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Bundesliga

Holstein Kiel gegen Bayern München - Lewis Holtby über Vorbilder und sein Fitnessgeheimnis

  • Aktualisiert: 14.09.2024
  • 11:47 Uhr
  • Philipp Kessler
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Vor dem Topspiel gegen den FC Bayern spricht Holstein Kiels Kapitän Lewis Holtby über die Chancen des Aufsteigers, seine wechselvolle Karriere und den Ex-FCB-Profi Fiete Arp

Von Philipp Kessler

An den FC Bayern München haben die Kieler Fans noch gute Erinnerungen.

Im Januar 2021 gelang dem norddeutschen Underdog ein Sensationserfolg im DFB-Pokal gegen das Münchner Starensemble.

Nun treffen sich die Vereine wieder zum ungleichen Duell - aber in der Bundesliga. Auch interessant - Zwei große Verlierer im DFB-Team

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Das Wichtigste in Kürze

Wie Aufsteiger Holstein Kiel am Samstag (18.30 Uhr im Liveticker) eine neuerliche Überraschung gegen den deutschen Fußball-Krösus gelingen könnte, erklärt Kapitän Lewis Holtby im Gespräch mit ran.

Zudem spricht der 33-Jährige über seinen Teamkollegen Fiete Arp, dem beim FC Bayern einst der große Durchbruch verwehrt blieb, das Potenzial Kiels und seine Tricks, um auch in höherem Fußballer-Alter topfit zu sein.

ran: 2:3 in Hoffenheim, 0:2 gegen Wolfsburg. Als Aufsteiger liegt Holstein Kiel nach zwei Bundesliga-Spielen derzeit auf Platz 16. Wie sehen Sie die Situation vor dem Spiel gegen den FC Bayern am Samstag, Herr Holtby?

Lewis Holtby: Bei uns herrscht keine Weltuntergangsstimmung. Wir haben in den ersten beiden Spielen gesehen, dass wir in der Bundesliga mithalten können. Wir konzentrieren uns auf unsere Trainingsarbeit. Wenn man weiterhin mutig und aktiv ist, ein hohes Laufpensum und Aggressivität an den Tag legt, dann stehen die Chancen gut, in den kommenden Wochen auch Punkte einzufahren.

ran: Der Kader des FC Bayern hat einen Marktwert von 943,65 Mio. Euro, der von Kiel liegt bei 32,30 Mio. Euro. Der 19-jährige Mathys Tel ist laut Transfermarkt.de mit 40 Mio. Euro Marktwert teurer als Ihre komplette Mannschaft. Machen gerade diese Gegensätze das Duell so interessant?

Holtby: Wenn man nach den Zahlen und Statistiken geht, ist es ein Duell wie David gegen Goliath. Klar ist, dass wir ganz andere Ansprüche als die Bayern haben. Andererseits ist es aber einfach nur ein Fußballspiel. Wir müssen über uns hinauswachsen und Vollgas geben. Dann schauen wir, was dabei herauskommt.

ran: So wie beim historischen Pokalsieg gegen Bayern im Januar 2021.

Holtby: Über 120 Minuten und im Elfmeterschießen werden wir es dieses Mal nicht lösen können. Schneesturm wird es bestimmt auch keinen geben, wobei im Norden wettertechnisch natürlich alles möglich ist… (lacht) Wir haben vor jedem Gegner Respekt, aber mit Angst werden wir dieses Mal ebenfalls nicht ins Spiel gehen.

Lewis Holtby ist der Kapitän von Holstein Kiel
Lewis Holtby ist der Kapitän von Holstein Kiel© Jan Huebner

ran: Ihr Freund und Teamkollege Fiete Arp schaffte beim FC Bayern nicht den Durchbruch. Er spielt wie Sie seit Sommer 2021 in Kiel. Wie wichtig ist Ihr früherer HSV-Mitspieler für die Mannschaft?

Holtby: Fiete kenne ich schon extrem lange, schon als er noch in der U17 des HSV gespielt hat. Ich schätze ihn sehr. Er ist ein junger Mann, der schon sehr viel erlebt hat. Er ist ein toller Junge, der bewegte Zeiten hatte, diese aber hinter sich gelassen und zurück zu seiner alten Stärke gefunden hat. Mit 24 Jahren ist er immer noch jung. Ich wünsche ihm, dass er noch eine richtig gute Karriere hinlegen wird.

ran: Nächste Woche Mittwoch werden Sie 34 Jahre alt. Drei Punkte gegen Bayern wären sicher ein gutes Geburtstagsgeschenk.

Holtby: Der erste Sieg in der Bundesliga und dann noch gegen den FC Bayern würde sich sicherlich fantastisch in den Geschichtsbüchern lesen. Aber wir müssen dafür extrem viel investieren und sehr viel muss an diesem Tag passen. Das ist unser Ansporn.

ran: Schalke, Tottenham oder der Hamburger SV - in Ihrer Karriere haben Sie für große Traditionsvereine gespielt. Wo liegt der Unterschied zu Kiel?

