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ranSicht: Kimmich nicht geimpft? Ein Paradebeispiel von Doppelmoral
- Aktualisiert: 23.10.2021
- 12:11 Uhr
- ran.de
Bayern-Star Joshua Kimmich soll nicht gegen das Coronavirus geimpft sein. Sollte sich diese Schlagzeile als wahr herausstellen, droht dem 26-Jährige ein Glaubwürdigkeits- und Imageproblem. Ein Kommentar von ran-Autorin Carolin Blüchel.
München - "Kimmich nicht geimpft" – es ist eine "Bild"-Schlagzeile wie ein Tritt in die Magengrube, wenn sie denn stimmt. Ausgerechnet Kimmich. Der Vorzeige-Fußballer auf und abseits des Platzes. Der Fan- und Werbe-Liebling.
Das Mentalitätsmonster, das zu Beginn der Pandemie gemeinsam mit Leon Goretzka die beispiellose Aktion "We kick Corona" gründete und über sechs Millionen Euro einsammelte. Er selbst spendete eine Millionen. Um Menschen zu helfen, die unter Corona-Folgen leiden. 500.000 Euro aus dem "We kick Corona"-Topf gingen an Unicef, um die weltgrößte Impfaktion zu unterstützen.
Zurecht wurde das Duo Kimmich/Goretzka für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet: darunter der Fair-Play-Preis des deutschen Sports und die DFB-Fair-Play-Medaille. Und jetzt dieses Foul?
Kimmich droht Imageproblem
Sollte Kimmich wirklich noch nicht geimpft sein, ist das einerseits Privatsache, andererseits ein Paradebeispiel von Doppelmoral. Und für den 26-Jährigen selbst ein Glaubwürdigkeits- und Imageproblem.
Laut gedacht: Was, wenn die Vorbildrolle nicht intrinsisch motiviert ist, sondern ein eine Million teurer PR-Kniff?
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Impfung einziger Weg aus der Pandemie
Um eines klarzustellen: Dass es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, ist gut und richtig. Dass Impfskeptiker trotzdem häufig pauschal an den Pranger gestellt werden, der falsche Weg. Doch die Impfung ist eben auch der einzige zuverlässige Weg aus der Pandemie. Der einzige Weg, nicht nur sich selbst, sondern auch andere bestmöglich vor einer Infektion zu schützen. Wissenschaftlich mehrfach belegt.
"Jeder Einzelne von uns kann dafür sorgen, dass sich das Coronavirus nicht weiter ausbreitet, aber nur gemeinsam können wir unseren Teil zur Gesundung der Gesellschaft beitragen", heißt es beispielsweise auf der Homepage von "We kick Corona".
Zugegeben, der Satz entstand zu einem Zeitpunkt, als es noch keinen Impfstoff gab. Er gilt aber heute mehr als je zuvor.
Solidaritäts-Dilemma
Es dürfte schwierig zu erklären sein, wie man auf der einen Seite die Gesellschaft zur Solidarität animiert. Auf der anderen Seite eigene Solidarität vermissen lässt. Immer vorausgesetzt, dass die Schlagzeile wahr ist – das soll an dieser Stelle bewusst noch einmal betont werden.
Kimmichs aktuelles Schweigen lässt zumindest vermuten, dass dem so sein könnte. Es gibt vorstellbare Gründe, ein Geheimnis aus seinem Impfstatus zu machen. Etwa weil es nicht zum Saubermann-Image passt. Oder weil er einen Glaubwürdigkeitsschaden befürchtet.
Langzeitstudien abwarten
Laut "Bild" heißt es aus Kimmichs Umfeld, er wolle zunächst Langzeitstudien abwarten. Das ist ein durchaus schlüssiges Argument, haben junge Menschen im Falle einer Infektion doch eher selten mit schweren Verläufen zu rechnen.
Das Mindeste wäre jedoch, damit transparent umzugehen, anstatt sich wegzuducken. Denn richtige Vorbilder stellen sich auch dann der Öffentlichkeit, wenn es unbequem wird.
Carolin Blüchel
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