Bundesliga
Union Berlin und die Trennung von Urs Fischer: Es bleibt eine traurige Erkenntnis - ein Kommentar
- Aktualisiert: 15.11.2023
- 13:01 Uhr
- Chris Lugert
Nun ist es also doch passiert: Union Berlin und Urs Fischer trennen sich. Damit zeigt der Klub, dass auch er trotz aller Romantik dann doch den Gesetzmäßigkeiten des Fußballs untersteht. Ein Kommentar.
von Chris Lugert
Am 15. November 2023 ist ein weiteres Stück Fußball-Romantik gestorben. Die Trennung von Union Berlin und Urs Fischer ist die vermutlich traurigste Geschichte der bisherigen Saison, aber sie war alternativlos.
So anders sich der Klub aus Köpenick gerne inszeniert und in vielen Bereichen einfach auch ist, so kann sich Union nicht den Gesetzen des Fußballs entziehen. Dafür gehören auch die "Eisernen" inzwischen zu sehr zum Establishment.
Und die Gesetze bei über zwei Monaten ohne Sieg, bei wettbewerbsübergreifend 13 Niederlagen aus 14 Spielen, sind eindeutig. Dass Union überhaupt so lange am Schweizer festgehalten hat, ist bewundernswert und zeigt, dass sich der Klub der besonderen Wirkung von Fischer auf die jüngste Vereinsgeschichte absolut bewusst ist.
2018 hatte Fischer das Traineramt in Berlin übernommen und in den Folgejahren eine Ära begründet, die es in der Art und Weise der Entwicklung so überhaupt nur selten zuvor gegeben hat.
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Aufstieg in die 1. Bundesliga, Klassenerhalt in der 1. Bundesliga, Qualifikation für die Conference League, Europa League und als Krönung die Teilnahme an der Champions League - was Urs Fischer bei Union Berlin geleistet hat, verdient ein Denkmal. Völlig zu Recht wurde er nach Abschluss der vergangenen Spielzeit zum "Trainer des Jahres" gewählt.
Aber der Fußball ist zu schnelllebig geworden, um auch im großen Misserfolg von diesen Erfolgen zehren zu können. Und der Misserfolg, der Kontrast zu all den Jahren zuvor, hätte bei Union auch kaum größer sein können.
Union Berlins Absturz erforderte Konsequenzen
Die Berliner sind auf dem letzten Tabellenplatz angekommen, die Vereinsführung konnte nicht länger zuschauen, wie der Abstieg in die 2. Liga immer näher rückt. Zumal zuletzt die Fantasie dafür fehlte, wie Fischer das Ruder noch herumreißen kann. Es waren kaum Verbesserungen erkennbar, die Auftritte waren stattdessen immer besorgniserregender.
"Für mich persönlich und sicherlich für die gesamte Union-Familie ist das ein sehr trauriger Moment. Es tut weh, dass es uns nicht gelungen ist, den Negativlauf der letzten Wochen zu durchbrechen", wird Präsident Dirk Zingler in dem offiziellen Statement zitiert.
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Union Berlin und Urs Fischer: Eine Trennung mit Stil
Man kann durchaus davon ausgehen, dass diese Betroffenheit über reinen PR-Sprech hinausgeht und wirklich ernst gemeint ist. Auch die Fans haben bis zuletzt kaum Kritik an Fischer geäußert, in dem Wissen, wo man herkommt. Fischer selbst spricht davon, dass es richtig sei, diese Veränderung jetzt vorzunehmen.
Die Verlautbarung, dass es eine gemeinsame Entscheidung und eine einvernehmliche Trennung gewesen sei, lässt alle Beteiligten sauber aus dieser schwierigen Situation herauskommen. Alle wahren ihr Gesicht - egal, wie es nun wirklich war. Es ist eine Trennung auf hohem Niveau, ohne schmutzige Wäsche.
Und doch muss auch der eingefleischte Union-Fan erkennen, dass Romantik in diesem Geschäft kaum noch Platz hat, selbst im eigenen Verein nicht mehr. Es ist eine traurige Erkenntnis. Aber keine überraschende.