Man of the match in der champions league
FC Bayern München: Vom Sündenbock zum Eckpfeiler – der Aufstieg von Dayot Upamecano
- Aktualisiert: 13.02.2025
- 13:42 Uhr
- Justin Kraft
Vor einem Jahr hatten viele Fans des FC Bayern darauf gehofft, dass Dayot Upamecano wechselt. Jetzt ist er absoluter Leistungsträger unter Vincent Kompany. Über einen beeindruckenden Aufstieg.
Ein Jahr ist es her, da erlebte Dayot Upamecano womöglich einen der größten Tiefpunkte seiner bisherigen Fußballkarriere. In den sozialen Netzwerken wurde der Innenverteidiger des FC Bayern München von zahlreichen Fans rassistisch beleidigt.
Am 14. Februar verlor der FCB mit 0:1 im Achtelfinale der Champions League auswärts bei Lazio Rom. Upamecano verursachte einen Elfmeter und sah die Rote Karte. Die Beleidigungen waren so niederträchtig und so abstoßend, dass sich selbst der Rekordmeister dazu genötigt sah, ein Statement zu verfassen.
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"Die rassistischen Kommentare auf Social Media gegen Dayot Upamecano sind absolut verabscheuenswert", schrieb der Klub noch am Abend der Niederlage auf seinen sozialen Kanälen: "Der FC Bayern verurteilt diese aufs Schärfste. Wer solche Kommentare absetzt, ist kein Fan unseres Vereins. Wir stehen hinter dir, Upa!"
Das ließ sich damals nicht von allen Fans behaupten – zumindest nicht sportlich, denn das Statement gegen Rassismus sorgte für eine große Welle der Solidarität. Aber die Zukunft des Innenverteidigers in München stellten viele in Frage.
Das Wichtigste in Kürze
Hat er überhaupt die Qualität für den FC Bayern? Kann er seine vielen Fehler endlich abstellen? Sollte man ihn im Sommer nicht endlich verkaufen?
FC Bayern wollte sich angeblich von Upamecano trennen
Immer wieder fiel Upamecano mit groben Fehlern in wichtigen Momenten auf. Gegen Lazio, gegen Manchester City, beim Pokal-Aus vor einigen Jahren in Gladbach – die Liste ließe sich noch erweitern.
Die Ursachen für diese fast schon lethargischen Auftritte waren nur schwer zu ergründen. Teilweise zeigte der junge Abwehrspieler über Monate hinweg starke Leistungen, um dann in der entscheidenden Saisonphase Gegentore zu verschulden.
Im vergangenen Sommer gab es dann konkrete Gerüchte, dass der Weltmeister von 2018 ein Verkaufskandidat der Bayern sein könnte. Nicht wenige Fans hätten wohl die berühmte Schubkarre aus dem Schuppen geholt und ihn wohin auch immer gefahren. Die Geduld vieler Anhängerinnen und Anhänger des FCB schien am Ende zu sein.
Doch nun, im Februar 2025, hat sich die Situation gedreht.
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Plötzlich Schlüsselspieler! Der Aufstieg von Dayot Upamecano
Upamecano ist unter Vincent Kompany zu einem absoluten Schlüsselspieler gereift. Auch beim 2:1 in Glasgow zeigte der 26-Jährige wieder eine starke Leistung (ran-Note: 1), verhinderte einige Konter der Schotten nahezu im Alleingang und spielte den herausragenden Diagonalball auf Michael Olise, der das 1:0 für die Bayern bedeutete.
Von der UEFA wurde Upamecano zum Spieler des Spiels auserkoren. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist er für Kompany auch einer der Spieler der Saison. Mit seiner Geschwindigkeit, seinem guten Stellungsspiel und seiner in den meisten Fällen cleveren Zweikampfführung ist er der optimale Spielertyp für die hohe Defensivreihe des FC Bayern.
