Zehn Jahre nach dem 5:2-Sieg bei Inter Mailand: Das wurde aus Schalkes Helden von 2011
Zehn Jahre nach dem 5:2-Sieg bei Inter: Das wurde aus Schalkes Champions-League-Helden von 2011
Am 5. April 2011 sorgte der FC Schalke 04 im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals beim damaligen Titelverteidiger Inter Mailand für eine Sensation. Die Gelsenkirchener siegten im San Siro nach einer Gala-Vorstellung mit 5:2. ran.de zeigt exakt zehn Jahre danach, was aus den damaligen Schalker Champions-League-Helden (Startelf, Joker und Trainer) wurde. (Stand: 5. April 2021)
Tor - Manuel Neuer
Für den heutigen Weltmeister und Bayern-Torhüter Manuel Neuer war der 5:2-Triumph in Mailand einer der letzten großen Erfolge im Trikot von S04. Wenige Monate später wechselte der damals 25-Jährige nach München und setzte dort seinen Weg zum besten Torhüter der Welt fort. Mittlerweile ist Neuer bei den Bayern Kapitän, obwohl der Ur-Schalker zunächst von Teilen der Fans angefeindet wurde ("Koan Neuer"). Für Schalke bestritt der gebürtige Gelsenkirchener 203 Pflichtspiele. "Auswärts fünf Tore bei Inter Mailand - sowas habe ich noch nie erlebt. Jetzt feiern wir mit Apfelschorle und Wasser", sagte Neuer am 5. April 2011 nach Schlusspfiff im San Siro. Er konnte letztlich auch locker wegstecken, dass Inters Dejan Stankovic nach exakt 25,54 Sekunden aus 51 Metern zur zwischenzeitlichen Führung für die Mailänder traf.
Abwehr - Atsuto Uchida
Der Japaner Atsuto Uchida kam 2010 als einer der vielen Spieler unter Felix Magath nach Gelsenkirchen und der damalige No-Name blieb als einer der wenigen Magath-Transfer langfristig auf Schalke. Bis 2017 lief der Rechtsverteidiger für den Bundesligisten auf und stand auch in Mailand in der Startelf. Insgesamt bestritt Uchida 153 Pflichtspiele für Schalke, wechselte 2017 innerhalb Deutschlands zu Union Berlin. Danach kehrte der Japaner in seine Heimat zurück, wo er für die Kashima Antlers kickte. Mit 32 Jahren beendete der 72-malige Nationalspieler im Sommer 2020 seine Laufbahn.
Abwehr - Joel Matip
Die Schalker überraschten mit ihrer Aufstellung nicht nur Inter Mailand, sondern auch viele Fachleute. Mit Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos vertrauten Coach Ralf Rangnick auf gleich zwei Teenager - bei beiden Entscheidungen lag der Trainer goldrichtig. Eigengewächs Matip erzielte in der 17. Minute den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich für Schalke. 2016 wechselte Matip nach England zum FC Liverpool. Nach dem DFB-Pokal-Titel 2011 holte Matip mittlerweile mit den "Reds" um Trainer Jürgen Klopp den Champions-League-Titel und gewann die FIFA-Klub-WM. Im Oktober 2019 verlängerte der gebürtige Bochumer vorzeitig bis 2024 beim FC Liverpool. Bitter für Schalke: Wie andere Talente auch, mussten die Gelsenkirchener Matip einst ablösefrei ziehen lassen. Für den Bundesligisten bestritt Matip 258 Pflichtspiele.
