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FC Bayern München - Thomas Müller nach Rekordspiel: "Da scheppert es oben in der Birne, da haut es die Hormone durcheinander"
- Aktualisiert: 02.09.2024
- 09:16 Uhr
- Martin Volkmar
Thomas Müller wird mit seinem 710. Pflichtspiel zum alleinigen Rekordhalter des FC Bayern und krönt sein Jubiläum mit dem Treffer zum 2:0-Endstand gegen den SC Freiburg. Danach spricht der 34-Jährige über die Bedeutung, den Vergleich mit anderen FCB-Legenden und die Nationalmannschaft.
Aus der Allianz Arena berichtet Martin Volkmar
"Jetzt wird es historisch", kündigte Stadionsprecher Stephan Lehmann in der 59.Minute an.
Da erhob sich der Großteil der 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena und applaudierte dem eben eingewechselten Thomas Müller stehend.
Denn der Routinier und Publikumsliebling überholte mit seinem 710. Pflichtspiel für die Bayern beim 2:0 gegen Freiburg die FCB-Legende Sepp Maier und ist nun alleiniger Rekordhalter.
Umso größer war die Freude bei Müller, dass er auch noch seinen 245. Treffer für die Münchner erzielen konnte.
Entsprechend begeistert wurde er danach von der Südkurve gefeiert, vor der er auf den Zaun kletterte, und danach von den Mitspielern in der Kabine gefeiert wurde.
Für Max Eberl gehört Müller spätestens jetzt "in diesen Reigen", zu den Lichtgestalten des Klubs wie Gerd Müller, Sepp Maier, Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß.
Der Weltmeister von 2014 sei "eine Ikone", so der Sportvorstand: "Er spielt immer noch eine entscheidende Rolle."
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Als die Lobeshymnen verklungen waren, stellte sich der Jubilar den Fragen der Journalisten.
Frage: Thomas Müller, zunächst zum Spiel: Wie haben Sie die Partie gegen Freiburg gesehen?
Thomas Müller: Wir hatten sehr viel Kontrolle, gerade in Halbzeit eins. Man hat aber trotzdem gesehen, dass Freiburg den Trainerwechsel gut verkraftet hat, was auch ihre Organisation betrifft. Die Spieler sind auch von ihren Profilen alle sehr fleißig und das haben wir natürlich gespürt, dass die Räume klein waren, dass sie aufmerksam waren und gut verteidigen. Was man festhalten muss: Freiburg hatte kaum eine Torchance, vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten ist unser Spiel etwas unruhiger geworden, wir waren nicht mehr ganz so im Ballbesitz. Es war kein leichtes Spiel für uns. Und trotzdem haben wir die Aufgabe Freiburg gut gemeistert. Das ist jetzt kein Grund, irgendwie durchzudrehen oder abzuheben, Aber ich glaube schon, dass man erkennt, insgesamt von der Bereitschaft her, von dem, was jeder einzelne Spieler einwirft, dass wir da ein sehr gutes Level haben.
Frage: Sie sind jetzt mit Ihrem 710. Pflichtspiel alleiniger Rekordspieler des FC Bayern. Was macht das mit Ihnen, wenn Sie danach oben bei den Fans auf dem Zaun stehen?
Müller: Erstmal macht das was mit Dir, wenn man so ein Tor schießt. Da scheppert es oben in der Birne, da haut es die Hormone durcheinander. Es könnte von der Klasse her vielleicht eines meiner Top-10-Tore sein. Es war schon eine sehr leckere technische Darbietung, muss ich zugeben. Ich hätte es auch genommen, wenn er viermal gegen mein Knie und das des Torwarts gesprungen wäre. Aber so war es vielleicht ein bisschen geschmeidiger.
Frage: Und die 710 Spiele?
Müller: Das habe ich ja vorher gewusst, dass das passiert, wenn ich eingewechselt werde. Das ist schön und ich finde auch natürlich diese Begegnung mit den Fans schön, dieser gegenseitige Respekt. Ich war ja auch mal auf der anderen Seite. Als ich noch ab und zu in der Südkurve war, wenn da ein Rekordspieler gewesen wäre, den hätte ich auch angehimmelt oder mich für den gefreut - und auch für mich selbst gefreut, dass ich dabei sein kann. Das ist für mich jetzt kein Vorgang, der in mir kurzfristig irgendwas auslöst. Aber das ist natürlich Wahnsinn, wenn ich zurückschaue, dass ich eben dieses Niveau so lange halten kann.
