Anzeige
ran Bundesliga Webshow

Peter Neururer: Kult-Trainer outet sich als Bayern-Fan

  • Aktualisiert: 10.04.2023
  • 21:59 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© 2023 ran

Kult-Trainer Peter Neururer spricht in der ran Bundesliga Webshow über Kimmichs Jubel-Provokation, über Pep Guardiolas unglückliches Händchen, das Erfolgsrezept im Abstiegskampf und vieles mehr. 

Trainer-Legende Peter Neururer hat sich unter anderem als Feuerwehrmann im Abstiegskampf einen Namen gemacht. Mit 619 Pflichtspielen im deutschen Profifußball gehört er zu den erfahrensten seiner Zunft. 

In der ran Bundesliga Webshow diskutiert "Peter der Große" mit Moderator Max Zielke über die Bundesliga-Themen der Woche - aber auch die Chancen des FC Bayern in der Champions League. Neururer outet sich dabei fast ein bisschen als Fan des Rekordmeisters.

ran hat die wichtigsten Aussagen des Kult-Trainers zusammengefasst.

Peter Neururer in der ran Bundesliga Webshow...

...über den Abstiegskampf und worauf es ankommt

"Es gibt keine Rezepte im Abstiegskampf. Es gibt nur eines: Dass man sich im Abstiegskampf auf die Fähigkeiten beschränkt, die man selber hat und eigene Schwächen versucht auszuklammern. Denn wenn man die Schwächen anspricht, entsteht ein gewisses Gefühl von Versagensangst und dann bist du verloren. 'Solange es rechnerisch noch möglich ist, werden wir alles geben und werden wir dran arbeiten.' Sobald du diesen Spruch tätigst, kannst du es schon vergessen. Diese Rechnereien gehen nie auf. Fußball im Abstiegskampf hat nichts mit Mathematik zu tun."

…über Kimmichs provokanten Siegesjubel in Freiburg 

Ich habe hundertprozentiges Verständnis dafür. Ich verlange von meinen Spielern, dass sie Emotionen zeigen. Sie sind provoziert worden durch eine schlechte eigene Leistung im Pokalspiel gegen Freiburg. Sie haben ein Ziel aus den Augen verloren. Sie sind mit viel Frust nach Freiburg gefahren und wurden dann dort beim Warmmachen noch einmal mit dieser Niederlage konfrontiert. Das war eine Provokation. Kimmich hat die ganze Sache runtergeschluckt, hat dann im Spiel seine Leistung gebracht und dann explodierte die Sache.

Ich liebe Spieler, die ihre Emotionen nicht zu hundert Prozent im Griff haben. Das war wirklich authentisch. Das war eine Demonstration von Frustbewältigung. Das sollte auch nicht bestraft werden."

Anzeige
Anzeige
10.04.23

Pure Provokation! Freiburg sauer - Kimmich erklärt "fiesen" Jubel

Joshua Kimmich jubelt nach dem 1:0-Sieg in Freiburg provokativ in Richtung der Heim-Fans. Die Situation eskaliert. Der Bayern-Star erklärt die heftigen Gesten.

  • Video
  • 02:20 Min
  • Ab 0
Anzeige

...über Feindseligkeiten gegen Bayern-Spieler

"Egal wo die Bayern hinfahren, bei jedem Auswärtsspiel werden sie beschimpft und angemacht auf eine Art und Weise, da sollte sich der ein oder andere Fan mal ein paar Gedanken drüber machen. Es geht hier um Menschen, denen man respektvoll entgegentreten sollte. Die sind kein Freiwild, weil sie Bayern-Spieler sind."

...darüber, ob Bayern bereit für Manchester City ist

"Wenn ich die letzten Bundesliga-Spiele zur Rate ziehen soll, würde ich sagen nein. Da waren viele Fehler, die man sich am Dienstagabend nicht erlauben kann. Aber wenn ich die letzten Champions-League-Spiele nehme, dann sage ich ja. Wenn ich die Qualität der einzelnen Bayern-Spieler und der gesamten Mannschaft sehe, sage ich auch ja. Wenn es darauf ankommt, dann zeigen die Bayern-Spieler ihr wahres Gesicht, ihre unglaubliche Qualität. Wie ja auch nach der Beurlaubung von Julian Nagelsmann gegen Borussia Dortmund.

