Bundesliga
FC Bayern München: Tuchel mosert weiter über Kader - Bosse genervt
- Aktualisiert: 06.09.2023
- 13:01 Uhr
- Simon Hartmann
Die Endlosschleife geht weiter - Diskussionen in München. Trotz des makellosen Saisonstarts des FC Bayern zeigt sich Thomas Tuchel unzufrieden mit seinem Kader. Dieser ist ihm nicht breit genug aufgestellt. Der geplatzte Transfer von Fulhams Abräumer Joao Palhinha wurmt den Trainer immer noch. Bayerns Bosse sind hingegen wohl genervt von Tuchels Verhalten.
Die Verantwortlichen des Rekordmeisters würden es wohl lieber sehen, dass Tuchel konzentriert mit der vorhandenen Mannschaft arbeitet, anstatt sich andauernd in die Kaderplanung einzumischen. Das berichtete die "Sport Bild".
Demnach hätte sich Tuchel in den letzten Wochen sehr sprunghaft verhalten. Insbesondere Bayern-Legende Uli Hoeneß ließ Meinungsverschiedenheiten durchblicken.
"Man kann doch mal unterschiedlicher Meinung sein“, sagte Hoeneß gegenüber der "Sport Bild" und holte direkt zum Rundumschlag gegen die Medien aus. "Das ist nur eine Masche, um uns auseinanderzudividieren", entgegnete Hoeneß den Berichten von diversen Uneinigkeiten zwischen Tuchel und Bayerns Führungsriege.
Dennoch: Im Einklang singen Tuchel und die Münchner Bosse nicht. Dafür ist einfach zu viel vorgefallen: Die schwierige Rückrunde in der letzten Saison, die Transfer-Saga um Harry Kane und nun auch der geplatzte Palhinha-Transfer.
Zudem steht Tuchel mit Noussair Mazraoui nur noch ein nomineller Rechtsverteidiger zur Verfügung. Die beiden Alternativen Josip Stanisic und Benjamin Parvard wurden kurz vor Transferschluss noch abgegeben. Nachfolger? Fehlanzeige!
Auch deshalb soll Tuchel angefressen sein. Letzte Saison hatten die Bayern sogar vier Rechtsverteidiger unter Vertrag. Einer davon hieß Joao Cancelo und war von Manchester City in die bayerische Landeshauptstadt ausgeliehen.
FCB: Tuchel mit Zick-Zack-Kurs
Der Portugiese sei den Bayern für eine erneute Leihe angeboten worden sein, so die "Sport Bild". Tuchel hätte vorerst dem Transfer zugestimmt, nach Beratungen mit seinem Trainerstab aber plötzlich doch sein Veto eingelegt.
Offenbar nicht der erste Fall einer überraschenden Meinungsänderung. Auch beim Transfer des Torhüters Daniel Peretz von Maccabi Tel Aviv zum FCB, sei Tuchel "sprunghaft" unterwegs gewesen. Seine Zustimmung zum Kauf des israelischen Nationaltorhüters habe Tuchel erst gegeben, als ein Comeback von Manuel Neuer bereits in Sichtweite war. Dadurch hielt Tuchel die Kaderplaner hin.
Die Vereinsführung hatte zu diesem Zeitpunkt nämlich andere Prioritäten gesetzt. Ein Ersatz des zu Paris Saint-Germain abgewanderten Luca Hernandez und ein neuer Mittelstürmer hatten Vorrang.
Mit dem neuen Mittelstürmer klappte es bekanntlich. Harry Kane feierte mit drei Treffern in ebenso vielen Spielen einen Einstand nach Maß in Deutschland.
Anders sah das bei der Suche nach einem Innenverteidiger aus. Chelseas Trevoh Chalobah und Deutschlands Neu-Nationalspieler Armel Bella-Kotchap waren im Gespräch. Bei beiden kam ein Transfer nach München nicht zustande.
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Kimmich von Tuchel wohl gekränkt
Während die Transfer-Verantwortlichen versuchten, die bayerische Defensive zu stärken, hatte Tuchel offenbar nur eines im Kopf: Einen Sechser oder, wie Tuchel mantraartig wiederholte, eine "Holding Six". Sein beharrliches Verlangen nach einem neuen Mittelfeldabräumer hat außerdem wohl Joshua Kimmich gekränkt, so die "Sport Bild".
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Bereits auf der Asien-Reise hinterfragte Tuchel die Defensivqualitäten des Nationalspielers und sagte über Kimmich: "Er mag es zu gerne, sich frei zu bewegen, er versucht überall zu helfen und mag es, überall involviert zu sein." Dem entgegnete Kimmich: "Ich bin ein Sechser."
Tuchel hätte sich einen kämpfenden Abräumer gewünscht. Diesen sieht er in Joshua Kimmich wohl nicht. Zu Anfang der Transferperiode stand Declan Rice ganz oben auf der Wunschliste, den Zuschlag erhielt dann allerdings der FC Arsenal. Einer von vielen Rückschlägen.
Bayern-Bosse: "Wir sind erstklassig besetzt"
Die Führungsetage der Bayern zeigte sich hingegen mit der Transferpolitik in diesem Sommer äußerst zufrieden. "Ich finde nach wie vor, dass unser Kader erstklassig besetzt ist. Ich sehe überhaupt keinen Grund, nicht zuversichtlich in die Saison zu gehen", sagte FCB-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen einen Tag nach Transferschluss.
Tuchel gibt er noch einen Ratschlag auf den Weg: "Er muss kreativ werden, das ist sein Job."
In den Büchern können die Bayern-Verantwortlichen schwarze Zahlen für den Transfersommer verbuchen. Insgesamt wurden 155 Mio € ausgegeben. Im Gegenzug nahm der FCB mehr als 173 Mio € ein.