Bundesliga
FC Bayern: Thomas Tuchels Souveränität wackelt bedenklich - ein Kommentar
- Aktualisiert: 23.05.2023
- 11:24 Uhr
- ran.de
In der aktuellen Krise verliert Thomas Tuchel nicht nur seine gute Laune, auch seine Fehler häufen sich. Der Bayern-Trainer wandelt damit auf einem schmalen Grat. Ein Kommentar.
Von Stefan Kumberger
Nach der bitteren 1:3-Heimniederlage gegen RB Leipzig hatte Thomas Tuchel noch einiges zu tun: Zahlreiche Interviews und natürlich die Pressekonferenz standen auf dem Programm.
Was dem Bayern-Trainer in den ersten Wochen seiner Amtszeit noch erstaunlich locker und charmant von der Hand ging, wirkte diesmal deutlich weniger souverän.
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Dass er offen seine Ratlosigkeit zur Schau stellte, mag ihn vielleicht als ehrlichen Menschen ehren. Doch das Signal, das er damit vor allem an die Fans des Rekordmeisters aussendet, ist fatal.
Die Anhänger des FCB erwarten seit jeher einen Trainer, der Lösungen anbietet, das Steuer übernimmt und die Mannschaft zu Höchstleistungen treibt – taktisch und spielerisch.
Das ist Tuchel in den vergangenen Wochen nicht gelungen. Er droht die Herzen des Anhangs zu verlieren - das belegen bereits die ersten Umfragen.
Thomas Tuchel braucht diesen Kader noch
Und auch mit Blick auf seinen Kader begibt sich der 49-Jährige in Gefahr. "Zu wenig Bewegung, zu wenig Verantwortung, zu wenig Mut, zu wenig Präzision", attestierte Tuchel seiner Mannschaft. Obendrein verstieg er sich bei "Sky" zu der Bemerkung, er habe in seiner Karriere noch nie so häufig Ratlosigkeit verspürt. Das wird einige seiner Stars hellhörig werden lassen.
Zumal Tuchel so wirkt, als probiere er nacheinander eine Erziehungsmaßnahme nach der anderen aus. Vom väterlichen Freund in Manchester ("Ich habe mich schockverliebt in diese Mannschaft") zum strafenden Vater am Wochenende war es ein kurzer Weg. Dass das launische und schwierige Gebilde "Bayern-Kabine" damit umgehen kann, darf bezweifelt werden.
Tuchel, der ja bereits in seiner Dortmunder Zeit mit nur einem Satz eine ganze Mannschaft gegen sich aufgebrachte, müsste es eigentlich besser wissen. Damals – im November 2016 – sprach er von einem "einzigen Defizit"…
Der Bayern-Trainer muss folgendes bedenken: Er braucht den Großteil des Kaders auch in der kommenden Saison noch. Öffentliche und zu harte Kritik hat an der Säbener Straße noch keinem Trainer geholfen. Da kann er bei Niko Kovac und Julian Nagelsmann nachfragen.
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Nachtreten hat Tuchel eigentlich nicht nötig
Apropos Nagelsmann: Dass Tuchel fast beiläufig seinem direkten Vorgänger einen gehörigen Teil der Schuld zuschiebt ("Wenn alles in Ordnung gewesen wäre, hätte man den Trainer nicht wechseln müssen"), zeugt ebenfalls nicht von Souveränität.
Er selbst hatte genügend Zeit, die Mannschaft zumindest so ins Gleis zu setzen, dass sie zumindest die Meisterschaft holt. Tuchel verlor stattdessen in seinen elf Partien häufiger als Nagelsmann in 37.
Tuchel muss kommunikativ schnell wieder in die Spur finden, sonst wird vieles von dieser verkorksten Bayern-Saison auch an seinem Image kleben bleiben.