FC Bayern München: Matchwinner Jamal Musiala auf den Spuren des Kaisers
Veröffentlicht: 14.01.2024
09:46 Uhr
Carolin Blüchel
Beim ersten Pflichtspiel der Bayern nach dem Tod von Franz Beckenbauer avancierte Jamal Musiala zum Matchwinner. Seine kaiserliche Leistung auf dem Platz entschuldigt einen kleinen Fauxpas abseits des Feldes.
Das 3:0 des FC Bayern München gegen die TSG Hoffenheim war vor allem ein Fußballabend zu Ehren des verstorbenen Kaisers Franz Beckenbauer.
Aufwärmtrikots mit dessen legendärer Rückennummer fünf. Der "Danke, Franz"- Schriftzug auf den Leibchen. Und das Gedenken an den größten deutschen Fußballer der Geschichte mit den schönsten Szenen seines Lebens auf den Stadionbildschirmen. Der Kaiser war allgegenwärtig.
Eigentlich ist er das schon, seitdem die Todesmeldung am 8. Januar wie ein Blitz eingeschlagen hatte. Wer bis dato - vor allem generationsbedingt - noch nie von Franz Beckenbauer gehört hatte, tat dies spätestens in der vergangenen Woche. Sollte man meinen.
Ausgerechnet Matchwinner Jamal Musiala blickte einen Reporter mit großen fragenden Augen an, als dieser ihm nach Abpfiff seine ersten Erinnerungen an den Kaiser entlocken wollte.
"Kaiser?" fragte Musiala mit typischem Bambi-Blick nach. "Franz Beckenbauer", erwiderte der Reporter. "Ach so, war das sein Nickname? Kaiser? Ich lerne was Neues jeden Tag", antwortete der Youngster.
Eine Aussage fast wie eine Majestätsbeleidigung. Und für Bayern-Fans eigentlich ein unverzeihlicher Ausrutscher. Generationsunterschiede hin oder her. Jedem anderen hätten sie diesen Fauxpas wohl auch übel genommen. Aber nicht Musiala.
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"Kaiser? War das sein Nickname? Ich lerne was Neues jeden Tag."
Jamal Musiala, 2024
Denn wer auf dem Platz kaiserlich spielt, dem sei abseits des Feldes der ein oder andere Fehltritt großmütig zugestanden. Die Lichtgestalt lässt grüßen.
Tuchel schwärmt von Matchwinner Musiala
Mit einem Doppelpack war Musiala kurz zuvor zum Matchwinner avanciert. Nur Aluminium verhinderte den Hattrick. Es war sein vierter Doppelpack im 101. Bundesligaspiel. Und die Saisontreffer vier und fünf.
Seine Spielfreude, seine Lust, seine Finesse am Ball wischten die Trauer über den Tod Beckenbauers für 90 Minuten weg. Keine Frage, Musiala war an diesem Abend der Gute-Laune-Garant. Da ist es vernachlässigbar, dass die Bayern die Partie zwischendurch beinahe aus der Hand gegeben hätten.
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Manuel Neuer Der Kapitän zieht mit seinem 500. Pflichtspiel für Bayern mit Bastian Schweinsteiger gleich. Entscheidet sich aufgrund der Eiseskälte in der Arena zum Glück für eine lange Hose, denn bis zu Kramaric' Schuss (38.) ist er beschäftigungslos. Verhindert dann aber mit zwei Glanztaten gegen die freistehenden Beier (63.) und Kramaric (64.) den Ausgleich und hat kurz darauf Glück bei Beiers Lattentreffer. ran-Note: 2
Konrad Laimer Aufgrund der Abstellung von Noussair Mazraoui zum Afrika-Cup als rechter Verteidiger gesetzt. Mit viel Offensivdrang. Scheitert nach 60 Minuten aus kurzer Distanz an Baumann. Nach 77 Minuten gegen Pavlovic ausgewechselt. ran-Note: 3
Matthijs de Ligt Der Niederländer gibt sein Comeback in der Startelf, da Minjae Kim bei der Asien-Meisterschaft weilt. Zeigt gegen Landsmann Wout Weghorst eine souveräne Vorstellung, auch wenn er bei den drei Großchancen der Gäste ebenfalls nicht auf der Höhe ist. ran-Note: 3
Dayot Upamecano Der Franzose beschränkt sich wie gewohnt auf die Defensive und ist dort angesichts der überschaubaren Hoffenheimer Angriffsbemühungen eine Stunde lang kaum gefordert. Kommt dann aber bei den drei folgenden Großchancen der Gäste ins Schwimmen. Insgesamt aber stabil und mit 97 Prozent passsicherster FCB-Profi. ran-Note: 3
Alphonso Davies Der Kanadier hat angesichts der Münchner Überlegenheit links hinten alles im Griff, macht aber aus dem vielen Platz nach vorne mal wieder sehr wenig. Nach der Pause aktiver und mit dem meisten Münchner Ballbesitz. ran-Note: 3
Joshua Kimmich Agiert im defensiven Mittelfeld relativ unauffällig, zumal er in der Rückwärtsbewegung wenig gefordert ist. Schuss in die Arme von Baumann (45.). Rückt nach Laimers Auswechslung auf die rechte Seite. Dort schöne Flanke auf Kane (85.). ran-Note: 3
