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Veränderte Spielidee bringt die Punkte

Werder auf dem Weg zum Klassenerhalt: Pragmatismus statt Ästhetik

  • Aktualisiert: 11.03.2021
  • 13:38 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images

Mit dem 2:0-Erfolg über Arminia Bielefeld landete der SV Werder Bremen einen enorm wichtigen Dreier im Kampf um den Klassenerhalt. Die Partie steht sinnbildlich für eine Saison, in der Werder nicht durch Offensivspektakel glänzt, aber die Punkte holt. Und deswegen höchstwahrscheinlich auch 2021/22 in der Bundesliga vertreten sein wird.

München - Die Erleichterung war riesig im vergangenen Juli. Mit einem 2:2-Unentschieden im Rückspiel gegen den 1. FC Heidenheim verhinderte der SV Werder Bremen den Gang in die zweite Liga.

"Sorry für diese Scheiß-Saison, aber am Ende sind wir erstklassig", konstatierte Werder-Trainer Florian Kohfeldt im Anschluss an die Rettung in letzter Minute.

Wie schon in der vergangenen Spielzeit ist der Werder-Fußball auch 2020/21 nichts für Feinschmecker. Oftmals präsentieren sich die Hanseaten in der Offensive harmlos, dafür aber defensiv strukturiert und kompakt. Bestes Beispiel: Der jüngste 2:0-Erfolg über Arminia Bielefeld, der den Vorsprung auf Rang 16 auf elf Zähler anwachsen lässt und einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt bedeutet.

"Es war nicht unser bestes Spiel, aber am Ende hat es für die Punkte gereicht. Darauf kam es an. Wir sind sehr froh über die drei Punkte", so Linksverteidiger Ludwig Augustinsson nach der Partie.

Die Aussage des Schweden trifft den Nagel auf den Kopf. Werder spielt keinen attraktiven Ball und dominiert die Gegner keineswegs, was in Anbetracht der Möglichkeiten auch zu viel verlangt wäre. Aber sie holen die Punkte, getreu dem Motto: Pragmatismus statt Ästhetik.

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Defensive Stabilität als Erfolgsrezept

Bereits mehrfach musste sich Kohfeldt in der laufenden Saison für seinen neuen, wesentlich defensiveren Spielstil rechtfertigen. "Ganz ehrlich: Es kann doch keiner erwarten, dass wir hier den Gegner nach Strich und Faden auseinanderspielen. Das ist einfach unrealistisch", stellte der Übungsleiter im November nach einem fußballerisch äußerst dürftigen Remis gegen den 1. FC Köln fest. 

Diese Ausrichtung trägt allerdings Früchte. In der laufenden Runde kassierten die Grün-Weißen nach 24 Spieltagen 33 Gegentreffer, weniger als jede andere Mannschaft aus der unteren Tabellenhälfte. Und sogar weniger als der aktuelle Tabellenführer, der FC Bayern München. Zum Vergleich: 2019/20 waren es zum gleichen Zeitpunkt bereits 53.

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Toprak und Friedl spielen große Rollen

Vor allem zwei Namen stehen dabei sinnbildlich für den Aufschwung der Werder-Abwehr: Ömer Toprak und Marco Friedl. Der ehemalige türkische Nationalspieler, im Sommer 2019 zunächst ausgeliehen und ein Jahr später für 4,5 Millionen Euro fest von Bayer Leverkusen verpflichtet, entwickelte sich im vergangenen halben Jahr immer mehr zum Abwehrchef der Hanseaten.

"Ömer hat das sehr gut wegverteidigt und auch im Spielaufbau seine Qualitäten gezeigt. Das war ein sehr guter Auftritt von ihm", lobte Werder-Sportchef Frank Baumann den 31-Jährigen nach der Hinrunden-Begegnung mit dem FC Bayern München (1:1), einem der besten Auftritte Topraks sowie der gesamten Mannschaft. Auch im weiteren Saisonverlauf überzeugte der Innenverteidiger durch eine starke Zweikampfführung und gutes Stellungsspiel.

Aber nicht nur der zentrale Baustein der von Kohfeldt bevorzugten Dreier-Abwehrkette erlebte in der laufenden Runde eine Leistungssteigerung. Topraks linker Nebenmann, Marco Friedl, hat sich mittlerweile ebenfalls als unverzichtbar erwiesen.

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In allen 24 Bundesliga-Partien stand der 22-Jährige von Beginn an auf dem Rasen und verpasste keine einzige Minute. Im Spielaufbau wirkt der Österreicher mit dem Ball am Fuß ruhiger, defensiv leistet er sich bei weitem nicht mehr so viele Aussetzer wie in der Vorsaison.

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Konkurrenten noch wesentlich schwächer

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Der sichere Platz im Tabellenmittelfeld ist keineswegs ausschließlich auf einen wiedererstarkten SVW zurückzuführen. Dass Baumann, Kohfeldt und Co. für die Saison 2021/22 fast schon mit der Bundesliga-Zugehörigkeit planen können, liegt auch an den schwachen Leistungen der direkten Konkurrenz.

Auf Schalke erlebt man eine Saison zum Vergessen, die Mainzer haben sich nach einer desaströsen ersten Saisonhälfte erst in der Rückrunde gefangen. Bei Hertha BSC hinkt man den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher, Bielefeld erzielt zu wenig Tore und beim 1. FC Köln mangelt es an der Konstanz.

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Für die Sorgen und Probleme der anderen Klubs kann Werder Bremen natürlich nichts. Die Schwächen der Konkurrenz müssen aber auch ausgenutzt werden - wie am Mittwochabend. 26 Torschüsse zählte die Statistik für Bielefeld, nur fünf für Werder. "Werder war gnadenlos effektiv und wir haben diese Qualität vermissen lassen", stellte Arminia-Coach Frank Kramer ernüchtert fest.

Dem hatte auch Kohfeldt nichts entgegenzusetzen: "Mit Ball war das einfach schlecht. Ich habe es schon 100 Mal gesagt, ich würde total gerne anderen Fußball spielen, aber als Trainer ist es die höchste Pflicht, eine Mannschaft so einzustellen, dass sie Punkte sammelt. Das haben wir in dieser Saison bislang konstant getan."

Dafür rückte er auch von seiner Idee des ballbesitzlastigen und schönen Offensivfußballs ab und impfte seinen Schützlingen einen defensiveren Ansatz ein. Der aktuelle Erfolg gibt ihm recht.

Und dürfte verhindern, dass Fans und Verein ein ähnliches Drama über sich ergehen lassen müssen wie in der Vorsaison. 

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