Von daher bin ich optimistisch als Fan des deutschen Fußballs, nicht als Fan von Bayern München aber als Fan von einer Mannschaft, die seit Jahrzehnten den deutschen Fußball teilweise alleine noch in der absoluten Spitze vertritt. Und ich glaube, dass Bayern München gegen Manchester City eine 50:50-Chance hat. Bedingt dadurch, dass das zweite Spiel zuhause ist, glaube und hoffe ich, dass Bayern München weiterkommen wird."

...darüber, wer ins Halbfinale der Champions League einziehen wird

"Bayern München ist qualitativ in der Lage ist, jede Mannschaft dieser Welt zu schlagen. Und ich habe die große Hoffnung, dass Pep Guardiola mal wieder eine Idee hat. Er ist ein großartiger Trainer, einer der erfolgreichsten aller Zeiten. Aber in den entscheidenden Spielen hatte er immer eine grandiose Idee, die aber leider nie gegriffen hat. Ich hoffe, dass Pep diese Idee nochmal haben wird, wenn es gegen Bayern München geht. Von daher hoffe ich auch, dass Bayern München das ausnutzen wird und das CL-Gesicht zeigt und dann ist Bayern München für mich eine Runde weiter."

...darüber, wie Haaland zu stoppen ist

"Erling Haaland ist eine fußballerische Naturgewalt, eine Tormaschine, eine andere Art von Lewandowski aber fast genauso effizient. Den kann ich nicht alleine stoppen. Aber es geht auch nicht darum, irgendeinen Spieler auszuschalten. Es geht darum, die eigene Spielphilosophie durchzusetzen. Und da sollte Bayern München Anschluss finden an das taktische Verhalten, das sie bei Paris St. Germain gezeigt haben. Wie die Bayern sich da verkauft haben, wie sie offensiv nach vorne verteidigt haben, das war absolute Weltklasse. Wenn sie genauso bei Manchester City auftreten, dann glaube ich, dass sie große Chancen haben."

Anzeige

...darüber, ob der Neuer-Ausfall gegen City ein Problem sein könnte

Manuel Neuer ist im fitten Zustand der beste Torhüter der Welt. Darüber brauchen wir nicht diskutieren. Aber wenn die Defensive funktioniert und Sommer steht im Tor, sollte das ausreichend sein, weil er auch ein absoluter Super-Torhüter ist. In einigen Nuancen, vielleicht von der Körperlichkeit oder Präsenz her mit Manuel Neuer nicht unbedingt vergleichbar. Aber er ist ein großartiger Torwart, der im eigenen Ballbesitz den Fußball ein bisschen anders interpretiert als Manuel Neuer."

...über die Entlassung von Bayerns Torwarttrainer und Neururer-Freund Toni Tapalovic

"Tapo ist ein unglaublicher Teamplayer, ein unglaublich guter Arbeiter, ein loyaler Mann. Das ist ihm ganz wichtig. Ein Teamworker, der solidarisch ist und dem es mehr als weh getan hat, bei Bayern München aus welchen Gründen auch immer beurlaubt zu werden. Ein Tapalovic fliegt nicht raus, weil er nicht loyal ist. Er fliegt nicht raus, weil er fachlich nicht weiterhelfen kann. Da muss etwas anderes passiert sein. Aber das hat Tapo mir gegenüber nie gesagt. Ich finde es einfach nur traurig, weil der Typ einfach sensationell und klasse ist. Ich weiß ja nicht, was da passiert ist. Ich glaube nicht, dass Tapalovic beurlaubt worden wäre, wenn Manuel Neuer gesund geblieben wäre, also diesen Scheiß-Skiurlaub nicht gemacht hätte."

...auf die Frage, ob die Tapalovic-Entlassung mit Yann Sommer zu tun haben könnte

"Das muss irgendeine Verbindung haben. Warum entlasse ich denn einen erfolgreich arbeitenden Torwarttrainer? Mit Neuer und Ulreich hat er gut zusammengearbeitet. Er ist ja damals von Schalke 04 als Freund von Manuel Neuer direkt mit zu Bayern München gekommen. Hat da großartige Torwarttrainer abgelöst. Er hat über Jahre hervorragende Arbeit geleistet. Man hat nie etwas gehört. Und plötzlich in der Phase, in der Manuel Neuer verletzt ist, wird der Torwarttrainer beurlaubt."

