Champions League
FC Bayern München - Leon Goretzka: Plötzlich X-Faktor
- Aktualisiert: 19.11.2023
- 07:59 Uhr
- Stefan Kumberger
Vom Abstellgleis zur festen Größe: Leon Goretzka ist einer der Gewinner der bisherigen Saison beim FC Bayern. Vor allem weil er sich in den Dienst der Mannschaft stellt.
Aus der Allianz Arena in München berichtet Stefan Kumberger
Es ist ruhig um Leon Goretzka geworden – auch weil er selbst ruhiger geworden ist. Zwar stellt sich der Bayern-Star weiter den Fragen der Reporter, doch wirkt er mittlerweile besonnener und vorsichtiger als noch vor einigen Monaten.
"Ich hätte gerne einen Assist gemacht, aber ansonsten war es ganz solide", sagte Goretzka nach der Partie gegen Galatasaray (2:1), als er von einem Journalisten auf die ran-Note 1 angesprochen wurde.
Es ist eine Bescheidenheit, die bei den Kollegen und im Trainer-Team gut ankommt. Goretzkas zahlreiche Einsätze sind nicht nur eine Folge des dünnen Kaders, sondern auch sein eigenes Verdienst. Immer wenn er spielt, liefert er gute Leistungen ab.
Und: Der 28-Jährige hat Eifersüchteleien, die ihm noch vor zwei Jahren nachgesagt wurden, komplett abgelegt. Als Julian Nagelsmann in seiner Zeit als Bayern-Trainer immer häufiger Marcel Sabitzer neben Joshua Kimmich einsetzte, war Goretzkas Unzufriedenheit spürbar.
Diese Zeiten sind vorbei. Auch weil der Bayern-Star aus Thomas Tuchels Warnschuss aus dem Sommer seine Lehren gezogen hat.
Das Wichtigste in Kürze
Goretzka: Treue zahlt sich aus
Damals hatte der Coach im Trainingslager am Tegernsee einen Verbleib Goretzkas beim FC Bayern noch offengelassen. Beim Testspiel gegen den Kreisklassisten FC Rottach-Egern durfte der Nationalspieler erst in der zweiten Hälfte auf den Platz – mit Dauer-Reservisten wie Bouna Sarr und zahlreichen Jugendspielern.
Der verbale Befreiungsschlag kam dann Ende Juli nach der offiziellen Teampräsentation in der Allianz Arena, als Goretzka auf Nachfrage von ran deutlich wurde: "Ich liebe den Verein, ich liebe die Stadt, ich liebe die Fans. Es gibt keinen Gedanken, den Verein zu verlassen".
Die klare Ansage imponierte nicht nur den Fans des FCB, sondern auch der Führungsriege. Uli Hoeneß hatte ohnehin früh verkündet, dass man neben Joshua Kimmich, Konrad Laimer und eben Goretzka keinen weiteren Mann für die Mittelfeld-Zentrale benötige.
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Jetzt, in der aktuell großen Personalnot, kommt dem Ex-Schalker seine Flexibilität zugute. Plötzlich wird er als Innenverteidiger gebraucht und stellt sich klaglos in den Dienst der Mannschaft. Was in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Preußen Münster noch wie ein Gag wirkte, ist es jetzt eine echte Option für den FC Bayern geworden.
Wie schon beim 4:0-Sieg in Dortmund rückte Goretzka auch gegen Galatasaray nach Dayot Upamecanos Auswechslung in die Innenverteidigung – und das ohne große Umstellungsprobleme.
FC Bayern: Goretzkas Vielseitigkeit von Bedeutung
"Ich wäre schon froh, wenn Upa mal wieder über 90 Minuten spielen könnte. Es hat sich jetzt einfach gut eingespielt", sagt Goretzka über seine neue Rolle. Trotzdem bleiben auch Bedenken: "Es ist natürlich schon eine extreme Umstellung, weil ich üblicherweise eher von der Acht als von der Sechs komme. Da ist der Schritt nach hinten schon recht weit."
Vom Abstellgleis und Fast-Streichkandidaten hat es Goretzka wieder zu einer festen Größe im Bayern-Kosmos geschafft. Bis zur Wintereinkaufstour des Rekordmeisters wird er der X-Faktor bleiben, denn Matthijs de Ligt fällt länger aus, Dayot Upamecano soll laut Tuchel weiter behutsam aufgebaut werden.
Es könnte am Mittwochabend also nicht der letzte Innenverteidiger-Einsatz von Goretzka gewesen sein.
"Es läuft im Moment gut und am Ende spielt man dort, wo man gebraucht wird. So handhabe ich das", sagt der 28-Jährige selbst über den Nebenjob als Teilzeit-Abwehrchef und ist damit neben Harry Kane der derzeit vermutlich wertvollste Akteur für die Bayern.