Champions League
FC Bayern gegen Inter Mailand: Vincent Kompany verpatzt das Müller-Momentum
- Veröffentlicht: 09.04.2025
- 16:04 Uhr
- Martin Volkmar
Die (zu) späte Einwechslung von Thomas Müller gegen Inter Mailand war ein Fehler von Vincent Kompany, der mitentscheidend für ein Champions-League-K.o. werden könnte. Eine Analyse.
Vom FC Bayern berichtet Martin Volkmar
Das Warten auf Thomas Müller scheint zum Normalzustand beim FC Bayern zu werden.
Erst musste die Öffentlichkeit monatelang warten, ehe die Entscheidung über die Zukunft des Routiniers endlich feststand.
Dann mussten sich die Fans am Dienstagabend gegen Inter Mailand bis zur 74. Minute gedulden, ehe der Publikumsliebling unter frenetischem Jubel ins Spiel kam.
Und schließlich warteten auch die Journalisten bis nach Mitternacht, ehe Müller nach der Dopingkontrolle als letzter Bayern-Profi und mit einem Stück Pizza in der Hand Rede und Antwort stehen konnte.
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Die letzte Verzögerung war nicht zu ändern, die anderen beiden hätten sich aber vermeiden lassen – und beide Seiten davon profitiert.
Die monatelange Hängepartie mit der sehr späten Entscheidung, den Vertrag mit dem 35-Jährigen entgegen seines erklärten Wunsches nicht zu verlängern, war unnötig und vom Ablauf her teilweise auch unwürdig.
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Thomas Müller: Kompany macht einen Fehler
Und die (zu) späte Einwechslung gegen Inter war ein Fehler von Vincent Kompany, der nach dem 1:2 im Hinspiel mitentscheidend für ein Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale werden könnte.
Der seit seinem Dienstantritt von Führung wie Mannschaft so oft gelobte Trainer verpasste leichtfertig die große Chance, das Müller-Momentum zu nutzen.
Denn nach seiner Ausmusterung zum Saisonende war nicht nur Müller heiß, es nochmal auf der ganz großen Bühne allen zu zeigen.
Auch das Publikum wartete sehnsüchtig auf das langjährige FCB-Idol, der bei seiner Einwechslung für einen Stimmungsumschwung in der trotz des 0:1-Rückstands fast schon lethargischen Allianz Arena sorgte.
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Guerreiro statt Müller: Dafür gab es gute Gründe
Trotzdem gab es gute Gründe, Müller zunächst auf die Bank zu setzen und Raphael Guerreiro anstelle des verletzten Jamal Musiala in die Startelf zu befördern.
Denn der Portugiese hatte auf dieser Position zuletzt gegen Bochum mit zwei Toren überzeugt und ist für Kompanys Tempo-Fußball auch (etwas) besser geeignet als der zunehmend langsamere "Oldie".
Hätte Müller nicht von Beginn an gezündet, wäre der Effekt seines Comebacks in der Anfangsformation vermutlich schnell verpufft.
Selbst der Edelreservist wies hinterher darauf hin, dass es gegen Inter nicht um Folklore oder ein persönliches Abschiedsspiel, sondern um den Einzug ins Halbfinale ging.
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FC Bayern: Kompany wechselt erneut zu spät
Was man Kompany aber vorwerfen kann: Nicht zum ersten Mal reagierte der Belgier zu spät, um der Partie mit neuen Kräften noch eine Wende zu geben.
Nach der starken Anfangsphase inklusive Pfostenschuss von Harry Kane bauten die Münchner deutlich ab, auch nach dem Wechsel war von der Offensive kaum noch etwas zu sehen.
Es hätte also viele gute Gründe gegeben, die indisponierten Guerreiro und Leroy Sane schon viel früher runterzunehmen, statt bis zur Schlussviertelstunde zu warten.
Müller beweist, was er Bayern noch geben kann
Hier zeigte sich erneut Kompanys Misstrauen in seine Ersatzleute, allen voran Müller, mit dem er ja offenbar selbst bei einer Verlängerung kaum mehr geplant hätte.
Dabei bewies Bayerns Rekordspieler dann in wenigen Minuten, wie viel er der Mannschaft an guten Tagen immer noch geben kann, nicht nur wegen seines umjubelten Treffers zum 1:1.
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Müller pushte seine Mitspieler, aber vor allem auch das wieder erwachte Stadion. In den wenigen Minuten bis zum bitteren 1:2 hatten die Gastgeber den bis dahin so abgezockten italienischen Meister am Rande der Niederlage.
Kann Kompany über seinen Schatten springen?
Man darf gespannt sein, ob Kompany daraus die richtigen Lehren zieht und im Rückspiel am kommenden Mittwoch über seinen Schatten springen wird.
Nicht, um Müller einen Gefallen zu tun.
Sondern, um die kleine Chance aufs "Finale dahoam" noch am Leben zu halten.