungsbedingt verpassen werden, ist angesichts der Verletzungshistorie der Münchner fast schon skurril.
Für den neuen Trainer Vincent Kompany bietet sich damit bereits zu Saisonbeginn ein Puzzle. In Dayot Upamecano, Minjae Kim und Eric Dier verfügt der Belgier nur über drei fitte Innenverteidiger. Immerhin die Außen können mit Sacha Boey, Alphonso Davies, Raphael Guerreiro und Youngster Adam Aznou doppelt besetzt werden.
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Den Bayern fehlt einer wie Tah - wird es Goretzka?
Doch qualitativ gehen die Bayern ein hohes Risiko ein. Upamecano und Kim sorgten in der Vergangenheit immer wieder für teils absurde Aussetzer, die gerade in der Champions League schmerzhaft waren. Dier hat als Not-Transfer in der vergangenen Rückrunde gut funktioniert, ob er im neuen System mit hohem Pressing aber zurechtkommt, ist unklar.
Durch den Verkauf von de Ligt fehlt den Bayern hier eine verlässliche, erfahrene Größe - eine, wie sie Tah hätte sein können. Stattdessen experimentierte Kompany im Testspiel gegen Grasshopper Zürich unter der Woche überraschend mit Leon Goretzka im Abwehrzentrum. Findet ausgerechnet Goretzka, der auf der Verkaufsliste ganz oben steht, hier seine Rolle?
Auch die Außenverteidiger lassen nicht alle Zweifel und Fragezeichen verschwinden. Boey ist seit seinem Transfer im Winter für die stolze Summe von 30 Millionen Euro auch verletzungsbedingt noch gar nicht wirklich angekommen. Davies ist längst nicht mehr in der Verfassung von 2020, zudem ist seine Zukunft weiterhin ungeklärt.
Der Ersatzmann des Kanadiers, Guerreiro, ist ein begnadeter Fußballer. Doch seine Karriere ist durchzogen von Verletzungen. Und Aznou, der auf beiden Seiten defensiv spielen kann, gilt als riesiges Talent, hat aber noch keinerlei Profierfahrung. Joshua Kimmich, der bei der Besetzung der rechten Abwehrseite immer ein Thema ist, ist bei Kompany für das Mittelfeld eingeplant.
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Dass die Bayern hier nicht noch einmal nachgelegt haben, könnte sich bei der Jagd nach den höchsten Zielen als Fehler erweisen. Folgt man dem Leitsatz, dass Titel in der Abwehr gewonnen werden, scheinen andere Klubs in Europa und sogar in der Bundesliga besser aufgestellt zu sein.
Eine endgültige Betrachtung wird davon abhängen, wie schnell Ito und Stanisic zurückkehren und ob sie konstant auf hohem Niveau abliefern können. Im Best Case haben die Bayern eine Abwehr mit der perfekten Mischung aus unbekümmert und international erfahren, Upamecano könnte endlich der Abwehrchef werden, den man sich lange von ihm versprochen hat.
Im Worst Case jedoch können die Spieler ihr Potenzial in den entscheidenden Spielen gegen die ganz großen Gegner wieder nicht auf den Platz bringen. Daher ist die Strategie der Bayern-Führung auch ein wenig wie ein Pokerspiel. Die Saison wird zeigen, welches Blatt der Rekordmeister auf der Hand hat.