Bundesliga
FC Bayern München: So tickt der neue Talente-Guru Rene Maric
- Aktualisiert: 16.11.2023
- 19:03 Uhr
- Tim Brack
Rene Maric soll beim FC Bayern die Talentförderung anschieben. Seine Vita ist durchaus ungewöhnlich.
Von Tim Brack
Der FC Bayern München ist für Traumdeuter ein einfacher Kunde. Glitzernde Pokale beherrschen die Vorstellung des Rekordmeisters, vor allem die großohrige Champions-League-Trophäe. Wenn der Klub das Wort Ehrgeiz nicht erfunden hat, dann hat er es zumindest als Erster in ein Wörterbuch diktiert.
Doch die Fan-Basis, die sich nicht in Designeranzüge kleidet, sondern in Jeansjacken mit Bayern-Aufnäher und -Schal, trägt einen ganz anderen Wunsch in ihrem Herzen: dass es mehr Talente von der eigenen Jugend in den Profiberich spült. Stichwort: Identifikation.
Das hat jüngst die Mitgliederversammlung gezeigt, bei der in mehreren Wortmeldungen der nächste Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Thomas Müller gefordert wurde.
Die Führungsriege des Rekordmeisters hat diesen Anhängern nun ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk übergeben. Sie hat eine neue Position geschaffen, die des "Teamleiter Trainerentwicklung & Spielidee" und sie auch gleich besetzt in Person von Rene Maric.
Der 31-Jährige soll die Jugendtrainer verbessern, denn, so die Logik: Bessere Trainer bringen bessere Talente hervor.
Das Wichtigste zum FC Bayern
Marics Vita ist eine der interessantesten im Profifußball. Denn er war selbst nie Profi oder bei einem höherklassigen Verein aktiv.
Er erlangte anfängliche Bekanntheit auch dank der Taktik-Website "spielverlagerung.de", die er 2011 mitgegründet hatte. Dort befasste er sich mit Spielen von der großen und kleinen Bühne der Fußballwelt, das Ergebnis oder die Namen waren für seine Analysen nicht immer entscheidend, sondern der taktische Ansatz.
Maric bloggte zu einer Zeit, als die Akademisierung des Fußballs immer mehr voranschritt. Abkippende Sechser oder pendelnde Viererketten waren Fremdvokabeln. Manch ein sogenannter Experte fühlte sich gar seines Fußballs beraubt. Mehmet Scholl klagte, Studenten hätten den Fußball übernommen.
Doch Maric war nie ein reiner Theoretiker, für den Fußballer nur flimmernde Pixel auf einem Bildschirm waren. Er war zuvorderst ein Trainer - der eben auch über seine große Leidenschaft schrieb.
Maric kickte selbst früher bei der TSU Handenberg, ein Dorfklub in Oberösterreich. Dort war er auch Trainer, zunächst in der Jugend, dann bei der zweiten Mannschaft, später als Co-Trainer bei der ersten. Ein typischer Karriereweg.
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Günter Russinger, Sektionsleiter Fußball in Handenberg, sagte in der "Süddeutschen Zeitung" über Maric, dieser sei "extrem gescheit". Er habe bestimmte Szenen abspeichern können: "Das war mir ein bisserl ein Rätsel. Weil ich sag: So normale Leut' wie wir, die können sich gewisse Punkte merken" - aber nicht ein ganzes Spiel.
Marics Auge fiel nicht nur Russinger auf. Zum Anfang seiner Karriere beriet der junge Österreicher auch die Bundesligisten Bayer Leverkusen und Mainz 05, dann tauchte er, wie das für einen österreichischen Fußballverrückten wohl zwangsläufig sein muss, in den RB-Kosmos ein.
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Red Bull spielt wichtige Rolle in Marics Karriere
2016 engagierte RB Salzburg ihn als Co-Trainer von Marco Rose, der zu dieser Zeit die U18 trainierte. Das Duo beschritt einen gemeinsamen Weg, der zu den Salzburger Profis, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund führte. Nach dem Aus beim BVB ging Maric als Co-Trainer von Jesse Marsch zu Leeds United.
Doch seine Zeit in Salzburg war nun entscheidend für den Posten beim FC Bayern. Denn während seiner vier Jahre dort war Christoph Freund RB-Sportdirektor. Seit diesem Sommer füllt er diese Rolle in München aus und sagt über Maric: "Er wird bei uns neue und wichtige Impulse setzen.“
Auf Maric kommt eine Menge Arbeit zu, denn seit David Alaba hat Bayerns Jugendabteilung kein Talent mehr für die Profi-Mannschaft ausgebildet. Jamal Musiala kickte zwar auch eine Saison lang für die U-Teams, doch ausgebildet wurde er beim FC Chelsea.
Wie Maric Fußball beim FC Bayern vermitteln will
Maric hat seine Philosophie einmal gegenüber "Spox" geschildert. Seine Aussagen lesen sich wie ein Erziehungsratgeber für junge Fußballer. Er will ihnen das Handwerk vermitteln, damit sie selbst die richtigen Entscheidungen auf dem Spielfeld treffen können, denn als Trainer kann er nur bedingt von außen auf sie einwirken.
Komplexität ist in diesem Prozess nicht immer hilfreich, findet Maric. Er berichtete von einem jugoslawischen Coach namens Ivan Markovic. "Er war 40 Jahre lang Trainer und hat seine Spielprinzipien in sehr bildliche und lustige Gedichte verpackt, wie Kinderreime. Die Spieler haben das geliebt und können sie bis heute noch auswendig, 20 Jahre und mehr danach", erzählte er.
Maric beim FC Bayern: Win-win für den Klub und die Fans
Dass am FC Bayern Campus nun lauter kleine Dichter ausgebildet werden, muss an der Basis natürlich niemand befürchten. Vielmehr dürfte die Talentförderung durch die Zusammenarbeit von Freund und Maric einen Schub bekommen.
Das würde nicht nur die Fan-Basis freuen, auch der Führungsriege des FC Bayern würde das gefallen. Denn mit Talenten wird ein Champions-League-Sieg zwar nicht beschleunigt – doch er würde deutlich billiger werden.
Und das Wort Reichtum hat der Klub von der Säbener Straße ja auch erfunden.