Nach der erneuten Pleite gegen RB Leipzig holt Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel zur Generalkritik an seiner Mannschaft aus. Gleichzeitig wirkt er aber völlig ratlos, wie er die anhaltenden Probleme des Rekordmeisters abstellen soll.
Thomas Tuchel kam sich offenbar vor wie im falschen Film. Und gegen diejenigen, die er für dieses Horror-Deja-Vu verantwortlich machte, nagelte er mit heftigen Worten.
"Es ist ein großes Problem, weil es im Grunde die komplette Fortsetzung unseres letzten Heimspiels gegen Leipzig ist", sagte der Trainer des FC Bayern am ran-Mikrofon nach der 0:3-Klatsche im Spiel um den Supercup gegen RB Leipzig.
Eine Pleite, die sogar noch etwas heftiger ausfiel als das 1:3 im letzten Spiel in der Allianz Arena am 33. Spieltag, als die damalige Niederlage gegen den späteren Pokalsieger fast die Meisterschaft gekostet hätte.
Doch dank des Dortmunder Unvermögens holte der FCB bekanntlich doch noch den Titel, wollte aber nach der Achterbahn-Saison in dieser Spielzeit alles besser machen. Auf dem Rasen war davon aber am Samstag nichts zu sehen, ganz im Gegenteil.
"Es fühlt sich an, als hätten wir vier Wochen gar nichts gemacht. Als hätten wir uns gerade erst getroffen und so weitergemacht", schimpfte der sichtlich ratlose Tuchel: "Ich kann es nicht erklären. Es ist in allen Bereichen auf jeden Fall zu wenig."
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Tuchel klar und deutlich: "Habe keine Ahnung"
Die Abrechnung mit seiner Mannschaft, die über 90 Minuten nahezu chancenlos gegen die starken Gäste um den überragenden Dreifach-Torschützen Dani Olmo war, geriet somit auch zum Offenbarungseid. Denn der Chefcoach wirkte völlig überfordert, wie er die anhaltenden Probleme gegen widerstandsfähige Gegner mit einer taktischen Idee abstellen soll.
"Ich habe keine Ahnung", sagte der konsternierte Tuchel: "Es gibt keine Verbindung zwischen dem Zustand, in welcher Stimmung, in welcher Verfassung wir ankommen und dem, was wir abliefern. Das hat nichts miteinander zu tun. Das ist nicht gut. Das ist das Schlechteste, was es gibt. Es ist so eine große Diskrepanz, dass es schwer ist, Erklärungen zu finden."
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Thomas Tuchel: "Für Harry Kane tut es mir leid"
So geriet der mit riesengroßen Hoffnungen verbundene Einstand des am Samstagmorgen endgültig perfekt gemachten Megatransfers von Englands Nationalmannschaftskapitän Harry Kane zum Desaster. Nur drei Minuten nach der frenetisch bejubelten Einwechslung des 100-Millionen-Neuzugangs kassierten die Bayern das vorentscheidende 0:3, danach war auch von Kane nichts mehr zu sehen.
"Für Harry Kane tut es mir einfach nur leid. Der denkt wahrscheinlich, wir haben vier Wochen nicht trainiert", meinte Tuchel. "Das hatte nichts mit dem zu tun, was wir bisher gespielt haben. Nichts mit dem, was wir uns vorgenommen haben. Nichts. Deshalb ist es ein sehr bitterer Abend für ihn, tut mir leid."
Immerhin gab er dem neuen Mittelstürmer eine Einsatzgarantie, die nach dem erneut harmlosen Auftritt der Münchner Offensive aber auch zwangsläufig wirkte. "Er spielt jedes Spiel, fertig aus", meinte der Coach:
"Es gibt keinen Aufbau. Er trainiert mit uns und startet gegen Werder Bremen. Harry ist einfach ein top Guy mit einer top Persönlichkeit. Er wird uns helfen. Wir brauchen seine Einstellung."
Ob Kane alleine für den Turnaround reicht, muss man nach der Vorstellung gegen Leipzig allerdings in Frage stellen. Nicht nur der Angriff schwächelte erneut und strahlte fast keine Torgefahr aus. Auch und gerade in der Defensive stimmt es hinten und vorne nicht.
