Champions League
Emre Can: Der harte Arbeiter als Gesicht des "neuen" BVB
- Aktualisiert: 16.02.2023
- 13:57 Uhr
- ran.de
Der BVB überzeugt im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Chelsea durch Mentalität, Kampf und Einsatz. Kaum ein Spieler verkörpert diese Attribute des "neuen" BVB so sehr wie Emre Can.
Von Christoph Gailer
Chelsea drückte, drängte, doch der BVB hielt allen Anstürmen der Londoner stand.
Beim 1:0-Sieg Borussia Dortmunds im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen das Topteam aus der Premier League konnten sich die BVB-Stars nicht nur auf ihre spielerische Klasse verlassen, sondern setzten vor allem in der heißen Schlussphase auf Tugenden wie Mentalität, Kampf und Einsatz. Attribute, die gerade den Dortmundern vor nicht allzu langer Zeit immer wieder aberkannt wurden.
Can als Verkörperung lang ersehnter BVB-Tugenden
Zu oft gab es in der Vergangenheit in schwierigen Momenten teils entscheidende Rückschläge für die Elf von Coach Terzic. Aber nicht so 2023. Der "neue" BVB steht mittlerweile sogar für genau diese Tugenden, die der Mannschaft besonders im Titelrennen mit dem Dauerrivalen FC Bayern München in der Vergangenheit regelmäßig aberkannt wurden - und ganz besonders verkörpert diese Emre Can.
Der 29-Jährige war beim Sieg gegen Chelsea einmal mehr ein wichtiger Akteur für den BVB, warf sich leidenschaftlich in die Zweikämpfe und war zudem Retter in höchster Not. In der 78. Minute klärte er den Ball für seinen bereits geschlagenen Keeper Gregor Kobel auf der Linie und verhinderte somit den Ausgleich.
"Ich habe gesehen, dass 'Greg' wieder Weltklasse gehalten hat und versucht, mich reinzuwerfen, den Ball damit zu klären. Hat geklappt. Schön, dass der Ball nicht reingegangen ist", analysierte Can seine Rettungsaktion bei "DAZN" recht trocken. Mittlerweile ist Can in Schlüsselmomenten mittendrin beim BVB - im Herbst saß er in solchen noch recht regelmäßig auf der Bank, im Sommer 2022 galt er sogar als möglicher Verkaufskandidat.
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Ehrliche Selbstkritik: "Habe mich ein bisschen runterziehen lassen"
Im vergangenen Herbst stand der Nationalspieler dann auch in keiner einzigen Bundesliga-Partie über 90 Minuten auf dem Platz. Umso mehr stand der gebürtige Frankfurter dafür in der Kritik, schließlich erwarteten sich Verantwortliche und Fans des BVB viel mehr vom einst 25 Millionen Euro teuren Neuzugang. Doch die Vergangenheit und die damit vielleicht verbundenen, negativen Gefühle sind für den 31-maligen Nationalspieler mittlerweile abgehakt. Ebenso die verpasste WM-Endrunde in Katar.
Für 2023 nahm sich Can stattdessen ganz bewusst einen sportlichen Neustart vor. "Ich habe gesagt: 'Egal was ist, Emre: Du gibst Gas, egal ob du spielst oder nicht spielst'", erklärte der Routinier seinen sportlichen Vorsatz für 2023 und gestand selbstkritisch ein, dass er mit der Reservistenrolle und der damit verbundenen Kritik im Herbst einige Probleme hatte: "In der ersten Saisonhälfte war es nicht immer einfach für mich. Ich habe mich ein bisschen runterziehen lassen davon."
Can: "Kämpfen kann man immer"
Bislang kann man den sportlichen Neustart Cans durchaus als gelungen ansehen. Nachdem er das erste Bundesliga-Spiel 2023 gegen Augsburg noch wegen muskulärer Probleme verpasste, stand er anschließend immer in der BVB-Startelf.
Und die Bilanz spricht klar für den defensiven Mittelfeldspieler, der im Dortmunder Spiel die Rolle als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive verkörpert und noch bis 2024 unter Vertrag steht. Immerhin marschierte der BVB rund um Can seit Jahresbeginn zu sieben Pflichtspiel-Siegen in Folge.
Das Besondere, weil neue Element dabei: Die BVB-Erfolge waren nicht immer glanzvoll, sondern auch mal hart erarbeitet. "Dass wir die engen Spiele in der Vergangenheit oft verloren haben und jetzt gewinnen, kommt nicht nur durch Glück, sondern von harter Arbeit. Das wird am Ende belohnt", ist sich Can sicher.
"Es kann immer mal passieren, dass wir nicht gut spielen und es nicht läuft, aber kämpfen kann man immer. Genau das machen wir im Moment", erklärte Can, der seiner Reservistenrolle in Dortmund entfliehen konnte und immer mehr in eine Führungsrolle hineinzuwachsen scheint.
So legte er nach dem "glücklicher Sieg in einem ganz schweren Spiel" gegen Chelsea auch direkt den Finger in die Wunde: "Es war heute nicht alles gut. Die Restverteidigung war nicht optimal. Das können und müssen wir im Rückspiel besser machen."