FC Bayern München: Tarek Buchmann - Talent als Lösung für das Abwehrproblem?

Von Justin Kraft

Ein Sechser, ein Neuner und schon sind die Probleme des FC Bayern München Geschichte? Spätestens seit wenigen Tagen ist klar, dass es eine weitere Baustelle geben könnte. Lucas Hernandez und Benjamin Pavard wollen Medienberichten zufolge den Klub verlassen.

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Doch auch unabhängig davon soll Thomas Tuchel in der Innenverteidigung eine Problemstelle ausgemacht haben: Laut "Sport1" ist ihm der Spielaufbau nicht gut genug. Immer wieder kritisierte der Trainer im Saisonendspurt die mangelnde Entscheidungsfindung seiner Spieler.

Von Tuchels Unzufriedenheit könnte mittel- bis langfristig jemand profitieren, dessen Name noch nicht allzu oft diskutiert wurde: Tarek Buchmann. Der 18-Jährige soll einen Profivertrag bei den Bayern erhalten und in der kommenden Saison Teil des Kaders der ersten Mannschaft sein, wie unter anderem die "tz" berichtet.

Doch was zeichnet den talentierten Innenverteidiger aus und könnte er auch eine Sofortlösung für das bayerische Abwehrproblem sein?

FC Bayern: Das ist Tarek Buchmann

Ganz unerfahren ist Buchmann jedenfalls nicht. 2019 wechselte der damals 14-Jährige vom FC Augsburg in die U16 des FC Bayern. Unter Julian Nagelsmann absolvierte er dieses Jahr rund 25 Minuten beim Testspiel gegen RB Salzburg - und überzeugte. Auch im Training der Profis war er schon häufiger zu Gast, unter anderem im Trainingslager in Doha.

Gespielt hat der gebürtige Augsburger zuletzt für die U19 des Rekordmeisters, deren Kapitän er ist. Von der U16 bis zur U18 durchlief Buchmann zudem alle bisherigen Jugendmannschaften des DFB.

Am Campus des FC Bayern gilt das Talent als einer der besten Spieler. Die Hoffnungen sind groß, dass er sich eines Tages im Profiteam des FCB durchsetzen kann. Auch über den FC Bayern hinaus ist Buchmann bei Beobachterinnen und Beobachtern des Jugendfußballs bekannt.

In seiner Altersklasse zählt er bereits zu den talentiertesten Innenverteidigern - mindestens in Deutschland. Vergangenes Jahr bekam er die Fritz-Walter-Medaille in Bronze vom DFB verliehen.

FC Bayern: Tarek Buchmann könnte ein Tuchel-Spieler sein

Und er verfügt über Fähigkeiten, die Tuchel in seinem aktuellen Kader vermisst. Buchmann hat eine für sein Alter bemerkenswerte Ruhe am Ball, verfällt fast nie in Panik. Oft lässt er die Angreifer des Gegners ganz bewusst nah an sich heran, um den dahinter entstehenden Raum zu bespielen.

Bei den Profis des FC Bayern fehlt diese Ruhe meist. Dayot Upamecano ist noch am ehesten der Spieler, der sich einen vertikalen und mutigen Spielaufbau zutraut. Doch der Franzose schwankt immer wieder zwischen großartigen Momenten und leichtsinnigen Fehlern. Vor allem fehlt dem 24-Jährigen die Ruhe. Matthijs de Ligt ist grundsätzlich abgezockter, traut sich im Passspiel aber zu wenig zu.

Nicht nur im Jugendbereich, sondern auch beim wilden 4:4-Test gegen RB Salzburg im Winter zeigte Buchmann, dass ihn nichts aus der Fassung bringen kann. Sein Passspiel ist vorwärtsgerichtet und präzise, seine Technik erlaubt es ihm, auch mal einen Gegenspieler aussteigen zu lassen.

Darüber hinaus besticht er mit einer robusten Zweikampfführung und Kopfballstärke. In seinen bisherigen Mannschaften im Jugendbereich stach er häufig heraus, war regelrecht eine Erscheinung. Einer, der sofort auffiel und dem viele attestierten, dass er es nach ganz oben schaffen kann.

Tarek Buchmann: Der neue Boateng beim FC Bayern?

Am Campus wird das Toptalent bereits mit Jerome Boateng verglichen. Ob er dieses Niveau tatsächlich erreicht, hängt von vielen Faktoren ab. In dieser Saison verpasste Buchmann einige Spiele verletzt. Gerade beim Sprung in den Männerfußball wird es darauf ankommen, dass sein Körper der Belastung standhält.

Neben seinem Umfeld wird auch der Plan des FC Bayern mit ihm entscheidend sein. Mit Lukas Mai hatten die Münchner vor einigen Jahren schon mal einen Innenverteidiger in der eigenen Jugend, dem eine vielversprechende Karriere vorausgesagt wurde. In den U-Mannschaften gab es viele Vorschusslorbeeren.

Statt ihm rechtzeitig viel Spielzeit auf hohem Niveau zu verschaffen, verschenkte man einige Jahre der Entwicklungszeit, weil Mai in der vierten Liga weit unter seinem Niveau spielte. Nach zwei einjährigen Leihen folgte im Sommer 2022 der endgültige Abschied des heute 23-Jährigen zum FC Lugano.

Löst der FC Bayern mit Tarek Buchmann sein Campus-Versprechen ein?

Buchmann ist dennoch eine andere Kategorie. Bisher konnte er sich problemlos und auf Anhieb auf jedem Level durchsetzen. Und doch wird es interessant sein zu sehen, wie er sich bei den Profis schlägt.

Ob er wirklich schon eine kurzfristige Lösung sein kann, steht in den Sternen. Zunächst soll Buchmann laut "tz" Spielpraxis bei der Zweitvertretung des FC Bayern sammeln. Zeigt er dort starke Leistungen, könnte er vielleicht vom komplizierten Transfersommer profitieren, der Kompromisse an der Säbener Straße erfordern wird.

Es wäre ein Weg, den die Bayern einst angekündigt haben, aber nie so richtig umsetzten: Verstärkt auf den Campus zu setzen, um die hinteren Kaderpositionen aufzufüllen. Schon von Julian Nagelsmann erhoffte sich der Klub, dass er junge Spieler weiterentwickeln und an die Profis heranführen kann. Das gelang aber nicht. Stattdessen hagelte es auch mal öffentlich Kritik vom Trainer, der keines der Campus-Talente weit genug sah.

Nun ist Tuchel an der Reihe. Verlassen Hernandez und Pavard den Verein, werden die Bayern wohl kaum das Risiko eingehen, nur mit einem 18-Jährigen und Josip Stanisic hinter de Ligt und Upamecano zu planen. Doch mit Buchmann hat der FC Bayern die Option, nur einen Ersatz zu verpflichten - und darüber hinaus das einstige Versprechen des Campus vielleicht doch mal einzulösen.