Holtby: Solche Vereine sind natürlich eine andere Hausnummer. Wenn man bei größeren Clubs mit größerer Mitgliederzahl gespielt hat, weiß man, dass es dort bisweilen schon sehr emotional zugehen kann. Holstein Kiel hat sich über die Jahre extrem gut entwickelt. Der Verein ist immer mehr auf die Mappe gekommen. Durch den Aufstieg hat der Club eine tolle Richtung genommen, die Infrastruktur entwickelt sich zusehends weiter, wir haben mittlerweile rund 10 000 Mitglieder. Bei meinem Ex-Verein Mainz war das ähnlich. Kurz vor meiner Zeit dort sind wir zwischen den Ligen gestanden. Da hieß es anfangs auch noch "die kleinen Mainzer". Nun ist der Verein ein gestandener Bundesligist mit weitaus mehr Transferausgaben. Es wäre schön, wenn Kiel in Zukunft ähnliche Schritte wie Mainz und Freiburg gehen könnte. Wir haben mit dem THW Kiel einen großen Handballverein. Wir haben einen Hafen. Und wir haben das Potenzial, auch zu einer großen Fußballstadt zu werden. Wir machen kleine und gute Schritte nach vorne.

ran: Welche Ziele haben Sie noch in Ihrer Karriere?

Holtby: Mein Ziel ist es, den Fußball jeden Tag zu genießen, täglich alles rauszuholen und die Spiele zu genießen. Wichtig ist auch, gesund zu bleiben. Ein weiteres großes Ziel ist es, mit Holstein Kiel die erste Liga zu halten. Nach der Relegation gegen Wolfsburg 2018 hat sich der Verein zusehends in der 2. Liga etabliert. Wir haben es geschafft, stets in Ruhe weiterzuarbeiten und sind nach dem Umbruch im Sommer 2023 am Ende der Saison sogar aufgestiegen. Damit hat keiner gerechnet. Jetzt geht es ganz klar um den Klassenerhalt.

ran: Kommt Ihnen als Kapitän dabei eine besonders große Verantwortung zu?

Holtby: Alle sind wichtig. Es geht auch darum, die Leistung ein Stück weit losgelöst vom Ergebnis zu bewerten: Haben wir alle die Basics abgerufen? Haben wir unseren Plan durchgebracht? Sind wir mutig im Ballbesitz? Natürlich gibt es auch Glück und Pech. Man kann zweimal Aluminium treffen, und der Gegner schießt einmal und der Schuss landet abgefälscht im Tor. Man muss die Spiele nüchtern betrachten und darf sich nicht entmutigen lassen. Wenn wir in jedem Spiel alles abrufen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, in der Bundesliga zu bleiben.

ran: Ihr Vorbild ist Luka Modric. Mit 39 Jahren spielt er noch immer bei Real Madrid. Wollen Sie auch so lange Profi sein?

Holtby: Wenn es der Körper erlaubt, wenn der Kopf weiterhin Bock hat wie jetzt und wenn ich auf dem Niveau mithalten kann, dann werde ich weiterhin spielen. Wenn man merkt, dass man immer einen Schritt zu spät ist, dann nicht. Meine Aufgabe ist es, jeden Tag das Maximum aus mir rauszuholen. Es geht darum, sportlich und auch regenerativ immer auf der Höhe zu sein. Ich schaue nur von Tag zu Tag.

ran: Wie halten Sie sich so fit?

Holtby: Es war immer schon ein großer Teil von mir, wissen zu wollen, wo man Extra-Prozente rausholen kann. Mit der Zeit liest man viel, man bekommt einiges mit. Auch die großen Sportler wie Cristiano Ronaldo oder eben Modric, die auch in höherem Sportleralter noch Topleistungen liefern, sind diesbezüglich eine Inspiration. Ich habe mich schon mit Kryotherapie oder Lymph-Boots beschäftigt. Mittlerweile hat fast jeder ein Eisbecken. Man schaut, dass man eine eigene Sauna hat. Man dehnt sich mehr. Es geht auch um die Vorbereitung auf Spiele: Was isst man davor und was danach? Wann ist es von Vorteil, für den Kopf etwas Gutes zu tun? Man sucht kleine Tools von Athleten, testet sie und wenn sie helfen, nutzt man sie regelmäßig.

ran: André Schürrle, Ihr früherer Kollege der Mainzer "Bruchweg Boys", setzt auch auf Tools zur Selbstoptimierung, wie er auf Instagram regelmäßig zeigt.

Holtby: Er ist im Extrembereich unterwegs. Das ist sehr interessant und finde ich brutal stark. Aber wenn ich mal zwei Tage frei habe, wäre es für mich nicht ideal, oberkörperfrei auf einen Berg zu laufen… (lacht)

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