Abwehr - Benedikt Höwedes
Auch der zweite Schalker Innenverteidiger bei der 5:2-Gala von Mailand war ein Eigengewächs: Benedikt Höwedes. Für den damals 23-Jährigen war das Spiel in Mailand eines seiner ersten internationalen Highlights, gut drei Jahre später gehörte der Innenverteidiger dann zum deutschen Weltmeister-Team von Rio. In weiterer Folge stieg Höwedes auf Schalke zum Kapitän und Führungsspieler auf, bis Domenico Tedesco sein Trainer wurde. Der heutige S04-Ex-Coach sortierte den Weltmeister 2017 doch etwas überraschend aus und nach einer Leihe zu Juventus Turin wechselte Höwedes 2018 zu Lok Moskau. Im Januar 2020 verhandelte Höwedes mit dem 1. FC Köln über eine Rückkehr in die Bundesliga, es kam jedoch zu keiner Einigung. Im Sommer 2020 beendete Höwedes etwas überraschend seine Laufbahn, danach war der 33-Jährige zuletzt TV-Experte bei "Sky".
Abwehr - Hans Sarpei
Linksverteidiger Hans Sarpei war am 5. April 2011 mit 34 Jahren der älteste Spieler in Schalkes Anfangsformation von Mailand. Der Routinier kam im Sommer 2010 von Leverkusen nach Gelsenkirchen und es sollte die letzte Profi-Station für den einstigen Nationalspieler Ghanas werden. Zusammen mit seinen Abwehr-Kollegen hatte Sarpei die damalige Inter-Offensivabteilung um Wesley Sneijder, Samuel Eto'o und Diego Milito gut im Griff. Nach dem Karrierende 2012 versuchte sich Sarpei als Trainer bei TuS Haltern, fast schon legendär ist aber seine Fußball-Sendung "Das T steht für Coach". Dabei trainiert der 44-Jährige für kurze Zeit deutsche Amateur-Teams.
Mittelfeld - Jose Manuel Jurado
Während Sarpei seine Laufbahn schon vor einigen Jahren beendete, kickt der Spanier Jose Manuel Jurado immer noch. Der frühere Schalker Sechser wechselte 2010 für kolportierte elf Millionen Euro Ablöse von Atletico Madrid nach Gelsenkirchen und konnte dort auch zwischenzeitlich seine spielerische Klasse einbringen. So bereitete Jurado in Mailand den vierten Schalker Treffer vor, den Ball beförderte Inters Andrea Ranocchia in der 57. Minute ins eigene Tor. Nach zwei Jahren und 72 Pflichtspiel-Einsätzen zog Jurado weiter zu Spartak Moskau und über Watford, Espanyol Barcelona, Al-Ahli Dschidda (Saudi-Arabien) sowie Changchun Yatai (China) zog es den mittlerweile 33-Jährigen im Sommer 2019 erneut zurück nach Spanien, zum FC Cadiz. Den damaligen Zweitligisten führte Jurado mit zum Aufstieg, danach musste er aber gehen und seitdem ist der 34-Jährige vereinslos.
Mittelfeld - Kyriakos Papadopoulos
Von regelmäßigen Einsätzen kann das einstige Schalker Juwel Kyriakos Papadopoulos derzeit ebenfalls nur träumen. Beim Zweitligisten Hamburger SV ist der 29-Jährige komplett außen vor und wird den Klub ziemlich sicher mit Saisonende verlassen, wenn der Vertrag des Griechen ausläuft. Dabei begann das einstige Top-Talent seinen Weg in der Bundesliga so beeindruckend, wurde durch seine kompromisslose Art zum Fan-Liebling auf Schalke. Verletzungen brachten die Karriere von Papadopoulos in den letzten Jahren dann aber deutlich ins Stocken, so wanderte er von Leverkusen über Leipzig zum HSV weiter. Dort lief sein Kontrakt im Sommer 2020 aus und mittlerweile kickt der Routinier in Kroatien beim Hauptstadtklub Lokomotiva Zagreb.
