Bundesliga
FC Bayern München: Thomas Müller ist der wichtigste Spieler im Spitzenspiel – ein Kommentar
- Aktualisiert: 09.02.2024
- 10:50 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München ist im Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga fast schon eine Art Außenseiter. Einer, der daraus eine Tugend machen und das Spiel zugunsten des Rekordmeisters entscheiden kann, ist Thomas Müller. Ein Kommentar.
Florian Wirtz gegen Jamal Musiala? Natürlich ein spannendes Duell. Eines, das die Zukunft des deutschen Fußballs repräsentiert. Eines, das das Potenzial hat, das Spitzenspiel in Leverkusen am kommenden Samstag zu entscheiden – aber die beiden werden vielleicht nicht die wichtigsten Spieler auf dem Feld sein.
Noch entscheidender könnte ein anderer sein: Thomas Müller. In den letzten Jahren immer häufiger kritisiert, spielt der 34-Jährige eine überragende Saison – wenn man seine Rolle bedenkt. Keine Saison, an deren Ende er alle Awards abstauben wird, die es abzustauben gibt. Auch keine, in der er Woche für Woche Spiele entscheidet. Aber eine, in der seine Taten maßlos unterschätzt werden.
"Müller spielt immer" ist längst Geschichte. Der Offensivmann bekommt von Thomas Tuchel nur noch punktuell Spielzeit und das ist angesichts der Konkurrenz im Kader auch angemessen. In der Bundesliga absolvierte er 40 Prozent aller Partien in der Startelf, in allen Wettbewerben steht er erst bei 953 Pflichtspielminuten.
Das Wichtigste zur Bundesliga
An Wichtigkeit hat er deshalb aber nicht verloren. Gerade zum Jahresauftakt des FC Bayern wurde das sehr deutlich. Die souveränsten Siege fuhren die Bayern gegen die TSG Hoffenheim und zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach ein. Jeweils in der Startelf: Thomas Müller. Gegen Werder Bremen (0:1), Union (1:0) und beim FC Augsburg (3:2) wackelte der Rekordmeister. Jeweils nicht in der Startelf: Thomas Müller.
Thomas Müller: Immer noch der beste Vorbereiter der Liga
Selbstverständlich ist das eine sehr verkürzte Darstellung der Ereignisse. Doch ein Funke Wahrheit steckt auch in dieser Verkürzung. Müller ist einer, der auch in schwierigen Momenten nicht seinen Kopf verliert. Der einer Mannschaft Halt gibt, die gern mal ins Wanken gerät, wenn es einen Rückschlag gibt.
Und deshalb muss er auch in Leverkusen nicht nur von Anfang an spielen, er wird mit seiner Leistung sogar maßgeblichen Einfluss darauf haben, ob den Bayern der Sprung an die Tabellenspitze glückt.
Unter allen Bundesliga-Spielern mit mindestens 300 Pflichtspielminuten ist Müller der beste Vorlagengeber. Im Schnitt führen seine Torschussvorlagen laut dem Datenverteiler "FBref" zu 0,75 Expected Goals pro 90 Minuten – Bestwert! Auch 0,92 Assists pro 90 Minuten sind unter den angegebenen Parametern Ligaspitze.
Darüber hinaus gibt es einen Wert, der alle Aktionen addiert, die zu einem Abschluss führen. Das können Pässe, Dribblings, der Schuss selbst oder auch eingesteckte Fouls sein. Müller ist hier mit 6,42 hinter Kevin Stöger vom VfL Bochum (6,84) auf dem zweiten Platz. Bei den Aktionen, die zu einem Tor führten, ist er mit 1,05 abermals der Beste in der Bundesliga.
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Die Ruhe selbst! Müller gibt dem FC Bayern Halt
Müllers Werte stimmen mit den Beobachtungen überein, die viele Fans in den letzten Wochen in den Stadien der Liga machen konnten: Er ist vielleicht nochmal ein Stück gelassener geworden. Seine Erfahrung und seine Ruhe in verschiedenen Saison- und Spielphasen sind von unschätzbarem Wert für den FC Bayern.
Vielleicht hat Thomas Tuchel gegen Borussia Mönchengladbach auch deshalb eine kleine, aber sehr feine Umstellung vorgenommen: Spielten Müller und Musiala zuvor gemeinsam, stellte er häufig den Routinier auf den rechten Flügel. Gegen Gladbach musste Musiala hingegen auf der linken Außenbahn ran.
Florian Wirtz und Jamal Musiala im Vergleich vor Bayer Leverkusen gegen Bayern München: Wer kann was besser?
Beide sind keine optimalen Flügelspieler. Doch die Bayern brauchen Müller im Moment dringender im Zentrum. Dort kann er lenken, stabilisieren und den Rhythmus vorgeben. Gleichzeitig kann er gegen den Ball für Disziplin sorgen. Im Kader der Münchner gibt es keinen besseren Dirigenten für das Pressing.
Müller ist längst nicht mehr jemand, der diese Qualitäten in jedem Spiel auf den Platz bringen kann. Deshalb ist es trotz all der statistischen Bestwerte nachvollziehbar, dass Tuchel ihn häufig auf die Bank setzt.
Gegen Leverkusen aber, da gibt es keine Zweifel, ist er einer der entscheidenden Spieler. Wahrscheinlich sogar der eine, auf den es aus Sicht des FC Bayern ankommt.