Raphael Guerreiro Der Portugiese verdrängt unerwartet Leon Goretzka auf die Bank und startet im Mittelfeld, wobei er immer wieder in die Spitze vorschiebt. Scheitert aus spitzem Winkel an Baumann (37.). Nach der Pause weniger auffällig, geht nach 72 Minuten vom Platz. ran-Note: 3
Thomas Müller Der Routinier erhält etwas überraschend den Vorzug vor dem zuletzt angeschlagenen Kingsley Coman und kommt meist über die rechte offensive Seite. Verpasst das 2:0, als er den Ball nach Musialas Pfostenschuss nicht richtig trifft. Ansonsten bis zu seiner Auswechslung nach 70 Minuten ein eher schwacher Auftritt. ran-Note: 4
Jamal Musiala Sehr spielfreudig im zentralen Mittelfeld, Dreh- und Angelpunkt in der Offensive und nach schönem Solo Torschütze zum 1:0 (18.). Pech, dass sein herrlicher 18-Meter-Schlenzer nur Aluminium trifft (58.). Leitet dann herausragend per Doppelpass mit Sane seinen Treffer zum 2:0 ein (70.). Nach 87 Minuten unter Applaus ausgewechselt. ran-Note: 1
Leroy Sane Wie immer viel in Bewegung, rochiert häufig von links auf die andere Seite und bereitet von dort auch Musialas Führungstreffer vor. Hat zwar nicht so viele gute Szenen wie bei seinen starken Leistungen in der Hinrunde, leitet aber auch das 2:0 von Musiala ein. Muss danach runter (72.), was ihm sichtbar missfällt. ran-Note: 2
Harry Kane Der Torjäger hängt lange in der Luft, weil ihm die Anspiele fehlen und die Hoffenheimer Defensive ihn zudeckt. Weicht daher vor allem nach der Pause weit nach hinten aus und kommt besser ins Spiel. Scheitert dreimal knapp (59., 72., 85.), ehe er in der Schlussminute doch noch seinen Treffer macht. Sein Saisontor Nummer 22, damit zieht er mit dem bisherigen Rekordhalter Lewandowski gleich. ran-Note: 2
Mathys Tel Der Youngster ersetzt Sane nach 72 Minuten. Kurz danach hart von Prömel gefoult, der deswegen mit Geld-Rot vom Platz muss. Wie immer höchst engagiert und mit Zug zum Tor, aber ohne Erfolg. ran-Note: 3
Aleksander Pavlovic Das Münchner Eigengewächs wird ebenfalls nach 77 Minuten für Laimer eingewechselt und verdrängt Kimmich aus dem defensiven Mittelfeld. Ohne Bewertung
Leon Goretzka Darf erst nach 77 Minuten mitmachen, als er für Guerrero in die Partie kommt. Bereitet mit schöner Vorlage das 3:0 von Kane vor. Ohne Bewertung
Eric Maxim Choupo-Moting Der Kameruner kommt kurz vor Schluss für Musiala (87.). Ohne Bewertung
"Jamal war heute unser absolut bester Spieler. Daran kann er gerne anknüpfen. Er hatte als Einziger die Freiheit und die Lust und die Freude, was anzustellen", schwärmte Trainer Thomas Tuchel am ran-Mikrofon.
Der 20-Jährige sei sehr fokussiert. Gute Statistiken seien ihm sehr wichtig – Tore und Vorlagen. An diesem Abend waren es zwei Treffer und unzählige Zunge-Schnalz-Momente.
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Musiala: "Alles fühlt sich leicht an"
Nach einer durchwachsenen Hinrunde geprägt von zwei Verletzungen ist der Mittelfeldmotor der Bayern jetzt wieder in absoluter Topform.
"Der Weg geht steil nach oben, weil Jamal alles hat, was man braucht!", prognostizierte Tuchel.
Auch der "Man of The Match" selbst war zufrieden mit seiner Leistung. "Die Pause hat mir gut getan nach den zwei Verletzungen. Ich habe mich sehr locker gefühlt, viel Spaß gehabt", freute sich der 20-Jährige: "Wenn man ein bisschen Rhythmus im Spiel hat, dann fühlt sich alles sehr leicht an. Da kann ich mit Leroy, mit Thomas, mit Harry kombinieren."
Vor allem das Zusammenspiel mit Sane war ein Augenschmaus, auch wenn Tuchel dem Flügelspieler noch Luft nach oben konstatierte. Überhaupt sah der Trainer kein Fußball-Schmankerl. Thomas Müller vermisste "ein bisschen die Leichtigkeit". Für Musiala galten diese kritischen Worte allerdings nicht.
Mit nahezu jedem Ballkontakt unterstrich er sein Können und seinen Wert für die Bayern, der zahlenmäßig ausgedrückt laut "transfermarkt" aktuell bei 110 Millionen Euro liegt.
Musiala zollt Beckenbauer Respekt
Hinten raus bekam der König des Abends dann auch noch in der Kaiser-Sache die Kurve. "Er ist eine Legende und wir wollten hier rausgehen und alles geben, damit wir das Spiel gewinnen und ihm so Respekt zollen", betonte der Doppelpacker.
Jetzt will Musiala nur noch den Text von Beckenbauers Kult-Song "Gute Freunde" lernen. Für den Fall, dass das Kaiser-Lied wie an diesem Abend der Tor-Jingle der Bayern bleibt.
Schließlich soll der vierte Doppelpack seiner immer noch jungen Karriere nicht sein letzter gewesen sein.