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Kahn spricht über Bayern-Aus und schließt Bundesliga-Comeback nicht aus
- Aktualisiert: 19.01.2025
- 11:39 Uhr
- ran.de
Im aktuellen Sportstudio spricht Oliver Kahn über seine Entlassung beim FC Bayern, Zukunftspläne und gibt Einblick ins "Irrenhaus" "FC Hollywood" in den 90er Jahren.
Nach seinem Aus als CEO des FC Bayern München im Mai 2023 war es längere Zeit ruhig um Oliver Kahn. Seit einigen Wochen aber sucht der einstige Torwart-Titan wieder vermehrt die Öffentlichkeit. Es ist wohl auch ein deutliches Zeichen dafür, dass er sein Scheitern als Funktionär beim Rekordmeister überwunden hat.
Im "aktuellen Sportstudio" im ZDF blickte Kahn unter anderem auch darauf zurück. Auf die Frage, warum er sich nie öffentlich zu den Vorwürfen, die damals zu seinem Rauswurf geführt hatten, geäußert hat, konterte er gelassen: "Ich bin nicht der Typ, der sich in der Öffentlichkeit darüber auslassen muss."
Es gebe eben Momente im Leben, wo Dinge nicht so eintreten, wie man es sich vorgestellt habe. "Irgendwann muss man sich schütteln und dann geht es weiter." Kahn wolle seinen Weg nun weitergehen.
Der könnte ihn zunächst nach Frankreich führen. Der 55-Jährige träumt davon, als Investor bei einem Verein einzusteigen und "etwas aufzubauen". Derzeit gibt es Gespräche mit dem früheren Topklub Girondins Bordeaux, der im vergangene Sommer hoch verschuldet in die vierte Liga zwangsabgestiegen war.
Das Wichtigste in Kürze
"Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich darüber nicht so viel sagen", gibt sich Kahn noch bedeckt, macht aber keinen Hehl daraus, dass er die Aufgabe spannend findet. "Ich habe das immer verfolgt. Das ist sicher eine interessante Geschichte." Es sei allerdings auch ein großes Projekt, das er nicht alleine stemmen könne.
Kahn lässt sich auch eine Tür für eine Rückkehr in die Bundesliga offen. "Im Fußball soll man nie irgendwas ausschließen. Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen. Aber man weiß nie."
Kahn lobt resilienten Goretzka
Mit Blick auf seinen alten Arbeitgeber hatte der 55-Jährige vor allem lobende Worte für "Comebacker" Leon Goretzka. Der Mittelfeldspieler war an der Säbener Straße eigentlich schon ausgemustert worden. Im vergangenen Sommer hatten ihm die Bosse einen Abschied nahegelegt.
Beim 3:2-Sieg am Samstag gegen den VfL Wolfsburg in der Bundesliga avancierte Goretzka mit einem Doppelpack zum Matchwinner. Unter Trainer Vincent Kompany hat er sich wider Erwarten zurück in die Mannschaft gekämpft. Das nötigt dem "Titan" Respekt ab.
"Da muss man erstmal so ruhig bleiben, wie er geblieben ist in den letzten Wochen und Monaten. Er hat viel auf die Schnauze bekommen. Er hat auf seine Chance gewartet. Das zeichnet ihn aus."
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Kahn über Bayern-Doku: "Ein bisschen verstört"
Und dann sprachen Kahn und Moderator Sven Voss anlässlich der neuen ZDF-Doku "FC Hollywood - der FC Bayern und die verrückten 90er" noch über die guten, alten Zeiten.
Die Doku habe Kahn "ein bisschen verstört zurückgelassen", gestand er . "War ich da wirklich dabei? Aber scheinbar ist das damals alles so gewesen."
Gemeint ist die Anhäufung an großen Egos in der damaligen Mannschaft mit Stars wie Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Jürgen Klinsmann oder Mario Basler.
"Wenn man das heue sieht, muss man schon schmunzeln. Du kannst ja auch nicht die besten CEOs Deutschlands nehmen und die in einer Firma arbeiten lassen. Eine Mannschaft braucht eine Mischung aus verschiedenen Spielern."
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"Wie ein Zirkuspferd": Kahn über den "FC Hollywood"
Er selbst habe sich damals aufs Sportliche konzentriert. Kahn berichtet, wie schwierig das seinerzeit war. Denn mit dem Einstieg des privaten Fernsehens 1992 hatte sich die mediale Berichterstattung sehr verändert.
"Wir als Spielergeneration waren darauf nicht vorbereitet. Vor dem Spiel hat man im Hotel erstmal geguckt, ob da ein Journalist unter dem Bett liegt oder irgendwo auf der Toilette. Man kam sich teilweise vor wie ein Zirkuspferd."
Mit Blick auf die Doku gibt Kahn dem damaligen Pressesprecher Markus Hörwick recht. "Wenn ich diese Highlights aneinanderschneide, kriegt man wirklich den Eindruck, man ist im Irrenhaus."
Um die damals leeren Stadien wieder zu füllen hatte sich der FC Bayern in den 90ern dazu entschlossen, die Pforten an der Säbener Straße für Fans zu öffnen. Für die Spieler war das nicht nur positiv, wenn tagtäglich rund 5000 Zaungäste jede Bewegung analysieren.
"Als ich Torwart war, da haben die Leute am Zaun gefeiert. Bei jeder Aktion gab es Applaus." Dies sei einerseits motivierend gewesen. Andererseits brauchen Sportler auch eine Rückzugsmöglichkeit. Dies sei damals schwierig gewesen.