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FC Bayern München: Welche Spieler von Ralf Rangnick profitieren könnten – und welche nicht
- Aktualisiert: 29.04.2024
- 14:05 Uhr
- Justin Kraft
Ralf Rangnick und der FC Bayern München – lange Zeit galten sie als krasse Gegensätze, doch jetzt arbeiten sie womöglich sehr bald zusammen. Doch wer im Kader des FCB könnte vom "Professor" profitieren und wer muss zittern?
Wenn Ralf Rangnick über Fußball spricht, dann geht es um Tempo, Aggressivität, Gegenpressing und Athletik. Was der 65-Jährige gar nicht mag: Lange Ballbesitzphasen. Zitate, die diese Einstellung belegen, gibt es genügend.
2018 beispielsweise analysierte der damalige Trainer von RB Leipzig im Gespräch mit der "Sport Bild": "Im Spiel gegen den Ball und im Umschalten haben wir Maßstäbe gesetzt. Bei der WM haben wir gesehen, wie schwer es ist, gegen tiefstehende Gegner zum Erfolg zu kommen. Das ist uns auch häufig widerfahren."
Die Lösung dafür? Nicht etwa Lösungsansätze mit dem Ball am Fuß. "Erhöhte Ballbesitzzeiten helfen da nicht", meinte Rangnick: "Meines Erachtens ist es der Fehler zu glauben, man könne das Spiel nur kontrollieren, wenn man den Ball hat. Dabei ist es oft genau andersherum." Die damaligen Untersuchungen seines Analyseteams hätten ergeben, "dass die Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu erzielen, rapide sinkt, je länger eine Truppe im Ballbesitz ist".
Rangnick steht hinter seiner Spielweise und seinen Ideen. "Viele Grundsätze sind bei mir in den letzten 20 Jahren unverändert geblieben und dies wird auch in den nächsten Jahren so sein", erklärte er: "Rasanter, proaktiver Fußball wird immer das Credo bleiben."
Das Wichtigste zum FC Bayern in Kürze
Kritische Stimmen sind sich bereits vor der Bekanntgabe seiner Entscheidung sicher: Beim FC Bayern wird das krachend scheitern. Doch ist das wirklich vorprogrammiert? Ein Blick auf den Kader zeigt, dass überraschend viele Spieler von ihm profitieren könnten – wenngleich auch einigen eine schwere Zeit droht.
FC Bayern München: Diese Spieler könnten von Ralf Rangnick profitieren
So weit entfernt von Rangnicks Idealvorstellung ist der FC Bayern gar nicht, wenn man sich den Kader genauer ansieht. Mit Joshua Kimmich, Dayot Upamecano und Konrad Laimer haben drei Spieler mit hohen Spielzeitanteilen eine Vergangenheit bei RB Leipzig. Hinzu kommt, dass viele FCB-Profis sehr athletisch, schnell und physisch stark sind.
Es ist gar nicht lange her, da spielten die Münchner unter Hansi Flick einen Fußball, der zumindest entfernt vergleichbar ist mit dem, was Rangnick gern spielen lässt. Die Doppelsechs mit Kimmich und Leon Goretzka funktionierte nie so gut wie unter Flick. Auch Alphonso Davies profitierte mit seinem Tempo enorm von der Hektik, die die extrem offensive Herangehensweise zur Folge hatte.
Dass die Bayern sich in dieser Saison mit tiefstehenden Gegnern schwergetan haben, liegt auch daran, dass viele Angreifer der Münchner am stärksten sind, wenn sie eine unsortierte Abwehr vor sich haben. Leroy Sane, Kingsley Coman und auch Serge Gnabry dribbeln sich gegen ein gut sortiertes Bollwerk eher mal fest.
Thomas Tuchel fand keine nachhaltige Lösung, um diese Spieler in Szene zu setzen. Wenn man vom Ideal des Rangnick-Fußballs ausgeht, also viele Bälle hoch erobern und den Gegner in unsortierter Formation erwischen, dann dürften auch diese drei Spieler gute Karten unter ihm haben. Unabhängig davon, wer noch verkauft werden könnte.
Selbiges gilt für Mathys Tel. Der Franzose ist schnell, technisch stark und spielt mit viel Zug zum Tor. Bei RB Leipzig hielt Rangnick große Stücke auf Timo Werner, der technisch deutlich weniger versiert ist als Tel. Taktisch sind beide aber vergleichbar, weil sie zwar gut darin sind, die Tiefe zu attackieren, jedoch nicht immer die klügsten Entscheidungen für ein gepflegtes Kombinationsspiel treffen.
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Unter Rangnick wäre Tels Rolle vermutlich deutlich weniger komplex als unter Tuchel. Das könnte dem 18-Jährigen entgegenkommen.
FC Bayern: Noch ein Thomas-Müller-Jahr?