"Wir sind alle ein wenig sprachlos, weil wir eigentlich gut gearbeitet haben. Heute haben wir aber alles vermissen lassen und wir müssen uns hinterfragen", erklärte Sven Ulreich, der für Manuel Neuer das Tor hütete und keine Eigenwerbung betreiben konnte. Sehr wahrscheinlich werden die Bayern daher in Kürze noch einen weiteren Keeper verpflichten.
Aber es lag keineswegs nur an Ulrich, auch alle anderen Spieler sind eine Woche vor dem Bundesliga-Auftaktspiel am Freitag bei Werder Bremen (ab 19.30 Uhr im Livestream in SAT.1 und im Liveticker) weit von ihrer Topform entfernt.
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De Ligt übt Kritik wegen fehlender Automatismen
"Ich glaube, dass kein Spieler bei 100 Prozent ist. Das kommt mit jedem Spiel, aber heute waren wir schlecht in allen Sachen, die wir gemacht haben", gab Matthijs de Ligt zu.
Der Niederländer wollte den schwarzen Peter aber nicht alleine bei der Mannschaft sehen, sondern wies auch auf die Verantwortung des Trainers, der sich noch nicht auf eine feste Defensivformation festgelegt hat.
"Es ist für jeden Spieler wichtig, dass sie ein bisschen Konstanz haben. Natürlich verstehe ich, dass der Trainer am Anfang der Saisonvorbereitung auch schauen muss, was die beste Formation ist", erklärte de Ligt: "Wir haben auch drei andere, sehr gute Innenverteidiger. Für einen Verteidiger ist es aber natürlich immer hilfreich, eine gute Verbindung untereinander zu haben."
Möglicherweise muss sich der ratlose Tuchel den Vorwurf gefallen lassen, in der Vorbereitung zu wenig an Automatismen gearbeitet zu haben, um der nach wie vor sichtbar verunsicherten Mannschaft dadurch Sicherheit und Stabilität zu geben.
Der desolate Auftritt gegen Leipzig war jedenfalls weder Werbung für das Team noch für den Trainer.
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Supercup: FC Bayern München gegen RB Leipzig in der Einzelkritik
FC Bayern München vs. RB Leipzig: Die Einzelkritik zum Supercup Der FC Bayern München hat den Saisonstart verpatzt. Im Supercup kassierte der deutsche Meister vor heimischem Publikum eine herbe 0:3 (0:2)-Klatsche gegen DFB-Pokalsieger RB Leipzig. Beim Debüt von 100-Millionen-Einkauf Harry Kane enttäuscht die Mannschaft von Thomas Tuchel auf ganzer Linie, vor allem ein Neuzugang. Die Noten und Einzelkritik.
Sven Ulreich (FC Bayern München) Der Routinier vertritt wie erwartet den weiter verletzten Manuel Neuer. Leichte Unsicherheiten, bei allen Gegentoren durch den herausragenden Olmo (3., 44., 68.) allerdings machtlos, wobei er den zweiten durch die Beine kassiert. Verhindert kurz vor Schluss mit einem Reflex gegen Sesko immerhin das 0:4. ran-Note: 4
Benjamin Pavard (FC Bayern München) Möglicherweise die Abschiedsvorstellung des Franzosen, der offenbar über einen Wechsel zu Manchester United verhandelt. Hat Schwierigkeiten mit den wendigen Gästeangreifern, beide Treffer der ersten Hälfte werden über seine Seite eingeleitet. Macht zur Pause Platz für den offensiveren Mazraoui. ran-Note: 4
Dayot Upamecano (FC Bayern München) Der Franzose, schon zu einem der Verlierer der Vorbereitung erklärt, erhält überraschend den Vorzug vor 50-Millionen-Euro-Neuzugang Kim. Auch er mit einigen Problemen gegen die schnelle RB-Offensive, verhindert aber in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gegen Openda per Grätsche das 0:3. ran-Note: 4
