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"Keine Versprecher" und "gutes Gefühl": Braun wird zum Pionier

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© Imago/Nico Herbertz/SID/IMAGO/Herbertz / Nico Herbertz

Als die Lautsprecher wieder schwiegen, machte sich bei Schiedsrichter-Pionier Robin Braun ein zutiefst menschliches Gefühl breit. "Ich bin ehrlicherweise erleichtert, dass alles geklappt hat", sagte der 28-Jährige, "dass keine Versprecher dabei waren und es hoffentlich den Mehrwert gebracht hat, der gewünscht ist."

29.278 Fans hatten zuvor in der BayArena genau hingeschaut, als Braun sich in seinem erst dritten Erstliga-Einsatz stabil hinstellte, einmal tief durchatmete und dann per Knopfdruck sein Headset freigab. "Nach Ansicht der Bilder lag eine Abseitsstellung vor, deshalb die Entscheidung: Kein Strafstoß, Abseits", tönte Brauns Stimme über die Stadion-Lautsprecher - als erster Schiedsrichter im deutschen Fußball hatte er damit eine Videobeweis-Entscheidung per Durchsage erklärt. Bayer Leverkusen erhielt gegen die TSG Hoffenheim also doch keinen Elfmeter, es folgten ein paar Pfiffe und Schmähgesänge in Richtung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), später gewann der Meister dennoch mit 3:1.

"In einem Stadion zu erklären, dass die Entscheidung gegen die Heimmannschaft getroffen wird, ist für einen Schiedsrichter eine psychologische Herausforderung", sagte auch Hoffenheims Trainer Christian Ilzer, ansonsten ist die Thematik für Schiedsrichter und Fans aber wohl deutlich interessanter als für die sportlichen Akteure.

"Ich wusste gar nicht, dass es heute zum ersten Mal passieren wird", gab Leverkusens Nationalspieler Jonathan Tah bei DAZN zu: "Ich weiß nicht, ob es uns was bringt oder ob es mehr den Leuten auf der Tribüne was bringt." Auch die Rückmeldungen der übrigen Profis legten nahe: Auf dem Platz war die Durchsage kaum zu hören, die Lautsprecher sind schließlich auf die Tribünen ausgerichtet.

Fünf Spiele waren an diesem Wochenende an dem Pilotprojekt nach Vorbild der US-Football-Liga NFL beteiligt, nur in Leverkusen gab es Anlass zur Durchsage. Bis Saisonende sollen insgesamt 67 Spiele zum Testlauf gehören. Viel Zeit also, um erste Routinen zu entwickeln. "Wir sind ein bisschen früher hier gewesen, haben uns die Zeit genommen, alles zu testen", sagte Braun: "Wir haben aber relativ schnell ein gutes Gefühl gehabt."

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