Max Eberl: Ein Wechsel von RB Leipzig zum FC Bayern würde ihn komplett unglaubwürdig machen - ein Kommentar
Aktualisiert: 29.09.2023
14:30 Uhr
Andreas Reiners
Max Eberl wird weiter mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht. Ein Wechsel wäre keine große Überraschung, und er würde ihn komplett unglaubwürdig machen – ein Kommentar.
Glaubwürdigkeit ist im Fußball ein wertvolles Gut. Moral auch.
Selten geworden ist beides, weil sowohl das eine als auch das andere im Milliarden-Business mehr und mehr verloren geht. Viele pfeifen darauf, nachvollziehbare Entscheidungen und Aussagen zu treffen, den eigenen Prinzipien treu zu bleiben, in den Spiegel schauen zu können.
Warum werden über Jahre gelebte Werte für Geld und Kommerz über Bord geworfen? Die Gründe dafür sind vielschichtig und nicht immer zu durchschauen.
Deshalb bleibt Max Eberls Wandel immer noch ein Phänomen.
Dabei geht es gar nicht um die Diskussionen um den genauen Grund für seinen Rückzug bei Borussia Mönchengladbach, sondern um vieles, was danach folgte. Der Wechsel zu RB Leipzig und damit zu dem Konstrukt, das auch er in der Vergangenheit kritisierte. Die "Verharmlosung" der RB-internen Schacherei der Spieler innerhalb der RB-Familie, die er Jahre zuvor als Gladbach-Sportdirektor noch an den Pranger gestellt hatte.
Oder die immer wieder vorgetragenen Sticheleien. "Ich habe drei Traumvereine. Einer ist RB, einer im Süden Deutschlands und einer in England", sagte Eberl im vergangenen Jahr.
Protestierende Gladbach-Fans warf er in einen Topf mit "Menschen, die andere Menschen ins Fadenkreuz nehmen, die mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden".
Eberl bestreitet zwar vehement, einen grundlegenden Sinneswandel vollzogen zu haben, seine Handlungen sagen aber etwas anderes, lassen einen anderen Schluss zu. Parallel dazu bleiben Erklärungen vage bis unverständlich.
Die Folge: Seine zuvor hoch geschätzte Glaubwürdigkeit hat extrem gelitten.
Eberl stand immer als Gegenentwurf zu dem kühlen und knallharten Business, war unbeugsamer Gallier, Galionsfigur im Kampf gegen die oft angeprangerte Kommerzialisierung.
Dass er in Leipzig nun zu dem Konstrukt gehört, das in den Augen zahlreicher Fans für das steht, was den Fußball kaputt macht, könnte man als bittere Ironie des Geschäfts abtun. Doch dafür ist der Wandel zu drastisch.
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Max Eberl: Glaubwürdigkeit hat extrem gelitten
Dass er in Gladbach sein Denkmal zerbröselte, hat tiefer liegende Gründe, doch auch neutrale Beobachter stutzen seitdem immer wieder, wie sehr sich Eberls Meinungen, Aussagen und Handlungen doch verändert haben. Was sein gutes Recht ist, doch auch in dem Zuge kann man sich eine gewisse grundsätzliche Glaubwürdigkeit bewahren.
Zu dem Kontext passen nun die Gerüchte rund um einen Wechsel zum FC Bayern München. Die letzte Vehemenz beim Dementieren lässt der 50-Jährige vermissen, womit eine Hintertür offen bleibt.
Es ist oft nur eine Phrase, dass man einen Vertrag habe, den man erfüllen wolle und deshalb nicht zu Verein XY gehe. Eberl lässt sie ganz weg – um im Fall der Fälle nicht darauf festgenagelt zu werden?
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Max Eberl: Der nächste Tiefschlag
So traurig es ist: Es würde niemanden mehr groß verwundern, wenn Eberl diese Hintertür nutzen würde. Es wäre ein Schritt, der ohne die Episode RB Leipzig aufgrund der Münchner Vergangenheit und Vorgeschichte sogar nachvollziehbar wäre.
Doch jetzt würde er sich komplett unglaubwürdig machen. Der Move würde zwar zur allgemeinen moralischen Abgestumpftheit des Fußball-Geschäfts passen, im Fall von Eberl wäre es aber der traurige Tiefpunkt eines Wandels, der weiterhin ein Phänomen bleibt.
Noch vor zwei Jahren hätten die meisten wohl schallend gelacht, hätte man ihnen den Karriereweg vorhergesagt.
Es bliebe vor allem unverständlich, warum er nach einem Wechsel, der ihn vor allem bei Fans viel Kredit gekostet hat, den nächsten Klub vor den Kopf stößt.
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Tops und Flops in Europas Top-Ligen In den europäischen Top-6-Ligen sind inzwischen fünf bzw. sechs Spieltage absolviert. Bereits jetzt gibt es einige Überraschungen. So findet sich ein französischer Aufsteiger weit oben in der Tabelle wieder, während der aktuelle Europa-League-Sieger im Ligakeller festhängt. ran checkt die sechs Top-Ligen.
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Top: VfB Stuttgart (Tabellenplatz 3, Bundesliga) Vor allem Torjäger Serhou Guirassy überzeugt mit zehn Treffern in fünf Partien auf ganzer Linie. Die Abgänge von Konstantinos Mavropanos, Wataru Endo und Borna Sosa sind kaum spürbar. Im Schwabenland strahlt momentan die Sonne.
Top: US Lecce (Tabellenplatz 3, Serie A) Im süditalienischen Lecce lacht diese sowieso immer vom Himmel. Derzeit aber wohl besonders stark, denn Lecce startete mit drei Siegen aus fünf Partien in die Saison und musste noch keine Niederlage hinnehmen. Die vergangene Runde beendete Union Sportiva (US) auf Rang 16 und entkam nur knapp dem Abstieg.
Top: US Lecce (Tabellenplatz 3, Serie A) Geradezu minimalistisch spielt sich Lecce durch die Serie A. Mehr als zwei Treffer pro Spiel gelangen dem Team aus Apulien bisher noch nicht - bei lediglich vier Gegentreffern allerdings auch kein Grund zur Sorge. Am Wochenende geht es dann weiter gegen den Tabellennachbarn Juventus Turin.
Top: Stade Brest (Tabellenplatz 1, Ligue 1) Ebenso minimalistisch siegt sich derzeit Stade Brest durch die Liga. Allerdings reichten denn Nordfranzosen acht Treffer sogar zu Platz eins in der Ligue 1. Brest musste sich lediglich Olympique Marseille geschlagen geben. In der letzten Saison sprang nur Rang 14 für das Team heraus. Aktuell hat Brest 13 Punkte, vergangenes Jahr brauchte der Klub 15 Spiele für diese Marke.
Top: FC Girona (Tabellenplatz 1, Spanien) Sensationell ist der FC Girona Tabellenführer in La Liga. Einen Punkt mehr als Real Madrid, zwei Punkte mehr als der FC Barcelona. Die Katalanen befinden sich im Höhenflug. Am Samstag empfangen die Nordspanier Real Madrid zum Topspiel.
Top: FC Girona (Tabellenplatz 1, Spanien) Das Gesicht zum Erfolg: Yangel Herrera. Der 25-Jährige kam im Sommer für fünf Millionen Euro von Manchester City und konnte bereits vier Scorerpunkte für sein Team beisteuern - ein echtes Schnäppchen. Mit dem Ex-Bayern-Spieler Daley Blind und dem spanischen Nationalspieler Eric Garcia hat Girona den ein oder anderen namhaften Spieler im Kader.
Top: Brighton & Hove Albion (Tabellenplatz 3, England) Zugegeben, gänzlich überraschend kommt die Performance von Brighton & Hove Albion nicht. Hatten sich die Südengländer doch noch in der vergangenen Saison durch Platz sechs für die Europa League qualifiziert. Dass die Seagulls allerdings ihre Leistung so gut über den Sommer transportiert bekommen, hätten wohl die wenigsten gedacht.
Top: Brighton & Hove Albion (Tabellenplatz 3, England) Fünf Siege aus sechs Partien sprechen eine deutliche Sprache. Dabei waren die Gegner, unter anderem Newcastle United und Manchester United, nicht gerade Laufkundschaft. Im Oktober trifft das Team um Pascal Gross dann auf Liverpool und ManCity - die einzigen Teams, die in der Tabelle über Brighton & Hove stehen. Bester Torschütze ist bisher der erst 18-jährige Ire Evan Ferguson mit vier Treffern.
Top: AC Le Havre (Tabellenplatz 6, Frankreich) Seit 2009 blieb Le Havre Erstliga-Fußball versagt. Jetzt sind die Nordfranzosen zurück - und wie. Neun Punkte aus sechs Spielen - Le Havre ist nur zwei Zähler hinter PSG. Der französische Zweitligameister musste bisher nur eine Niederlage schlucken und bringt zwischen sich und die Abstiegsränge zu Saisonbeginn ordentlich Luft.
Top: AC Le Havre (Tabellenplatz 6, Frankreich) Hauptgrund dafür ist Nabil Alioui. Der Franzose mit marokkanischen Wurzeln schoss vier der insgesamt zehn Treffer für Le Havre. Der gute Saisonstart kommt auch deshalb so überraschend, da das Team aus der Bretagne im Sommer nicht einen einzigen Euro in neue Spieler investiert hatte. Zudem nahm Le Havre nur rund 2,6 Millionen Euro ein.
Flop: Olympique Lyon (Tabellenplatz 17, Frankreich) Beim Ligakonkurrenten aus Lyon klingelten hingegen die Kassen. Fast 110 Millionen Euro nahm der ehemalige Serienmeister ein. 20 Millionen wurden wiederum in neue Spieler investiert - hätten die Verantwortlichen doch bloß tiefer in die Tasche gegriffen. Olympique steht auf einem Abstiegsrang in der zu dieser Saison auf 18 Mannschaften reduzierten Ligue 1.