Matthijs de Ligt (FC Bayern München) Weitgehend solide Partie des Abwehrchefs, der sich aber vor der Pause von Olmo austanzen lässt. Bleibt zur Halbzeit in der Kabine. ran-Note: 4
Alphonso Davies (FC Bayern München) Enttäuschender Auftritt des Kanadiers, der sich nach vorne kaum einmal nennenswert in Szene setzen kann und hinten immer wieder Lücken lässt. ran-Note: 4
Konrad Laimer (FC Bayern München) Schwaches Pflichtspiel-Debüt des Österreichers gegen seinen Ex-Klub. Sieht bei den ersten beiden Gegentoren schlecht aus, agiert neben Kimmich zu offensiv, zudem fehlt die Abstimmung zu seinen Nebenleuten. Macht nach der ersten Hälfte Platz für Coman. ran-Note: 5
Joshua Kimmich (FC Bayern München) Der Kapitän mit Licht und Schatten. Einmal mehr die aus der Vorsaison bekannten Probleme in der Rückwärtsbewegung. Bekommt keine Ordnung ins Bayern-Spiel, zumal ihm auch Laimer nicht den Rücken freihält. Zudem zu viele schwache Standards, leitet aber auch einige Angriffe mit genauen Pässen ein. Geht nach 78 Minuten vom Feld. ran-Note: 4
Serge Gnabry (FC Bayern München) Die demonstrative Rückendeckung durch Thomas Tuchel hat dem in der Vorsaison schwächelnden Nationalspieler offensichtlich gutgetan. Zu Beginn Aktivposten im Offensivspiel mit vielen gelungenen Aktionen, aber eben auch zu wenig torgefährlich. Scheitert bei seiner besten Chance an Blaswich (10.). Nach der Pause deutlich schwächer. ran-Note: 4
Jamal Musiala (FC Bayern München) Auch der Youngster kann dem Bayern-Spiel in der Offensive nicht seinen Stempel aufdrücken. Versucht viel, doch gelungene Aktionen wechseln sich mit Ballverlusten ab. Seine beste Chance geht übers Tor (58.). ran-Note: 4
Leroy Sané (FC Bayern München) Ordentliche Vorstellung des Nationalspielers, der weite Wege geht, einige gefährliche Aktionen einleitet und dank seiner Sprintstärke auch hinten erfolgreich aushilft. Allerdings weiterhin zu ungefährlich im Abschluss, schießt bei seiner besten Aktion aus 16 Metern knapp vorbei (48.). ran-Note: 3
Mathys Tel (FC Bayern München) Der 18-Jährige darf von Beginn an als Mittelstürmer ran, weil ein Startelfeinsatz für Neuzugang Kane noch zu früh kommt. Unglücklicher Auftritt, vergibt freistehend in der ersten Hälfte zwei Riesenchancen zum Ausgleich (16., 24.). Verpasst nach der Pause knapp (50.) und scheitert erneut an Blaswich (58.), ehe er für Kane aus dem Spiel geht. ran-Note: 4
Min-Jae Kim (FC Bayern München) Der Südkoreaner kommt für de Ligt nach dem Wechsel ins Spiel. Weitgehend fehlerlos, aber aufgrund des Münchner Anrennens gegen den Rückstand auch wenig gefordert. ran-Note: 3
Kingsley Coman (FC Bayern München) Der Franzose kommt zur zweiten Hälfte für Laimer, so dass die Gastgeber nun in einem 4-1-3-2 agieren mit Gnabry als hängender Spitze. Kann sich auf der linken Seite aber kaum einmal entscheidend durchsetzen und hat seine beste Aktion, als er den Flügel wechselt und von rechts Blaswich auf die Probe stellt (75.). ran-Note: 4
Noussair Mazraoui (FC Bayern München) Der Marokkaner ersetzt Pavard nach 46 Minuten, um mehr Druck nach vorne zu machen. Macht Dampf, kann dem Spiel aber keine Wende geben. Vielmehr sorgt er unfreiwillig nach 67 Minuten für die Vorentscheidung, als er einen Handelfmeter verursacht, der zum 0:3 führt. Köpft freistehend vorbei (82.). ran-Note: 4