Dass es dabei mal zu Momenten wie vor einigen Monaten in Frankfurt kommt, nehmen alle Beteiligten in München in Kauf. Damals zog er gegen Omar Marmoush mindestens zweimal den Kürzeren. Oft wird der Fokus dann auf Upamecano gelenkt – einerseits aus der Tradition heraus, dass er schon immer als Sündenbock taugte und andererseits, weil er nun mal der letzte Mann ist.
Doch aus der anderen Perspektive heraus gedacht ist es viel mehr beeindruckend, wie selten diese Momente mittlerweile vorkommen, in denen man über die Leistung von Upamecano diskutieren kann. Über die vielen Situationen, die er bereits im Keim erstickt, obwohl das Risiko für Fehler enorm ist, wird zu selten gesprochen.
FC Bayern: Upamecano ist wichtig fürs Aufbauspiel
Joshua Kimmich hatte bereits zu Beginn der Saison gesagt, "dass es nicht ohne ist, wenn die beiden mit dem riesigen Raum hinter sich wegverteidigen müssen". Dass das nicht selbstverständlich ist, sieht man bei seinem Partner Minjae Kim etwas deutlicher. Der Südkoreaner macht häufiger kleinere Fehler oder rückt in falschen Momenten aus der Kette.
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Da ist Upamecano nochmal souveräner, nochmal stabiler und letztlich eben nochmal besser. Zumal der Rechtsfuß auch im Spielaufbau eine tragende Rolle einnimmt. Pässe, Passquote, Pässe mit vertikalem Raumgewinn, lange Bälle – in allen für den Spielaufbau relevanten Zahlen zählt der Bayern-Profi laut dem Datenportal "FBref" zu den besten Spielern der Welt. Meist zählt er sogar zum besten Perzentil aller Innenverteidiger in den Top-5-Ligen, der Champions League und der Europa League.
Ein Beispiel: Seine Passquote von 82,4 Prozent bei langen Bällen bringt ihn in das beste Perzentil. Upamecano hat eine deutlich geringere Fehlerquote im Aufbau als in den vergangenen Jahren und belebt das Spiel damit enorm – zumal kein anderer Innenverteidiger der Münchner in der Spielgestaltung so aktiv ist.
Dayot Upamecano: Wieder an der Spitze
Das Talent hatte Upamecano schon immer. Seine grundsätzlichen Fähigkeiten waren immer allen bewusst. Nur fehlte es ihm an Konstanz. Ob er diese nun unter Kompany hat, muss sich erst noch zeigen.
Gerade weil er aber aktuell in einer Phase starke Leistungen zeigt, in der die Bayern nicht ihre Bestform präsentieren, liegt der Verdacht nahe, dass diese Saison zu seinem großen Durchbruch werden könnte.
Es scheint, als hätte er eine besonders enge Verbindung mit Kompany aufgebaut. Der Belgier weiß, wie es ist, in einer hochverteidigenden Defensive zu agieren und im Zweifelsfall der Sündenbock bei Gegentoren zu sein. In den vergangenen Monaten tauchten immer wieder Videos vom Bayern-Training auf, in denen zu sehen war, wie Kompany mit Upamecano und auch Kim individuell arbeitet.
Vom ersten Tag an fokussierte sich der Belgier auch darauf, seine Spieler in der Öffentlichkeit zu stärken. Upamecano scheint davon zu profitieren. Sein Selbstvertrauen und seine ganze Ausstrahlung auf dem Platz haben sich verändert.
Denkt man zurück an die Situation vor ziemlich genau einem Jahr, dann war es durchaus vorstellbar, dass Bayern und Upamecano bald getrennte Wege gehen. Jetzt aber soll der Franzose vor einer Verlängerung seines 2026 auslaufenden Vertrags stehen – und Gegenwind gibt es dafür keinen mehr.
Manchmal geht es ziemlich schnell im Fußball. Vom Sündenbock zum Leistungsträger und Eckpfeiler in nur einem Jahr. Ein Jahr, das Upamecano wieder an die Spitze gebracht hat. Dort muss er nun aber auch dauerhaft bleiben. Es ist der letzte Schritt, der ihm bisher nie gelingen sollte. Doch in dieser Saison scheint es anders zu sein.