...über eine mögliche Rückkehr von Neuer als Nummer eins

"Wenn Manuel Neuer wieder gesund wird und das hoffe ich, dann wird er wieder bei Bayern München im Tor stehen. Davon gehe ich aus. Ich glaube allerdings, dass im Hintergrund möglicherweise einige politische Dinge gibt, wie die Vertragslaufzeit von Sommer zum Beispiel, was nicht unbedingt überein gehen kann mit der Vertragslaufzeit von Manuel Neuer. Der ein oder andere Insider hat mir gesagt hat, er könne sich nicht vorstellen, dass Neuer wiederum irgendwann für Bayern München spielen wird. Das ist natürlich rein spekulativ. Ich bleibe dabei. Wenn es normal zugeht und Manuel Neuer gesund werden würde, ist er wieder die Nummer eins beim FC Bayern."

...über die große Fan-Unterstützung für Schalke im Abstiegskampf

"Thomas Reis kam, als es eigentlich nur noch darum ging, eine Mannschaft zusammenzukriegen, mit der es die realistische Möglichkeit gibt, vielleicht noch um den drittletzten Platz zu spielen. Was Thomas Reis in dieser Zeit geleistet hat, mit dem Kader, der ihm zur Verfügung steht und einigen Verletzungsproblemen, das war einfach außergewöhnlich gut. Denn die Mannschaft, die eigentlich schon so gut wie abgestiegen war, die lebt plötzlich wieder, das Umfeld lebt wieder. Und das Umfeld steht im Augenblick zu 100 Prozent auf Seiten dieser Mannschaft, weil sie sehen, dass die Mannschaft alles gibt.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Die erste Halbzeit (in Hoffenheim) war grauenhaft schlecht, keine Frage. Aber man konnte den einzelnen Spielern nicht unterstellen, dass er nicht alles versucht hätte. In der zweiten Halbzeit wurde es ein klein wenig besser. Dann kommt diese Elfmetersituation und Schalke 0:4 verliert dieses Spiel 2:0. Mehr als enttäuschend. Aber dann das Verhalten dieser Schalke-Fans, die die Mannschaft mit Applaus verabschiedet haben. Es war einfach sensationell und toll. Die Fans sehen, dass Thomas Reis aus dieser Mannschaft alles rausholt. Mehr ist eben nicht drin. Und da gibt nur eine Möglichkeit: ein hundertprozentiger Zusammenhalt von Fans und Mannschaft, wenn ich überhaupt da unten noch rauskommen soll."

...über Schalke-Trainer Thomas Reis und das Potenzial des Schalker Kaders

"Reis passt zu 100 Prozent zu Schalke. Und das, was da jetzt abläuft, das ist eine großartige Leistung eines Trainers, der eine Mannschaft übernommen hat, die katastrophal zusammengestellt wurde. Es wird immer wieder darüber gesprochen, das kein Geld da ist. Das ist zweifelsfrei richtig. Aber das Geld, das man hatte, hat man noch komplett falsch investiert. Und das ist das Problem. Die Jungs, die jetzt da auf dem Platz stehen, die geben alles. Mehr ist nicht drin. Mehr Qualität ist leider nicht vorhanden."

...über Schalkes Chancen, die Klasse zu halten

"Ich habe große Hoffnung, dass das Spiel gegen Hertha BSC gewonnen wird. Demzufolge gerät Hertha BSC in eine noch schwierigere Situation. Ich glaube nicht an die totale Stabilität des VfB Stuttgart. Ich hoffe, dass Schalke 04 es schaffen sollte, wie auch immer, auf den drittletzten Platz zu kommen. Und dann in der Relegation mit der Macht des eigenen Stadions, mit der unglaublichen Unterstützung der Fans, die Liga zu halten."

...über Bochums Chancen, in der Liga zu bleiben

"Es sollte normalerweise reichen, da sie drei Punkte Vorsprung haben. Ich habe den VfL mit Sicherheit nicht aufgegeben."

