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Champions League

FC Bayern München: Kahn und Salihamidzic ohne "Abteilung Attacke"! Geht das gut?

  • Aktualisiert: 18.04.2023
  • 22:18 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images

In schweren Zeiten war es beim FC Bayern München einst üblich, dass sich die Bosse wortgewaltig vor die Mikrofone stellten und die Spieler in die Pflicht nehmen. Aktuell ist das vollkommen anders, doch Trainer Thomas Tuchel gefällt sich in der Rolle als alleiniger Mahner. Kann das gut gehen?

Vom FC Bayern berichtet Stefan Kumberger

Die Geschichte des Rekordmeisters ist reich an Wutreden und Schimpftiraden. Emotionen prägten stets die Arbeit an der Säbener Straße. Gerade Uli Hoeneß begab sich in prekären Situationen gerne in die sogenannte "Mixed Zone", also jenen Bereich, in dem die Protagonisten auf die Reporterinnen und Reporter treffen.

"Regierungserklärung" nannten viele Journalisten das dann immer scherzhaft und am Ende waren alle zufrieden. Hoeneß hatte sich Luft gemacht, seine Spieler sensibilisiert und die Medien hatten ihr Thema.

Doch in diesem Punkt hat der FC Bayern eine echte Zeitenwende erlebt. Sportvorstand Hasan Salihamidzic – und vor allem der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn – pflegen einen anderen Stil.

Weit weniger emotional, vielleicht durchdachter. Aber ist das clever?

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Bayern-Bosse Kahn und Salihamidzic schonen die Mannschaft

Fakt ist: Sie scheinen die Spieler verbal mehr zu schonen, als das Klub-Granden wie Hoeneß, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge zu tun pflegten.

Wo der "Kaiser" über eine Mannschaft schimpfte, die wie die "Uwe-Seeler-Traditionself" auftrete und Uli Hoeneß legendäre Zitate a la "Wir spielen einen schönen Scheißdreck" in die Welt setzte, tun sich die aktuellen Bosse noch schwer damit, klare Kante zu zeigen.

Selbst in der offiziellen Pressemitteilung zur Entlassung von Julian Nagelsmann suchte man den eigentlich obligatorischen Passus, dass "nun die Mannschaft gefordert" sei, nicht. Bei der Trennung von Carlo Ancelotti war das anders.

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FC Bayern: Ex-Spieler vermissen "Abteilung Attacke"

Baustellen, um sich öffentlich zu positionieren, gäbe es eigentlich zu Genüge.

"Mane, Sane, der Torwarttrainer wurde entlassen, der Maulwurf erst bei Nagelsmann und jetzt wieder in Manchester... Da müssen die Verantwortlichen mal kommunizieren", sagte Lothar Matthäus am Samstag beim Bezahlsender "Sky".

Und Ex-Bayern-Star Thomas Helmer betonte im "Münchner Merkur", dass er sich nach einem Spiel wie gegen Hoffenheim (1:1) auch von einem Oliver Kahn ein bisschen "Abteilung Attacke" wünsche. "Er muss sich hinstellen und sprechen. Das muss Oli auch machen. Das ist sein Job!", so Helmer.

Der so Gescholtene zog es derweil vor, sich mit einem eher nichtssagenden Tweet zu Wort zu melden. Eigentor Kahn.

Hasan Salihamidzic suchte nach der Partie gegen die TSG gar den Weg durch die Hintertür und gab keine Interviews. Eigentor Brazzo.

FC Bayern München: Tuchel ist alleiniger "Außenminister"

Und so blieb es an Trainer Thomas Tuchel, die – wie er sagte – "emotionslose und langsame" Leistung seiner Spieler zu erklären. Wie schon oftmals Julian Nagelsmann vor ihm, muss der Trainer den alleinigen "Außenminister" spielen.

Doch Tuchel hat damit – vorerst – kein Problem.

"Es ist völlig okay, wenn ich die Interviews nach dem Spiel und die sportliche Einschätzung gebe. Das ist meine Verantwortung", sagte er am Dienstagabend auf Nachfrage von ran. Dass er sich selbst nach dem Hoffenheim-Spiel als "einsamer Rufer im Wald" bezeichnet hatte, wollte der Trainer außerdem nicht so verstanden wissen, dass er sich mehr verbales Engagement von Kahn oder Salihamidzic erwarte.

Clever vom 49-Jährigen, denn noch ist es vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, verbale Unterstützung der Vorgesetzten einzufordern. Doch der Wind könnte sich drehen. Nicht nur Experten, Fans und Journalisten fordern ein extrovertierteres Auftreten von Kahn und Salihamidzic.

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FC Bayern: Kahn und Salihamidzic sorgen für Verwunderung

Auch hinter den Kulissen an der Säbener Straße wundert man sich nach Informationen von ran über das zaghafte Führungsduo. Zumal sich angesichts des drohenden dritten frühen Ausscheidens in der Champions League hintereinander sich auch die Verantwortlichen hinterfragen sollten.

Zumindest bei Kahn, der als Spieler als Freund klarer Worte ("Eier, wir brauchen Eier!") galt, sehen sich viele Beobachter enttäuscht.

Als Boss des Rekordmeisters brachte er es nicht einmal direkt nach der 0:3-Pleite in Manchester übers Herz, seinen Spielern beim offiziellen Bankett die Leviten zu lesen.

Stattdessen lieferte er eine eher blutleere Rede ab und betonte, es bringe nichts, "alles negativ zu sehen". Ist das wirklich die Art und Weise, wie man einen Verein wie den FC Bayern führt?

Viele Anhänger der Münchner wünschen sich endlich "Abteilung Attacke" und hoffen dabei auf den Patriarchen. Uli Hoeneß soll es richten.

Doch nach ran-Informationen wird ein Machtwort des Ehrenpräsidenten vorerst ausbleiben. Intern ist es nicht gewünscht, dass sich Hoeneß öffentlich zu oft und zu kritisch äußert.

Dass die Geschichte des FC Bayern also eine weitere Wutrede erlebt, darf weiter bezweifelt werden.