Harry Kane (FC Bayern München) Von den Bayern-Fans schon früh gefordert, darf der englische Nationalmannschaftskapitän nach 64 Minuten unter ohrenbetäubendem Jubel endlich aufs Feld. Hat aber keine erwähnenswerten Torchancen mehr. ran-Note: 4
Leon Goretzka (FC Bayern München) Der Nationalspieler ist bei Bayern aktuell anscheinend nur zweite Wahl, was sich auch an seiner späten Einwechslung für Kimmich nach 78 Minuten zeigt. ran-Note: Ohne Bewertung
Janis Blaswich (RB Leipzig) Zeigt keine Schwächen. Ist immer auf dem Posten, wenn er gebraucht wird. Klärt in der 16. Minute stark gegen Tel. Hält die Führung auch in der zweiten Hälfte fest, profitiert dabei aber auch von der katastrophalen Münchner Chancenverwertung. ran-Note: 2
Benjamin Henrichs (RB Leipzig) Der auffälligste Abwehrspieler auf Seiten der Leipziger. Erobert Bälle. Klärt mehrfach gegen Sané und Gnabry. Beackert sich hart mit Davies, hat dabei auch immer mal wieder das Nachsehen. Bereitet Olmos ersten Treffer vor. Nach der Pause nicht mehr so auffällig. In der 84. Minute ausgewechselt. ran-Note: 3
Mohamed Simakan (RB Leipzig) Hat in der Anfangsphase wenig zu tun. Gelangt mit stärker werdenden Bayern immer häufiger an seine Grenzen. Defizite im Stellungsspiel und im Zweikampf. Hat vor allem mit Gnabry, Sané und Tel seine Probleme. Leistet sich zwischendurch zu viele Fehlpässe ohne Not. Hat in der 28. Minute Glück, als er Orban zu Hilfe eilt und beim Klärungsversuch um ein Haar ein Eigentor erzielt. ran-Note: 4
Willi Orban (RB Leipzig) Hat in den ersten 25 Minuten kaum Bindung zum Spiel. Kommt regelmäßig zu spät und zwingt Simankan in der 28. Minute fast zum Eigentor. Wird später etwas sicherer und tritt den Freistoß, der zu Olmos Traumtor zum 0:2 führt. ran-Note: 4
David Raum (RB Leipzig) Nicht so auffällig wie Henrichs auf der anderen Seite. Hebt einmal das Abseits auf, wodurch es gefährlich wird. Bei Standards mit Luft nach oben, außer einmal. Sein Freistoß in der 3. Minute bereitet Olmos Treffer zum 0:1 vor. In der zweiten Hälfte deutlich mehr Zug nach vorne, im Abschluss aber mit zu wenig Selbstvertrauen. ran-Note: 3
Nicolas Seiwald (RB Leipzig) Für den kurzfristig verletzten Kampl in die Mannschaft gerückt. Zahlt Lehrgeld. Lässt sich in der 16. Minute den Ball zu leicht von Gnabry abluchsen, wodurch eine Großchance entsteht. Mit Musiala regelmäßig überfordert. ran-Note: 4
Xavi Simons (RB Leipzig) Geht aggressiv in die Zweikämpfe. Beackert sich vor allem in der ersten Halbzeit hart mit Davies. Ist oft nur durch Foul zu stoppen. Erobert Bälle im Mittelfeld und hat ein gutes Auge für Werner und Opendo. In der 78. Minute ausgewechselt. ran-Note: 2
Dani Olmo (RB Leipzig) Herausragender Spieler auf dem Platz. Sobald er am Ball ist, wird es gefährlich. Bereitet vor und vollstreckt. Und das gleich dreimal. Vor allem sein zweiter Treffer, bei dem er de Ligt, Laimer und Ulreich alt aussehen lässt, hat Seltenheitswert. In der 78. Minute ausgewechselt. ran-Note: 1
Timo Werner (RB Leipzig) Im 200. Pflichtspiel ist lange kaum etwas von ihm zu sehen, obwohl er Kilometer abspult. Kommt erst nach einer guten halben Stunde zu seiner ersten Chance. Bereitet dann Olmos Traumtor zum 0:2 vor. In der 64. Minute durch Sesko ersetzt. ran-Note: 3
Loïs Openda (RB Leipzig) Erwischt einen starken Start und testet Ulreich gleich in der 2. Minute. Ist viel unterwegs, bleibt im Abschluss aber glücklos. Lässt in der zweiten Halbzeit etwas nach und wird in der 64. Minute für Poulsen ausgewechselt. ran-Note: 3