abwehrsorgen beim rekordmeister
FC Bayern München und der Problemfall Kim Min-jae: Monster a.D.
- Aktualisiert: 01.09.2024
- 10:27 Uhr
- Carolin Blüchel
Beim SSC Neapel galt Min-jae Kim als Abwehr-Monster. Beim FC Bayern flößt der 50-Millionen-Innenverteidiger bislang nur der eigenen Mannschaft Furcht ein.
von Carolin Blüchel
Beim FC Bayern München ist nach einer verkorksten Saison vieles neu: Mit Michael Olise und Joao Palinha wurden hochkarätige Transfers eingetütet. Mit Trainer Vincent Kompany kam eine Empfehlung von Pep Guardiola an die Säbener Straße. Und Sportvorstand Max Eberl geht in seine erste komplette Saison beim Rekordmeister.
Der Neuanstrich soll dabei helfen, Bayer Leverkusen als Interims-Regent der Bundesliga wieder in die zweite Reihe zu manövrieren. Auch diese Jägerrolle ist durchaus neu für den Serienmeister des vergangenen Jahrzehnts.
Eines aber ist geblieben: die unerklärlich wackelige Defensive – schon in der vergangeneb Saison die Achillesferse im Bayern-Spiel. Beim 3:2-Sieg zum Bundesliga-Auftakt gegen den VfL Wolfsburg war sie wieder sichtbar. Beide Gegentreffer fielen nach individuellen Fehlern.
Das 1:2 ging dabei auf das Konto von Min-jae Kim. Der Südkoreaner verdribbelte den Ball auf der rechten Abwehrseite und kam schließlich gegen den schnellen Patrick Wimmer nicht hinterher. Kim, der Wegbereiter des Rückstandes. Dabei spielt der 27-Jährige nach einem enttäuschenden ersten Jahr gefühlt auf Bewährung.
Das Wichtigste in Kürze
"Absurd, es ist absurd", reagierte "DAZN"-Experte Sami Khedira ungläubig auf Kims erneuten Bock. "In der Serie A war das ein Monster. Er hat jeden Ball abgelaufen, der hat keinen Zweikampf verloren. Victor Osimhen ist im Training verzweifelt. Der war froh, dass Kim weg war. Diesen Kim sieht man hier bei Bayern München nicht."
Tatsächlich erinnert nichts mehr an das "Monster" Kim, das in der Saison 2022/23 mit dem SSC Neapel italienischer Meister geworden war. In einer Liga, die traditionell großen Wert auf die Defensive legt, war Kim der mit Abstand beste Verteidiger.
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Kim kann Erwartungen bislang nicht erfüllen
Die Bayern hatte das dazu bewogen, satte 50 Millionen Euro Ablöse auf den Tisch zu legen, um der eigenen Abwehr endlich die lang ersehnte Stabilität zu verleihen. Doch die in ihn gesetzten Erwartungen konnte Kim bis dato nicht erfüllen.
Lief es gut, dann war das einstige Monster allenfalls ein Monsterchen: unauffällig und solide, nicht mehr und nicht weniger. Zu häufig aber erlaubte sich der Südkoreaner spielentscheidende Patzer. Der Stammplatz war dementsprechend schnell futsch.
Die Bayern sahen sich sogar gezwungen, im Winter Abwehr-Arbeiter Eric Dier zu verpflichten. Der Engländer lief Kim prompt den Rang ab.
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Als Kim im April gegen Heidenheim eine neue Chance in der Startelf erhielt, erlebte er mit drei verschuldeten Gegentoren dann seinen persönlichen Tiefpunkt. Der Stempel „Fehleinkauf" haftete ihm von nun an an.
Kompany nimmt Kim in Schutz
Dass die Bayern im Sommer lieber Matthijs de Ligt statt Kim verscherbelten, überraschte und verärgerte viele Bayern-Fans gleichermaßen. Aber Kompany sah in Kim offenbar mehr als im Niederländer. In der Vorbereitung auf die aktuelle Saison ließ der Verteidiger auch durchaus sein Können aufblitzen.
Doch schon nach dem ersten Bundesliga-Spieltag sind die Zweifel wieder da. Kompany nahm seinen angezählten Abwehrspieler in Schutz. "Ich will nicht über den Fehler von Min-jae reden. Ich will über die Reaktion reden. Und die war gut. Von allen", so der Trainer, nachdem seine Mannschaft das zwischenzeitliche 1:2 noch zu einem 3:2-Sieg gedreht hatte.
Die Bayern profitierten zwar auch von einem Wolfsburger Eigentor, zeigten aber auch Mentalität. Das ist aller Ehren wert, ändert aber nichts am Anspruch an einen 50-Millionen-Mann. Von Kim wird man erwarten, dass er seinem Preisschild endlich gerecht wird.
In der aktuellen Form aber ist das "Monster a. D." - also das Monster außer Dienst - für keinen Gegenspieler furchteinflößend. Und mit jedem weiteren Fehler dürfte irgendwann auch das eigene Selbstverständnis endgültig ins Wanken geraten.
Was ist los mit Kim? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob der Patzer gegen Wolfsburg nur ein kurzer Rückfall war, die Fortsetzung eines Abwärtstrends, oder ob Kim am Ende doch das Monster-Comeback gelingt.
Letzteres brauchen die Bayern dringend, um keine zweite Waterloo-Saison in Folge zu erleben.