Und dann wäre da noch Thomas Müller. Der 34-Jährige befindet sich auf der Ehrenrunde seiner Karriere. Dennoch hat er in dieser Saison bewiesen, wie wichtig er noch für den FC Bayern ist. Müller ist nach wie vor einer der besten Vorbereiter der Liga.
Seine größte Qualität ist aber sein Spielverständnis. Einst brachte ihm das den Spitznamen "Raumdeuter" ein. Müller ist auch gegen den Ball ein hervorragender Deuter und kann ein Team dahingehend organisieren.
Vielleicht macht Rangnick genau von dieser Fähigkeit Gebrauch. Die FCB-Legende könnte dann der Kopf des Gegenpressings und Pressings werden und so eine Art verlängerter Arm des Trainers sein. Dass Müller mittlerweile etwas altersmilde geworden ist, was Entscheidungen gegen seine Person betrifft, dürfte Rangnick ebenfalls in die Karten spielen.
Wer würde es unter Rangnick schwer beim FC Bayern haben?
Klar ist aber auch, dass es Spieler gibt, die auf den ersten Blick nicht perfekt zur Spielweise des "Fußballprofessors" passen. In der Defensive ist das vor allem Eric Dier. Zwar ist der Engländer aktuell absoluter Leistungsträger im System von Tuchel, aber das liegt auch daran, dass er durch seine Teamkollegen und die kontrollierte Spielweise gut abgesichert ist.
Dier hat nicht das Tempo, um in einer hochstehenden Abwehrkette Konter zuverlässig zu verteidigen. Zwar ist er sehr anpassungsfähig und hat beim FCB bereits einige mit seinen Qualitäten überrascht, doch um im System von Rangnick eine derart tragende Rolle zu spielen, müsste er sich schon arg strecken.
In der Viererkette müsste sich auch Minjae Kim stark anpassen. Der Südkoreaner verteidigt viel nach vorn, öffnet gern mal Räume hinter sich. Findet er mit seinem Drang nach vorn nicht die richtige Balance, könnte Rangnick ihn recht schnell auf die Bank verbannen. Mit Rückkehrer Josip Stanisic gibt es noch einen Verteidiger, der vom Profil her nicht optimal zu einem System mit Fokus auf Gegenpressing und Pressing passt. Dafür ist der 24-Jährige zu langsam – sowohl auf den Beinen, als auch in Bezug auf die Handlungsschnelligkeit.
Raphael Guerreiro ist ein weiterer Kandidat, der es unter dem möglichen neuen Coach schwer haben könnte. Der Portugiese ist defensiv nicht sehr stark und glänzt offensiv vor allem mit seinem Kombinationsspiel, guten Läufen und Dribblings.
Zwar sind das Attribute, die auch Rangnick in seinem Spiel benötigt, doch die fehlende Präzision im Pressingverhalten könnte zum Problem werden. Aus ähnlichen Gründen wäre auch Noussair Mazraoui einer der Kandidaten, die Probleme bekommen könnten.
Wie bewertet Ralf Rangnick Aleksandar Pavlovic?
Interessant wäre zudem, wie Ralf Rangnick die Fähigkeiten von Aleksandar Pavlovic bewertet. Der 19-Jährige bietet gleich auf mehreren Ebenen Konfliktpotenzial. Denn er könnte zum zweiten Angelo Stiller in München werden. Stiller musste den FCB einst verlassen, weil Flick in seinem dynamischen, auf Gegenpressing ausgelegten System keinen Platz für einen Spieler sah, der zwar hervorragende Fähigkeiten am Ball hat, im Pressing und Gegenpressing aber nicht aggressiv und schnell genug ist.
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Auch Pavlovic ist ein starker Spielgestalter und tut dem Spielaufbau des FCB sehr gut. Unter Rangnick würde sich das Tempo aber verschärfen. Andere Attribute sind gefragt, die eher Spielertypen wie Goretzka oder Laimer in die Karten spielen.
Pavlovic hat jetzt schon ein gutes Standing bei den Bayern und auch bei den Fans. Setzt Rangnick nicht auf ihn, riskiert er nicht nur Ärger mit dem direkten Umfeld der Profimannschaft, sondern auch mit dem Campus. Dort ist man bis heute noch nachtragend und verärgert, was den Fall Stiller angeht.
Konfliktpotenzial würde auch bei Jamal Musiala, Harry Kane oder Manuel Neuer drohen, wenn es Probleme gäbe. Doch diese sind kaum absehbar. Dafür sind die drei mit ihrer individuellen Qualität zu wichtig für das Team. Selbst ein Trainer wie Rangnick, der ein Hardliner ist, was seine Philosophie angeht, würde alles dafür tun, dass diese Achse funktioniert.
Und letztendlich, das zeigt der Blick auf den Kader, würde er im Kader des Rekordmeisters viele Spieler vorfinden, mit denen er gewiss etwas anzufangen weiß.