Mittelfeld - Jefferson Farfan
Als Benedikt Höwedes zu Lok Moskau kam, war mit dem Peruaner Jefferson Farfan schon ein alter Bekannter beim Klub. Der Flügelflitzer und der deutsche Weltmeister standen einst dutzende Male für Schalke gemeinsam auf dem Platz, unter anderem auch beim 5:2 in Mailand. Obwohl er damals selbst kein Tor erzielen konnte, trug der Offensivmann wesentlich zum S04-Erfolg im San Siro bei. In der 53. Minute bereitete Farfan den Treffer zum 3:2 für die Gäste vor - es war die erstmalige Führung in diesem legendären Spiel. Insgesamt spielte Farfan von 2008 bis 2015 für die Knappen (228 Spiele, 53 Tore, 69 Vorlagen), ehe der Südamerikaner in die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft wurde. Danach ging es nach Russland zu Lok Moskau, wo er mit S04-Kumpel Höwedes wieder vereint war. Erst kürzlich zog es den 36-jährigen Farfan zurück nach Peru zu Alianza Lima. Dort begann einst auch Farfans Karriere.
Mittelfeld - Alexander Baumjohann
Den früheren Schalker Jugendspieler Alexander Baumjohann holte der Klub aus Gelsenkirchen Anfang 2010 zurück, damals kickte der begnadete Spielmacher beim FC Bayern bzw. fristete dort ein Dasein als Ersatzspieler. Das Spiel am 5. April 2011 in Mailand blieb bis heute als eines der besten von Baumjohann in Erinnerung, der damals 24-Jährige bereitete immerhin zwei Tore vor. Dennoch konnte sich der Mittelfeldspieler bei Schalke auf Dauer nicht durchsetzen, weshalb er den Klub im Sommer 2012 in Richtung Kaiserslautern verließ. Danach ging es weiter zu Hertha BSC und mittlerweile hat es den 34-Jährigen über Brasilien nach Australien verschlagen. Dort spielt Baumjohann für Sydney FC, zuvor lief der Routinier in derselben Stadt für die Western Sydney Wanderers auf.
Angriff - Edu
Für Schalkes damaligen Stürmer Edu war der Abend des 5. April 2011 ziemlich sicher das absolute Karriere-Highlight. Während der zum Stürmer umfunktionierte Brasilianer ansonsten nicht unbedingt für Torgefahr stand (nur sieben Treffer bei 57 Pflichtspiel-Einsätzen für Schalke), traf er im San Siro doppelt und war damit ein Hauptverantwortlicher für die Sensation. Edu, der zuvor in Deutschland für den VfL Bochum, Mainz und Fürth spielte und von den Schalkern aus Südkorea zurückgeholt wurde, traf zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich und später noch zum 5:2-Endstand. Bis 2013 stand Edu in weiterer Folge bei den Knappen unter Vertrag, danach spielte er bis zum Karriereende 2018 in Asien für verschiedene Klubs in China, Südkorea und Japan.
Angriff - Raul
Champions League, Viertelfinale, Mailand. Was für Schalke wie ein absolutes Highlight klang und letztlich auch wurde, war für den spanischen Torjäger Raul quasi Business as usual. Der frühere Real-Star war diese großen Kulissen gewohnt und so war es nicht verwunderlich, dass der 33-Jährige im April 2011 performte. Der damalige Neuzugang traf nach der Pause zur 3:2-Führung und leitete damit die Schalke-Sensation ein. Insgesamt waren die zwei Raul-Jahre in Gelsenkirchen ebenfalls eine Sensation, denn der technisch so starke Ex-Nationalspieler zeigte, dass er im Herbst seiner Karriere immer noch zu Topleistungen im Stande war. In 98 Pflichtspielen traf Raul 40 Mal für die Gelsenkirchener, danach setzte er seine Laufbahn in Katar (Al Sadd Sports Club) bzw. den USA (Cosmos New York) fort. Mittlerweile ist der 43-Jährige Trainer, betreut die zweite Mannschaft von Real Madrid.
