ran checkt die Bundesliga
Werder Bremen im ran-Check: Den Fast-Abstieg vergessen machen
- Aktualisiert: 31.08.2020
- 10:03 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Vor dem Start der Bundesliga-Saison 2020/21 nimmt ran.de die 18 Teams unter die Lupe. Diesmal: der SV Werder Bremen.
München - Der SV Werder Bremen träumte von Europa, entging aber nur knapp dem Abstieg in die 2. Bundesliga. Lediglich aufgrund der Auswärtstor-Regelung setzte sich die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Heidenheim durch.
In der Saison 2020 /2021 möchte sich der Verein vom Abstiegskampf distanzieren. Ex-Manager Willi Lemke warnt allerdings in der "Sport Bild": "Wir stehen vor der schwierigsten Saison seit dem Wiederaufstieg 1981."
Die Probleme: Werder sind finanziell die Hände gebunden und der Klub muss sich hinsichtlich des wohl aus finanziellen Gründen notwendigen Verkaufs von Star Milot Rashica auf eine Hängepartie einstellen.
Das ist neu
Trainer Florian Kohfeldt scheint in Bremen zwar unantastbar zu sein. Dafür aber wurde das Trainerteam um ihn herum umgestellt, um neue Impulse zu setzen.
Neu dabei ist der Österreicher Danijel Zenkovic, der als Co-Trainer mit dem österreichischen Erstligisten Hartberg überraschend den Sprung in die Europa-League-Quali schaffte. Ex-Profi Clemens Fritz unterstützt die Mannschaft zudem als "Leiter Profifußball". Und auch die medizinische Abteilung wurde umstrukturiert.
Der Kader wurde unter anderem verstärkt mit dem 20-jährigen Linksverteidiger Felix Agu (VfL Osnabrück), dem defensiven Mittelfeldspieler Patrick Erras (1. FC Nürnberg) und dem 20-jährigen Flügelspieler Tahith Chong (Manchester United). der per Leihe kam.
Den Verein verlassen haben dafür erfahrene Spieler wie Nuri Sahin, Fin Bartels, Claudio Pizarro oder Philipp Bargfrede.
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Das macht Mut
Die Bremer haben in der Schlussphase der Saison phasenweise bewiesen, dass sie über mehr Qualität verfügen als ein typischer Abstiegskandidat. Zudem litten die Grün-Weißen vergangene Saison unter einem unfassbaren Verletzungspech. Bleiben sie diesmal davon verschont, haben sie einen Kader, der zumindest Bundesliga-Durchschnitt ist.
Nachdem Mittelstürmer Niclas Füllkrug den Großteil der vergangenen Saison verpasst hat, kann er nun eine komplette Saisonvorbereitung mit der Mannschaft absolvieren. Bleibt er fit, hat Werder den dringend benötigten treffsicheren Strafraum-Stürmer.
Das bereitet Sorgen
Sorgen bereitet vor allem das fehlende Geld. Dabei benötigen die Hanseaten dringend noch einen gestandenen Profi für die Sechser-Position. Doch dafür braucht es eben erst Einnahmen über Verkäufe, die sich nicht unbedingt anbahnen. Kandidaten wie Davy Klaassen, Maximilian Eggestein und Ludwig Augustinsson haben sich bereits zu einem Verbleib bekannt - was natürlich alles andere als schlecht ist.
Die Kaufverpflichtungen haben die Situation verschärft. Aufgrund des Klassenerhalts musste Werder elf Millionen Euro Ablöse für Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt und Innenverteidiger Ömer Toprak zahlen. Zwei Spieler also, die leihweise bereits vergangene Saison für Werder aktiv waren und den Beinahe-Absturz nicht verhindern konnten.
Und im kommenden Sommer "droht" der nächste Nachschlag: Sollte Bremen auch kommende Saison den Klassenerhalt schaffen, ist eine zweistellige Millionen-Ablöse für Leihspieler Davie Selke an Hertha BSC zu zahlen. Ein happiger Betrag für einen Spieler, der in der vergangenen Saison in 30 Bundesligaspielen nur ein Tor erzielte und in den entscheidenden Wochen gar nicht mehr eingesetzt wurde.
Diese Ausgaben muss Werder einplanen - was zusätzlich dafür sorgt, dass dem Verein auf dem Transfermarkt kaum Geld zur Verfügung steht. Sportchef Frank Baumann kündigte bereits an, dass nur ablösefreie Transfers drin seien - unabhängig von weiteren Einnahmen. Dabei gäbe es auf mehreren Positionen Handlungsbedarf. So hinterließ die Verteidigung in der vergangenen Saison einen erschreckend schwachen Eindruck und ließ 69 Gegentore zu - nur Paderborn war noch anfälliger.
Darauf kommt es an
Einfach ausgedrückt: All die Spieler, die vergangene Saison in einem Leistungstief steckten, müssen ihr Potential wieder ausschöpfen. Akteure wie die beiden Mittelmotoren Maxi Eggestein oder Klaassen können der Mannschaft Stabilität geben, wenn sie an ihre Leistungen aus der Saison 2018/2019 anknüpfen.
Daneben sollten die jungen Zugänge möglichst schnell echte Optionen für die Startelf sein. Zumindest Erras und Chong hätten nach aktuellem Stand durchaus Chancen, am 1. Spieltag zu beginnen. Aber auch Agu und der nach Leihe vom KFC Uerdingen zurückgekehrte Jean Manuel Mbom bewiesen bereits, dass mit ihnen zu rechnen ist. Noch einen Schritt weiter scheint Romano Schmid zu sein, der nach anderthalbjähriger Leihe zum Wolfsberger AC eine echte Verstärkung für die Kreativabteilung zu sein scheint.
Das sagen die Verantwortlichen
Baumann ist um Optimismus bemüht. "Wir müssen beweisen, dass die abgelaufene Saison eine Ausnahme war. In den drei Jahren davor sind wir in Bereichen gelandet, wo wir hingehören. Das müssen wir zukünftig wieder zeigen, auch wenn der Wettbewerb deutlich härter geworden ist."
Zur Erinnerung: Werder landete in den drei Spielzeiten zuvor auf den Plätzen 8, 11 und 8.
Geschäftsführer Klaus Filbry sagt gegenüber der "Deichstube": "Auch als guter Mittelstandsklub können wir eine außergewöhnliche Saison spielen. Das haben wir 2018/19 mit dem achten Platz gezeigt. Dafür muss aber alles passen."
So läuft die Saison
An den ersten sieben Spieltagen trifft der Verein ausschließlich auf Mannschaften, die in der vergangenen Saison nicht in den Top 5 landeten. Das bietet die Möglichkeit, früh Punkte anzusammeln. Mit einem ordentlichen Saisonstart und einem nicht allzu großen Verletzungspech kann Bremen den Grundstein legen, um im gesicherten Mittelfeld zu landen.
Der ehemalige Werder-Spieler Ivan Klasnic sagt im Gespräch mit ran.de: "Ich erwarte, dass die Mannschaft besser spielt als letztes Jahr. Ich glaube, sie werden die letzte Saison vergessen und mit den Neuzugängen eine ordentliche Saison spielen. Wo sie tabellarisch landen, kann man schwer voraussagen. Aber ich bin guten Mutes, dass man diese Saison nicht zittern muss."
Was der Grund für sein Optimismus ist? "Der Verein weiß, welche Fehler gemacht wurden und hat diese bestmöglich ausgebessert. Dass der Verein stets hinter Florian Kohfeldt stand, begrüße ich. Nun muss er beweisen, mit der Mannschaft Erfolg haben zu können. Von Europa sollte man allerdings erst einmal nicht mehr träumen."
Oliver Jensen
Infos zu Werder Bremen
Voraussichtliche Aufstellung: Pavlenka – Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Friedl - Erras - Chong, M. Eggestein, Klaasen, Rashica - Füllkrug
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