Bundesliga
Flucht nach China: Warum der Wagner-Transfer riskant für den FC Bayern ist
- Aktualisiert: 30.01.2019
- 18:15 Uhr
- ran.de / Julian Huter
Sandro Wagner flüchtet vor dem Reservisten-Dasein beim FC Bayern nach China. Obwohl die Münchner für einen unzufriedenen Spieler noch eine Ablöse kassieren, birgt der Transfer ein großes Risiko.
München - Eigentlich macht der Transfer von Sandro Wagner zu Tianjin Teda für alle Beteiligten Sinn. Eigentlich.
Der FC Bayern kassiert für einen 31-Jährigen Ergänzungsspieler, der zuletzt häufig nicht mal im Kader stand, rund fünf Millionen Euro Ablöse. Der Mittelstürmer selbst machte keinen Hehl aus seinem Frust über die fehlende Spielzeit.
Dieses Problem ist der FC Bayern nun los.
Für Wagner selbst ist der Wechsel vor allem aus finanzieller Sicht lukrativ. Laut "Bild" verdient er in China rund 7,5 Millionen Euro. Außerdem ist Wagner dort kein Reservist, sondern der größte Name im Team.
Doch der FC Bayern geht mit dem Transfer auch ein enormes Risiko ein und setzt im Sturmzentrum voll auf eine Karte - Robert Lewandowski. Sicher, Wagner kam in dieser Saison nur auf 264 Minuten Spielzeit und dabei gelang ihm ein einziges Tor.
Das lag aber auch daran, dass Lewandowski gänzlich von Verletzungen verschont blieb. Vielleicht geht das auch in der zweiten Saisonhälfte so weiter. Der Pole gilt als extrem widerstandsfähig. In seiner Bundesliga-Zeit verpasste der Torjäger verletzungsbedingt nie mehr als zwei Spiele.
Bayern in diesem Jahr auch in der Bundesliga gefordert
Allerdings ist der Mittelstürmer auch schon 30 Jahre alt und hat letzten Sommer bei der Weltmeisterschaft in Russland gespielt. In dieser Saison kommt er bereits auf 26 Pflichtspieleinsätze. Dazu ist der FC Bayern in dieser Saison national nicht mehr konkurrenzlos.
In den vergangenen Jahren konnten die Münchner ihre Stars in den letzten Bundesliga-Wochen häufig schonen, das Meisterschaftsrennen war schon entschieden. Da die Bayern derzeit die Verfolgerrolle einnehmen und sechs Punkte Rückstand auf den BVB aufweisen, können sie sich diesen Luxus kaum leisten.
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Wer läuft also im Sturmzentrum auf, wenn sich Lewandowski doch einmal verletzt? Dass der FC Bayern so kurz vor Ende der Wintertransferperiode noch einen erfahrenen Stürmer verpflichtet, erscheint unwahrscheinlich. Das Team muss im Ernstfall Ersatz in den eigenen Reihen finden.
Die nahliegende Lösung wäre, Thomas Müller ins Sturmzentrum zu ziehen. Doch der "Raumdeuter" ist auf anderen Positionen wertvoller für die Mannschaft. Zumal ihm in den vergangenen Jahren die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor etwas abhanden gekommen zu sein scheint. In dieser Saison erzielte er in 27 Spielen nur 5 Tore.
Im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool ist Müller zudem gesperrt.
Gnabry wichtiger auf dem Flügel
Eine weitere Alternative wäre, Serge Gnabry als Sturmspitze aufzubieten. Der 23-Jährige kann mit seiner Sprintstärke Lücken in der gegnerische Abwehrreihen reißen. Ein Zielspieler, der als Stürmer Bälle festmacht oder im Strafraum Luftduelle gewinnt, ist er aber auch nicht.
Zudem wird er auch auf den Flügelpositionen gebraucht. Franck Ribery, Arjen Robben und Kingsley Coman gelten allesamt als verletzungsanfällig.
Chance für Supertalent Zirkzee?
Vielleicht kommt die Lösung des Problems aber auch aus der eigenen Jugend. Joshua Zirkzee gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente der Bayern-Akademie und macht mit starken Leistungen in der U19 auf sich aufmerksam. In zehn Einsätzen in der A-Junioren-Bundesliga kommt der 17-jährige Niederländer auf elf Torbeteiligungen. In der UEFA Youth League, der Champions League der Junioren, gelangen Zirkzee sieben Torbeteiligungen in sechs Spielen.
Mit einer Größe von 1,93 Meter entspricht er zudem dem physischen Anforderungsprofil eines klassischen Mittelstürmers.
Einmal durfte der junge Niederländer bereits für die Profis jubeln. In der Sommervorbereitung traf er im Testspiel gegen Paris Saint-Germain. Möglicherweise ist das die Chance für ein Talent, wieder den Sprung zu den Profis zu schaffen.
Fraglich ist jedoch, ob die Bayern bei einer Verletzung Lewandowskis wirklich mit einem 17-Jährigen als einzige Sturmspitze in ein wichtiges Champions-League-Spiel gehen wollen. Es ist riskant. Schließlich haben die Münchner den Anspruch an sich, alle möglichen Titel zu holen.
Größerer Transfer wohl erst im Sommer
Im Sommer wird dann wohl ein größerer Stürmer-Transfer über die Bühne gehen. Der Verein muss auch über die Nachfolge von Robert Lewandowski nachdenken. Timo Werner und Luka Jovic sind zwei junge Stürmer mit viel Potenzial, die einem Wechsel nach München wohl nicht abgeneigt wären.
Bis dahin muss der Verein hoffen, dass Lewandowski - gerade in den entscheidenden Saisonspielen - von Verletzungen verschont bleibt.
Sonst wird Frage aufkommen, ob der Wagner-Transfer doch so sinnvoll war.
Julian Huter
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