Lukas Schmitz (in der 75. Minute eingewechselt)
Eine Viertelstunde vor dem Spielende reagierte Trainer Ralf Rangnick (re.) in Mailand das erste Mal und brachte Lukas Schmitz (li.) als Joker ins Spiel. 70 Mal durfte der Außenverteidiger insgesamt für die Schalker Profis ran, 2011 wechselte Schmitz zu Werder Bremen und von 2014 bis 2018 lief er für Fortuna Düsseldorf auf. Nach dem Aufstieg der Fortuna bekam Schmitz keinen neuen Vertrag und so wechselte er nach Österreich zum Wolfsberger AC, wo er noch einmal bei einer Sensation mit auf dem Platz stehen durfte. Beim 4:0-Sieg der Kärntner in der Europa League bei Borussia Mönchengladbach verteidigte der 32-Jährige links in der Viererkette. Mittlerweile zog der Routinier weiter in die Niederlande zu VVV Venlo.
Julian Draxler (in der 83. Minute eingewechselt)
Mit Papadopoulos und Matip standen schon zwei Teenager bei den Schalkern auf dem Platz, da brachten die Gäste aus dem Pott mit Julian Draxler noch einen 17-Jährigen als Joker. Beim Stand von 5:2 durfte der spätere Weltmeister die letzten sieben Minuten auf dem Platz verbringen. Bis 2015 blieb das Eigengewächs Schalke treu, lief 170 Mal für die Knappen auf (30 Tore, 29 Vorlagen), danach ging es zunächst innerhalb der Bundesliga zum VfL Wolfsburg. Seit Januar 2017 spielt der 27-jährige Gladbecker nun aber schon in Frankreich für Paris St. Germain. Im Star-Ensemble findet sich Draxler oft auf der Bank wieder, sein Vertrag läuft noch bis Ende Juni 2021.
Ali Karimi (in der 87. Minute eingewechselt)
Der Iraner Ali Karimi, den Felix Magath schon aus seiner Zeit beim FC Bayern München kannte, kam Anfang 2011 aus der Heimat zurück nach Deutschland. Nachdem Magath gefeuert wurde, war der damalige Nationalspieler unter Nachfolger Ralf Rangnick kaum noch im Einsatz. Aber: In Mailand durfte der Mittelfeldspieler immerhin noch für drei Minuten ran und war somit Teil der Sensationsmannschaft, die Inter überraschend mit 5:2 in die Knie zwang. Im Sommer 2011 war Karimi dann bei Schalke auch schon wieder Geschichte und setzte seine Laufbahn im Iran fort. Mittlerweile hat der 42-Jährige seine Karriere längst beendet und versucht sich als Trainer - derzeit ist Karimi aber ohne Verein.
Trainer - Ralf Rangnick
Der Mastermind hinter Schalkes Sensation war Trainer Ralf Rangnick, der eine sehr mutige Aufstellung wählte. ""Wir haben vor dem Spiel eine offensive Aufstellung gewählt, und das haben wir bewusst getan, weil wir wussten, dass wir hier nicht nur defensiv spielen durften", sagte er nach Spielschluss. Auch im Rückspiel behielten die Schalker mit 2:1 die Oberhand, ehe im Halbfinale gegen Manchester United Endstation war (0:2, 1:4). Nach der Champions-League-Sensation gegen Inter konnten Rangnick und S04 am Saisonende 2011 immerhin über den DFB-Pokal-Titel jubeln. Im September 2011 musste Rangnick aufgrund einer Burnout-Erkrankung die Reißleine ziehen und verabschiedete sich aus Gelsenkirchen. Später führte der 62-Jährige RB Leipzig als Sportdirektor bzw. Übergangstrainer von der Regionalliga bis ins Spitzenfeld der Bundesliga, war zudem Sportdirektor von Red Bull Salzburg. Kürzlich wollte Schalke Rangnick für den Neuaufbau zurückholen, dieser winkte nach ersten Gesprächen ab. Zudem ist Rangnick ein Kandidat für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw.