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FC Bayern München: Vincent Kompany als Ruhestifter beim Rekordmeister - doch ein Fragezeichen bleibt
- Veröffentlicht: 20.01.2025
- 15:40 Uhr
- Oliver Jensen
Vincent Kompany hat Ruhe und Freude beim FC Bayern München eingebracht. Wie nachhaltig diese ist, wird sich allerdings erst noch zeigen
Der FC Bayern München schwimmt auf einer Erfolgswelle. Die jüngsten vier Bundesliga-Spiele wurden gewonnen, 14 Tore dabei geschossen.
Auch in der Champions League, in der am Mittwochabend das Auswärtsspiel bei Feyenoord Rotterdam (Mittwoch, ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) bevorsteht, sind die Top-8 und somit der Direkteinzug in das Achtelfinale in greifbarer Nähe.
Nun wäre es naheliegend, Trainer Vincent Kompany für seinen attraktiven Fußball oder seine Trainingsführung zu loben. Sportvorstand Max Eberl hob allerdings etwas Anderes hervor - und zwar die gute Atmosphäre, die vorwiegend auf den Trainer zurückzuführen sei.
Das Wichtigste in Kürze
Eberl: "Der größte Gewinn ist Kompany"
"Ich glaube, der größte Gewinn ist Vincent Kompany. Dieselben Spieler waren die letzten Jahre auch da, und gerade letztes Jahr hat man eben genau das nicht gemerkt", sagte er am Samstag nach dem 3:2 gegen den VfL Wolfsburg.
Und weiter: "Also Spieler wie Goretzka, aber auch wie Kim, wie Upamecano, Laimer, Gnabry, Coman - du kannst eigentlich fast alle durchgehen. Alle haben wieder Lust und Freude am Fußball."
Heißt also: Kompany hat das geschafft, was speziell seinem Vorgänger Thomas Tuchel nicht gelungen ist. Er hat Ruhe in den Verein gebracht. Tuchel forderte öffentlich nach Verstärkungen, kritisierte mehrfach die eigene Mannschaft, oftmals sogar einzelne Profis.
Kompany tat bislang nichts davon. Vielmehr lässt er jedem einzelnen Akteur Wertschätzung zukommen.
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Hoeneß über Kompany: "Unterschied wie Tag und Nacht"
"Er gibt jedem Spieler die Wichtigkeit, die Einsatzzeiten", lobte Eberl: "Egal, ob das Manuel Neuer ist oder die Letzten, die quasi auf der Bank oder auf der Tribüne sitzen. Mit allen wird gesprochen. Das erzeugt bei dem Spieler auch eine Wertigkeit."
Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß lobte bereits Kompany: "Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu vorher. Er ist kommunikativ und kümmert sich um seine Spieler."
Setzte Kompany Anfang der Saison noch meist auf eine Stammelf, so nimmt er mittlerweile häufig Rotationen vor, sodass (fast) alle Spieler ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft sind.
Auf den Flügelpositionen findet mit Leroy Sane, Michael Olise, Serge Gnabry und Kingsley Coman ein ständiger Wechsel statt. Konrad Laimer und Raphael Guerreiro wechseln sich als Rechtsverteidiger ab, Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic im zentralen Mittelfeld.
Es gibt nur wenige Spieler, die nicht zum Zuge kommen. Aber - und das ist die Kehrseite - es gibt sie.
Kehrseite: Tel und weitere Talente stecken fest
Mathys Tel hat sich unter Kompany zurückentwickelt. Der 19-Jährige, der eigentlich als eines der größten Offensiv-Talente der Welt gilt und vergangene Saison noch zehn Pflichtspieltore erzielte, wartet in der laufenden Spielzeit noch immer auf seine erste Torbeteiligung. Die wenigen Einsätze (nur dreimal in der Startelf) sorgten für eine klar sichtbare Verunsicherung.
Auch die Talente Arijon Ibrahimovic und Adam Aznou spielten bislang kaum eine Rolle. Ibrahimovic wurde daher nach Italien an Lazio Rom verliehen, Aznou könnte wiederum möglicherweise in die 2. Bundesliga verliehen werden.
So lange Kompany Erfolg hat, wird ihm dies niemand zum Vorwurf machen. Doch wie lange hält der Erfolg an?
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Dürftige Bilanz gegen Top-Mannschaften
Trotz guter Stimmung bleiben kleine Restzweifel. Speziell gegen die Top-Mannschaften erwies sich die Spielweise von Kompany mit dem hohen Pressing als riskant - zumal es keinen Plan B zu geben scheint.
Bewertet man lediglich die Spiele gegen die Top-Mannschaften von Bayer Leverkusen, Paris Saint-Germain, FC Barcelona, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt, kommt eine Bilanz von einem Sieg, drei Unentschieden und zwei Niederlagen heraus.
Es mag Kompany hoch anzurechnen sein, dass er danach stets seiner Mannschaft den Rücken stärkte und keine öffentliche Kritik übte. Aber: Eine gewisse Selbstreflexion, dass er möglicherweise auf die falsche Taktik gesetzt habe, war von ihm genauso wenig zu hören. Tuchel war in diesem Punkt anders.
In den kommenden Wochen warten schwierige Aufgaben auf den FC Bayern. In der Bundesliga ist das Top-Spiel gegen den Verfolger Bayern Leverkusen (15. Februar) in Sichtweite. Und in der Champions League werden spätestens in der K.o.-Phase keine Fehler mehr verziehen.
Erst dann wird sich zeigen, wie nachhaltig die gute Stimmung beim FC Bayern wirklich ist.