Frage: Sie werden jetzt mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier in einem Atemzug genannt. Sehen Sie sich auch in dieser Riege?
Müller: Gut, die sind jetzt von den Spielen alle hinter mir (grinst). Ich kann nur das wiederholen, was der Uli Hoeneß schon oft gesagt hat: Der Größte ist einfach Gerd Müller, ohne den würde es vielleicht den Club in der Form gar nicht geben. Gerd hat 365 Tore, den stelle ich noch drüber. Und über die anderen, da müssen wir diskutieren. Wenn ich schaue, wo der Verein vor 15 Jahren war, als ich begonnen habe, und wo er jetzt steht, dann habe ich schon auch gut mitgeholfen, in einer guten Zeit den Verein nach vorne zu bringen.
Frage: Haben Sie das Banner auf der Tribüne gelesen? "710 Mal 100 Prozent für den FC Bayern und kein Ende in Sicht" – das scheint der Wunsch der Fans zu sein.
Müller: Das heißt, die Fans beobachten das als einzige Partei in dieser Diskussionsrunde scheinbar realistisch. Ich bin natürlich froh, dass ich mich körperlich gut fühle. Und normalerweise ist es so: Wenn du auf diesem Niveau trainierst und spielst, sollte eigentlich alles in deinem Spiel besser werden - ich bin ja ständig auf Fortbildung. Nur körperlich wird es dann so ein bisschen weniger. Aber ich kämpfe dagegen an und es gelingt mir aus meiner Sicht ganz gut. Dementsprechend braucht für mich auch noch kein Ende in Sicht zu sein und trotzdem schauen wir einfach ganz entspannt. Es geht jetzt hier nicht um meine Person und es geht auch nicht um irgendwelche Vertragslaufzeiten, sondern wir stehen am Anfang einer Saison, für die ich Vertrag habe.
Frage: Das heißt, Sie sind persönlich mit Ihrem Saisonstart zufrieden, auch wenn es noch ein paar Minuten mehr hätten sein dürfen?
Müller: Ja, wie ich drauf bin, bin ich sehr zufrieden. Es ist für mich aber nicht ganz überraschend. Ich habe auch im letzten Frühjahr und während der Europameisterschaft, auch wenn ich das natürlich auf dem Platz nicht allzu oft zeigen konnte, eigentlich ein gutes Gefühl gehabt, sowohl in den Trainingseinheiten als auch etwa bei an meinem Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid. Also alles in der Spur, aber trotzdem sind Einzelpersonen in so einer großen Sportart auch nur ein Teil. Auch wenn ich verstehe, dass die Geschichten interessieren.
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Frage: Ist es trotzdem weiter Ihr Anspruch, bei Bayern auch wieder in der Startelf zu stehen?
Müller: Jeder von uns will in der Startelf stehen und ich versuche, dem Trainer zu zeigen, dass das vielleicht auch eine sinnvolle Option wäre. Ich muss zu seiner Verteidigung aber sagen, dass es natürlich gerade in der Offensive echt schwierig ist. Heute haben wir ja sogar eine Aufstellung gefunden mit fünf offensiven Spielern. Wenn das nicht gut aufgegangen wäre, hätte es mit Sicherheit ein paar Analysen gegeben, wie man ohne rechten Verteidiger spielen kann. Dementsprechend: Der Trainer kann aufstellen, wen er will und wir Spieler müssen uns so oft wie möglich anbieten.
Frage: Normalerweise hätten Sie jetzt Ihr Rollköfferchen genommen und wären zur Nationalmannschaft gefahren, jetzt ist es der Golfbag. Ist das ein zwiespältiges Gefühl für Sie?
Müller: Nein, gerade überhaupt nicht. Es ist ein super aufgeräumtes Gefühl. Ich freue mich jetzt, die Zeit zu haben, durchzuschnaufen und dann wieder aufzutrainieren. Und wünsche natürlich der Nationalmannschaft viel Glück. Ich werde es mit Argusaugen beobachten.