...über den Fan-Eklat mit Bochum-Keeper Riemann

"Der VfL Bochum hat eine grandiose Fangemeinschaft, einen unglaublichen Zusammenhalt, ein sich Identifizieren, wie ich es kaum bei einem anderen Verein erlebt habe. Ich finde es mehr als traurig, dass einige wenige Vollidioten die gesamte Stimmung kaputt machen, die Außendarstellung beschädigen, auf eine unerträgliche Art und Weise Spieler beschimpfen und beleidigen. Dieses Gesocks hat im Fußballstadion nichts zu suchen. Das sind 20, 30 Vollidioten, teilweise Kriminelle, die sich so verhalten. Die gehören ausgesondert. Die haben mit dem VfL Bochum nichts zu tun. Dass Riemann sich auflehnt und einen Arsch in der Hose hat, finde ich großartig. Auch dass sich der Verein ganz klar gegen diese Leute stellt und klare Kante zeigt. Das ist der VfL Bochum. Sie wissen welche Leitlinien sie haben, welchen Idealen sie nachgehen."

...über die Verpflichtung von Sebastian Hoeneß als VfB-Trainer

"Dass ein Trainer kommt wie Hoeneß, dass kann ich mir durchaus erklären. Der Vater war ja ein sehr erfolgreicher Spieler beim VfB Stuttgart. Die Verbindungen sind sicher da. Dass man einen Trainer holt, der jung und unverbraucht ist, wo es doch immer hießt, dass man im Abstiegskampf Erfahrung haben sollte, war für mich schon überraschend.

Hätte ich das entscheiden müssen, ich hätte Felix Magath geholt. Denn er hat im letzten Jahr bei Hertha BSC gezeigt, dass er mit seiner Führung im Stande ist, Fußballwunder im Abstiegskampf zu vollbringen. Aber es scheint ja zu laufen. Das Pokalspiel war gut. Jetzt der Sieg beim VfL Bochum. Im Augenblick hat der Verein alles richtig gemacht."

...über Herthas Realitätsverlust und Abstiegskampf

"Hertha BSC hat eine Mannschaft zusammengestellt, ob es Fredi Bobic war oder seine Vorgänger, die immer nur von Champions League oder Minimum Europa League geträumt haben. Also keine Mannschaft, die weiß, was es heißt im Abstiegskampf zu sein. Die Spieler kommen da hin und stellen nach einigen Wochen fest: 'Scheiße, das Ziel, das wir uns gesetzt haben, können wir gar nicht erreichen. Wir spielen gegen den Abstieg.' Und dafür ist diese Mannschaft nicht zusammengebaut.

Der VfL Bochum, Schalke 04, selbst der VfB Stuttgart, Augsburg und vielleicht sogar der 1. FC Köln, die wissen ganz genau, was in dieser Saison auf sie zukommt. Bei Hertha BSC aber nicht. Die sind so weit weg von der Realität und dann kann auch kein Trainer dieser Welt irgendetwas machen. Schon gar nicht mehr zu diesem Zeitpunkt.

Hertha BSC kann nur hoffen, dass sie jetzt auf Mannschaften treffen, die eigene große Probleme haben. Die können nur hoffen, dass sie die eigene Fehlerquote minimieren, damit sie da aus dieser Nummer noch rauskommen. Wenn sie auf aktiver Seite versuchen, rauszukommen, werden sie chancenlos sein."

...darüber, wer aus der Bundesliga absteigt

"Ich hoffe, dass Schalke in die Relegation kommt. Ich glaube, der Sieger aus Schalke gegen Hertha wird die Relegation erreichen, der Verlierer steigt ab. Bei einem Unentschieden steigt Schalke ab und darüber hinaus Stuttgart und Hertha."

...über eine Zukunft als Trainer oder Sportdirektor

"Ich habe auf Bundesligafußball Lust, bin auch voll im Thema. Ich würde als Sportdirektor arbeiten, aber als Trainer nicht mehr. Wenn es eine Notlage geben würde bei Schalke 04 vielleicht noch. Aber die haben jetzt einen großartigen Trainer mit Thomas Reis. Für den 1. FC Köln, der aber auch keine Not hat, würde ich es auch machen, weil ich die Vereine liebe. Für den VfL Bochum würde ich es machen, die brauchen es aber auch nicht. Aber für keinen anderen Verein dieser Welt würde ich nochmal als Trainer fungieren. Als Sportdirektor oder ähnliches, das würde ich gerne noch machen. Das würde ich mit voller Inbrunst durchziehen."