Flop: Olympique Lyon (Tabellenplatz 17, Frankreich) Trainer Laurent Blanc wurde bereits entlassen. Nun soll es der ehemalige Lyon-Verteidiger Fabio Grosso richten. Der Weltmeister konnte aber kurzfristig nichts ändern - zum Einstand gab es eine Niederlage gegen Stade Brest. Olympique ist nicht mehr das, was es einst war. So befindet sich Lyon nur noch auf Rang acht bei den wertvollsten Teams Frankreichs - ein Abstieg wäre dennoch der Super-Gau.
Flop: Lazio Rom und AS Rom (Tabellenplatz 11 und 14, Italien) Ähnlich übel sieht es derzeit in Rom aus - und zwar bei beiden Teams. Sowohl die Roma als auch Lazio hängen im Tabellenmittelfeld fest. Die beiden Stadtrivalen können sich den Blick nach oben erstmal sparen. Bei dem Team von Jose Mourinho gab es allerdings vor zwei Wochen den Brustlöser - ein krachendes 7:0 gegen Empoli.
Flop: Lazio Rom und AS Rom (Tabellenplatz 11 und 14, Italien) Und auch Lazio durfte am 6. Spieltag beim 2:0 gegen Udinese endlich wieder jubeln. Lichtblick auch: Das 1:1 in der Champions League gegen Atletico - Torhüter Ivan Provedel erzielte den viel umjubelten Ausgleich in letzter Minute.
Flop: Borussia Mönchengladbach (Tabellenplatz 15, Bundesliga) Auch in der Bundesliga enttäuscht ein Team auf ganzer Linie: Borussia Mönchengladbach - die eigenen Fans hatten es im Sommer schon befürchtet. Die Abgänge von Marcus Thuram, Ramy Bensebaini und Jonas Hofmann sind bisher nicht zu verkraften. Die spärlichen rund 25 Millionen Euro Ablöse sind eher Hohn als Trost.
Flop: Borussia Mönchengladbach (Tabellenplatz 15, Bundesliga) Lediglich Neuzugang Tomas Cvancara macht bisher Freude. Für rund zehn Millionen Euro kam der Mittelstürmer aus Prag. Drei Tore und eine Vorlage sind sein bisheriger Arbeitsnachweis. Trainer Gerardo Seoane muss um seinen Posten als Trainer bereits jetzt bangen - dabei ist er erst seit Sommer da.
Flop: Ajax Amsterdam (Tabellenplatz 15, Niederlande) Erst enttäuschende Leistungen und jetzt das pure Chaos: In Amsterdam geht es drunter und drüber. Das Top-Spiel gegen Meister Feyenoord Rotterdam wurde am Wochenende nach schlimmen Ausschreitungen auf den Zuschauerrängen abgebrochen. Fans stürmten am Abend die Klub-Zentrale des Rekordmeisters.
Flop: Ajax Amsterdam (Tabellenplatz 15, Niederlande) Erste Konsequenzen aufgrund der aktuellen sportlichen und gesamtheitlichen Lage des Vereins wurden bereits gezogen. Der erst im Mai verpflichtete Sven Mislintat wurde seines Amtes als Technischer Direktor enthoben. Nun gilt es, wieder Ruhe in den Verein zu bekommen - es gibt definitiv leichtere Aufgaben.
Flop: FC Sevilla (Tabellenplatz 12, Spanien) In Andalusien tut man sich derzeit hauptsächlich nur gegenseitig weh. Der wiederholte Triumph in der Europa League ist schon wieder verblasst, zurück ist der graue Liga-Alltag und dort läuft es überhaupt nicht gut für Sevilla. Mit drei Niederlagen in Folge startete das Team in die Saison.
Flop: FC Sevilla (Tabellenplatz 12, Spanien) In den vergangenen drei Begegnungen lief es dann besser - sieben Punkte konnte Sevilla erringen. Mit Dodi Lukebakio, Djibril Sow und allen voran natürlich Altmeister Sergio Ramos haben sich die Südspanier im Sommer eigentlich recht gut verstärkt. Bis auf Torhüter Bono verließ kein Leistungsträger den Champions-League-Teilnehmer. Die nächsten Wochen sollten wieder besser laufen.
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Max Eberl: Erst einmal nur ein Gerücht
Ja, der Wechsel ist erst einmal nur ein Gerücht, nichts ist fix und möglicherweise passiert auch gar nichts. Die Spekulationen halten sich allerdings ebenso hartnäckig wie die Dementis weichgespült bleiben.
Und dass sich kaum jemand groß darüber wundern würde, zeigt, wie angeschlagen Eberls Glaubwürdigkeit schon jetzt ist.
Dabei war sie für ihn tatsächlich mal ein hohes Gut.